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Conditio human

Conditio humana So lebt der Mensch

Conditio human

Doch was wäre das Werk in der Welt ohne andere Betrachter? Homo faber kann man sich zwar prinzipiell im Singular vorstellen, allein mit seinen Werken. Ebenso das animal laborans, allein in seinem Lebensvollzug. Doch das, was sich im gemeinsamen Betrachten und Darüber-Diskutieren ereignet, das, was schließlich Sinn hervorbringt, Geschichte(n), Gedächtnis und Identität(en) stiftet, ist nur unter der dritten Grundbedingung, der Pluralität möglich: Es sind die Tätigkeiten des Handelns und Sprechens. Weil wir Viele, Einzigartige sind, weil wir die Menschen und nicht „der“ Mensch, nicht „das Wesen“ des Menschen sind, gibt es ein Bezugsgewebe, eine Textur von Beziehungen, Verknüpfungen, Verstrickungen. Pluralität ist nicht bloß äußerliche „diversity“, es ist nicht die Einzigartigkeit unserer genetischen Codes oder unserer unterschiedlichen Sozialisierung. Das unverwechselbar einmalige des Wer-einer-ist, das sich im Sprechen und Handeln manifestiert, entzieht sich jedem Versuch, es in Worte zu fassen, in Eigenschaften zu beschreiben. Dieser Versuch bleibt am „Was“ hängen, statt das „Wer“ zu erfassen. Pluralität ist also keine Eigenschaft, sondern die Pluralität der Perspektiven, der je unterschiedliche Ort, an dem sich jeder von uns befindet und wodurch sich das uns Gemeinsame, die Welt, in je verschiedenen Ansichten zeigt. Und Pluralität ist die Unvorhersehbarkeit, die Spontaneität unseres je einzigartigen Anfangen-Könnens. Im gemeinsamen Handeln und Sprechen vollziehen wir diese Grundbedingung der Pluralität. Hannah Arendt nennt dies auch „das Politische“. Das Politische, das Miteinander im (durchaus kontroversen!) Austausch der verschiedenen Perspektiven, verlangt und erzeugt gleichzeitig einen ganz bestimmten Erscheinungsraum: den Raum der Öffentlichkeit.

Privates und Öffentliches sind Räume, die wir schaffen. Räume, die eine eigene Physiognomie haben, die die Dinge in gewisser Weise erscheinen lassen, sie ins Helle stellen, oder im Dunkel bewahren. Wie wir diese Grenzen ziehen, wo wir sie ziehen und was wir damit erreichen wollen, kann selbst noch einmal Gegenstand der Diskussion werden. In jedem Fall ändert durch die unterschiedlichen Physiognomien des privaten und des öffentlichen Raumes auch der jeweilige Gegenstand seine Erscheinungsart: So ist etwa die Liebe zwischen zwei Menschen als Privatsache eine Angelegenheit, die des Schutzes (manchmal sogar der Heimlichkeit) bedarf und diese/n auch meistens sucht. Zuviel helles Licht der Öffentlichkeit, zu viele interessierte Blicke können sie zerstören. Zwei verliebte Menschen interessieren sich nicht für die Welt der gemeinsamen menschlichen Angelegenheiten, diese Welt geht zwischen ihnen, wie Arendt sagt, „in Flammen auf“. Doch manchmal lässt dies die Welt nicht zu. Wenn die Liebe deshalb zum politischen Anliegen gemacht wird, wenn sie auf die Straße geht und ihr Recht fordert, wenn sie nicht mehr nur heimlich, sondern weltgestaltend sein will, ist sie etwas anderes geworden: das gemeinsame Anliegen von vielen, die miteinander handeln. Hier geht es um das Sichtbarmachen von Diskursen, um das Neugestalten von Codes, das Verändern der Welt, in der wir leben. Auch die Welten des Eigensinns, die hergestellten Gegenstände des Meisters, des artifex, können in verschiedenen Kontexten von „privat“ und „öffentlich“ und von „Leben“, „Welt“ und „Pluralität“ verschiedene Erscheinungsformen annehmen: Sie können als Kunstwerke zum öffentlichen Diskussionsgegenstand werden; sie können „er/scheinen“, als Zeugen einer bestimmten, vielleicht vergangenen Welt; sie können als „Gedächtnis“ funktionieren (wenn wir sie im gemeinsamen Gespräch beleben), uns Geschichten erzählen; sie können das Alltägliche nobilitieren; sie können aber auch im ganz einfachen Gebrauch der Lebensvollzüge eingesetzt werden; sie können schließlich als Konsumartikel auch schlichtweg „verbraucht“ werden.


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