Einen weiteren Fördervertrag in Höhe von 10.000 Euro für die Fortführung der Konservierung und Restaurierung der Bildtapete mit Pferderennen - "Les Courses des Chevaux" - im südseitigen Saal des Waldhauses Japan in Bleicherode im Landkreis Nordhausen überbringt am Donnerstag, den 20. August 2009 um 11.00 Uhr Erdmute Neubert, Ortskuratorin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) an die Eigentümerin Nadine Frosch. Bürgermeister Frank Rosteck und Professor Dr. Dirk Schmidt vom Förderverein Alte Kanzlei Bleicherode, der die Rettung der Tapete betreut, sind bei der Vertragsübergabe zugegen.

Die Gaststätte Waldhaus Japan entstand vermutlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf einem bewaldeten Höhenzug nahe der Stadt Bleicherode aus einem Gartenhaus. Der zweigeschossige, zur Terrasse hin verputzte Fachwerkbau erhebt sich über einem langgestreckten Grundriss auf einem massivem Sockel. Das Gebäude besteht aus einem Wohnteil und einem 1835 in Fachwerkkonstruktion angefügten Saalbau von 12,5 Meter x 9 Meter sowie einigen Vorräumen. Drei Seitenwände des Saales tragen die beiden zwischen 1810 und 1838 mit Handdruckmodeln in Grisailletechnik auf Papier von der Fa. Zuber & Cie aus Rixheim/Elsaß hergestellten Tapetenmotive "L 'Arcadie" und "Les Courses des Chevaux". Der Kauf der Tapeten erfolgte vermutlich zwischen 1838 und 1850. Der Zyklus "L' Arcadie" wurde um 1810 nach Entwürfen von Pierre Antoin Mongin gestaltet und ist hier vollständig in 20 Bahnen an der Süd- und Westwand erhalten. Das Thema geht auf den Maler und Dichter Salomon Gessner zurück, der für seine im 18. Jahrhundert beliebte Idyllendichtung bekannt war. Die Tapete zeigt sechs Szenen: Hirten, Bauern und Schäfer in einer friedlichen Ideallandschaft vor Tempeln, Hainen und Grotten.

"Les Courses des Chevaux" entstand um 1838 nach Entwürfen von Jean Deltil und zeigt in 25 Bahnen drei Pferderennen in idealer Landschaft, die im römischen Karneval in Italien, beim Galopprennen in England und beim Hindernisrennen in Frankreich spielen. Florale Motive trennen bzw. rahmen die einzelnen Szenen. Figurengruppen agieren im Vordergrund, mittig verlaufen die Pferderennen und im Hintergrund erscheinen Gebäude oder Landschaften. Diese Tapete ist vermutlich das älteste in Deutschland erhaltene Exemplar und kann damit zu den frühesten Drucken dieses Dekors gezählt werden. Die Tapete befindet sich durch starke Verschmutzung in einem allgemein schlechten Erhaltungszustand. Das Papier ist brüchig und weist Fehlstellen und Risse auf. Die Malschicht zeigt Krakelüren, Schollenabhebungen und Abplatzungen. Ältere Restaurierungen verursachten einen nun vergilbten Kaseinfilm, zudem sind die für den Handdruck typischen Druckränder teilweise verputzt. Mit dem neuen DSD-Vertrag sowie den Mitteln des Landesamtes für Denkmalpflege kann die bereits im letzten Jahr begonnene Restaurierung nun konkret mit den Bahnen 5, 6 und 7 fortgesetzt werden.

Das Waldhaus Japan gehört somit zu den über 380 Projekten, die die private Denkmalschutz Stiftung in Bonn allein in Thüringen dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, fördern konnte. Aus deren Erträgnissen werden jährlich bundesweit Projekte aus den Bereichen Wohlfahrt, Sport und Denkmalpflege mit rund 50 Millionen Euro gefördert.

Bonn, den 17. August 2009/Schi