• Menü
    Stay
Schnellsuche

Moderne

Max Liebermann Wegbereiter der Moderne

Moderne

Die Idealgemeinschaft
Die Inspirationen zu seinen Bildern verdankte Liebermann vor allem seiner „Malheimat“ Holland, wo er von 1871 bis 1914 jeden Sommer verbrachte. Der Künstler betonte, dass er seine Motive fast immer zufällig entdeckte, sie stachen ihm förmlich ins Auge − so wie die Mädchen in einem Amsterdamer Waisenhaus. Die gewohnt malerische Annäherung an das Thema erhält durch die Hervorhebung der Farbkontraste, der heiteren Lichtstimmungen und der klaren Organisation des Raumes neue Impulse.

An seinem Personal war Liebermann mehr thematisch als psychologisch interessiert: All die Handwerker, Bauern, Frauen bei der Handarbeit und Kinder wurden vor allem in ihrer sozialen Funktion wahrgenommen. Sie gehen in einer intakten vorindustriellen Gemeinschaft auf, in der die Gleichheit verwirklicht schien. Tritt die Einzelfigur in den Vordergrund, so gewinnt sie ihre Monumentalität durch die Vernachlässigung erzählerischer Details. Es ist nicht die Schilderung eines Milieus, die im Mittelpunkt steht, sondern die malerische Umsetzung des Motivs. In der Konzentration auf das Wesentliche erfasst Liebermann die „Natur in ihrer Einfachheit und Größe.“

Malheimat Holland

„Mit Recht hat man Holland das Land der Malerei par excellence genannt. Und es ist kein Zufall, dass Rembrandt Holländer war. … Italien ist zu pittoresk. Holland dagegen erscheint auf den ersten Blick langweilig … In der Intimität liegt seine Schönheit. Und wie das Land, so seine Leute: nichts lautes, keine Pose, keine Phrase“, schrieb Liebermann 1901.

Es waren also nicht Berlin, nicht Barbizon und auch nicht Paris, die dem Künstler die entscheidenden Impulse für seine Bildmotive lieferten. Es war seine „Malheimat“ Holland, in der er Formen des vorbildlichen Gemeinschaftssinns sowie die gewachsene Einheit von Leben, Architektur und Natur fand. In den 1890er Jahren wichen die früheren genrehaften Darstellungen des dörflichen Lebens atmosphärisch dichten Schilderungen einsamer Menschen in karger Natur. Die Figuren sind jetzt aus der schützenden Gemeinschaft herausgelöst, sie verlassen ihre von Menschenhand geformte Umgebung, um sich in der unendlichen Weite der Landschaft zu verlieren. Dabei wendet sich der Künstler immer stärker einer subtilen Stimmungsmalerei zu, deren Wirkung allein von Licht und Luft bestimmt wird. Aus dem Genremaler ist ein Landschaftsmaler geworden.

Der Jesus-Skandal
„Eigentlich hätte ich Historienmaler werden wollen“, kommentierte Liebermann die Anfänge seiner Karriere. Und in der Tat gehört die Darstellung des zwölfjährigen Jesus im Tempel zu den bevorzugten Bildthemen der Historienmalerei. Auch der von Liebermann so verehrte Rembrandt hat das Motiv in mehreren Versionen radiert.

Die Idee zu seinem 1879 in München entstandenen Bild geht auf einen Besuch im Amsterdamer Judenviertel zurück. In seiner mehrfigurigen Komposition zeigt Liebermann den Jesusknaben inmitten der Schriftgelehrten, die der Künstler vor allem durch die im 19. Jahrhundert übliche Rabbinertracht charakterisiert. Dadurch versetzt er die biblische Szene in die Gegenwart. Auch der Jesusknabe – in der ursprünglichen Version noch barfüßig und dunkelhaarig – ist äußerst realistisch dargestellt. Es ist ein lebhaft gestikulierender Junge, dessen kindliche Not, unbedingt überzeugen zu wollen, deutlich spürbar wird.

Die Empörung war groß: Man warf dem Maler die Verunglimpfung der christlichen Religion vor, indem er den Sohn Gottes als einen schmutzigen „naseweisen Juden-Jungen“ zeigt und „die Scene in eine echt polnisch kleinstädtische Synagoge verlegt“. Mit der von antijüdischen Ressentiments genährten Auseinandersetzung befasste sich sogar der Bayerische Landtag.

Die Porträts – „Der Parademarsch des Malers“ Im Jahre 1892 bemerkte ein Kritiker „mit Schaudern“, dass Liebermann sich nun auch der Bildnismalerei widme. Sein Ruf als „Apostel der Hässchkeit“ eilte dem Künstler voraus und war zunächst keine gute Empfehlung für die potentiellen Auftraggeber.

Der erste bedeutende Auftrag kam vom Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark: Liebermann sollte den Hamburger Bürgermeister Petersen porträtieren. Die Kritik am fertigen Bildnis war niederschmetternd. Die unverstellt realistische Darstellung des Würdenträgers löste abermals Empörung aus. Auf seinem Weg zum begehrtesten Porträtisten der Nation stand Liebermann erst am Anfang.








Neue Kunst Ausstellungen
INSPIRATION CHINA
Hamburg, 2. Mai 2024 – Nach der Wiedereröffnung des...
ANNA HAIFISCH. BIS
Hamburg, 16. April 2024 – „Bis hierhin lief...
EDUARD ANGELI - Die
Eduard Angeli, geboren 1946 in Klagenfurt, ist ein...
Meistgelesen in Ausstellungen
Sag‘s durch die Blume! Wiener
Blumenbilder hatten über die Epochen hinweg eine starke...
American Pop Art 2011 - in der
Am 21.10.2011 ist es soweit: Die Kunsthandlung & Galerie...
Julian Rosefeldt – American
Julian Rosefeldt, geb.1965 in München, gehört zu den...
  • Abb.: Max Liebermann, Nach dem Bade, 1904, Tate Galllery, London © Tate Gallery, London 1997, aus dem Nachlass von B.GL. Tietz 1980
    Abb.: Max Liebermann, Nach dem Bade, 1904, Tate Galllery, London © Tate Gallery, London 1997, aus dem Nachlass von B.GL. Tietz 1980
    BUNDESKUNSTHALLE