Die Vergangenheit der Futuristen - Schiele-Erotik - Perfektion in vergoldeter Bronze - Kunstvolle Masken - Funkeln und Glitzern am Handgelenk

Zwei Arbeiten von Umberto Boccioni und David Burliuk, Künstler, die später als Vertreter der futuristischen Bewegung berühmt wurden, geben einen seltenen Einblick in die Einflüsse, die das Schaffen der beiden Maler prägte. Sie deuten bereits jene Elemente an, die zu Schlüssel-Merkmalen ihrer Arbeit werden sollten.

“Campagna milanese” (Lot 3208) von Boccioni stammt aus 1908 - ein Jahr später veröffentlichte Marinetti sein berühmtes Manifest über den Futurismus, und zwei Jahre später schuf Boccioni sein eigenes futuristisches Gemälde. Das Bild ist stark vom Impressionismus und Spät-Impressionismus geprägt; in der Spiegelung der Bäume und des Ufers im Fluss zeigt sich allerdings eine gewisse Dynamik, die man in Boccionis futuristischen Werken wiedererkennt.

Burliuks Hafenszene (Lot 3215) von 1906 zeigt ebenfalls den Einfluss von Spät-Impressionisten wie Seurat, aber auch von Fauves - jene “Wilden”, die ihre Bilder in der Nachfolge der Pointillisten unter Verzicht auf symbolische oder soziale Gehalte aus der freien Ausdruckskraft reiner Primär- oder Komplementärfarben komponierten - wie André Derain. Elemente dieser französischen Kunstströmungen zeigen sich immer wieder in Burliuks Werken, der später als “Vater des russischen Futurismus” bekannt wurde.

Von einem weiteren russischen Emigranten, Boris Grigoriev, stammt das Portrait einer Bäuerin, die mit einem stechenden, sehr direkten Blick zurückschaut (Lot 3226). Nicht ungewollt ist wohl die ikonische Wirkung, durch die Grigoriev seinen Portraits bewusst eine spirituelle Ebene verlieh. Das Gemälde ist Teil seines monumentalen Zyklus’ “Gesichter Russlands”, den er begonnen hatte, ehe er nach der Revolution 1917 Russland in Richtung Frankreich verliess.

Egon Schieles erotische Szene (Selbstportrait) zeigt den jungen Künstler in einem äusserst intimen Moment (Lot 3220). Was dieses Werk so faszinierend macht, ist der eigenartig teilnahms- und leidenschaftslose Blick, mit dem Schiele den Betrachter ansieht, ihn zu einem Zeugen der Szene macht, jede moralische Empörung mit Gleichgültigkeit quittierend. Die Zeichnung erzählt viel über Schieles einzigartigen Stil der Portraitierung - und über ihn selbst. Sie gehörte einst Erich Lederer, einem Freund und und Förderer von Schiele und Gustav Klimt, und ist eine der wenigen Werke, die er retten konnte, als er von Österreich nach Genf auswanderte.

Österreich nach Genf auswanderte. Zu den interessantesten Werken in der Auktion für Zeitgenössische Kunst gehört das 1962 geschaffene “Achrome” von Piero Manzoni (Lot 3482). Den monochromen Effekt erzielte der Künstler durch die Verwendung sehr unterschiedlicher, aber gleichfarbiger Materialien: Polystyrolkügelchen, Kaolin und Leinwand. Die Arbeiten, die Manzoni kurz vor seinem frühzeitigen Tod 1963 schuf, gehören zu den kraftvollsten seiner ganzen Karriere.

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