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Ausstellung

Paloma Varga Weisz.

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Das ist die Notwendigkeit der Ordnung. Diese Vorstellungen von Realität, Verlangen, Ordnung, Repression und Gesellschaft kollidieren in dieser Ausstellung. Und die Komponenten dieser Kollision verdienen auch, dass ihre Bestandteile untersucht werden. Aus dem Inneren der Installation erklingen mechanische, sich wiederholende Geräusche. In den zwei Räumen der Scheune sitzen zwei Holzfiguren mit menschlichen Zügen. Man könnte auch viel darüber sagen, dass all die Figuren normalerweise reglos sind, tote, starre Objekte, aber diese zwei Holzfiguren sind Automaten. Ihre mechanistischen Bewegungen gehören zu mehreren unterbrechenden Gesten, die Paloma Varga Weisz in die Installation eingebaut hat. Die Bewegungen unterstreichen die unheimlichen Elemente der beiden repräsentierten Figuren und ahmen gleichzeitig eine körperliche Bewegung nach, obwohl es nur die der Nicht-Lebenden sind, die beide furchtbar allein sind in ihrer Groteske. Im Fall der männlichen Figur bewegt sich eine übertrieben große, penisförmige Nase auf und ab. Die Frau öffnet und schließt lediglich ihre Beine. Eine perverse Puppenspielerei entfaltet sich innerhalb der zwei Kammern, wo nicht nur dem Betrachter durch die hölzernen Sehschlitze der Scheune ein programmierter Sexmechanismus präsentiert wird, sondern auch im Inneren bezeugt wird durch die blicklosen Augen der ausgestopften Artefakte. Im Innenraum befruchten sich die toten Blicke gegenseitig, und schließlich lösen sie auch die Codierung auf, die man zum Beispiel den Beziehungen zwischen der sich bewegenden weiblichen Figur und dem Gorilla, der sie anzusehen scheint, zuschreiben würde. Das bedeutet zum Beispiel, diese dualistische Beziehung zu unterbrechen, und dann wird die Ordnung dieser bereits perversen Beziehung noch weiter gelöst durch eine dritte Partei – die Figur eines Pavians – die den Beobachter beobachtet. Dadurch wird uns die Beteiligung unseres eigenen Blicks an dieser Perversion klar. Genauso wie die toten Tiere eine scheinbar private, absurd sexuelle Aktivität beobachten, sind wir ebenfalls darin verwickelt. Wir aktivieren die Perversion.

Und diese toten Tiere, die Jagdtrophäen an einer Wand und die zwei Affen in dem weiblichen Raum, unterstreichen ebenfalls die Vorstellungen des Unheimlichen, der Heimat und des Heimlichen. Sie sind die traurigen Trophäen einer Art geplatzter Glorie oder verlorener Heldenhaftigkeit, oder eines lahmen Machismo – wie es letztlich alle Trophäen dieser Art sind. Die Jagd auf Trophäen könnte wirklich eine Sache der Vergangenheit sein, aber wie ein schlechter Haarschnitt, der nicht mit der Zeit geht, erscheinen diese Trophäen immer noch in gewissen regionalen Gasthäusern, in den Wohnzimmern von Privathäusern auf der ganzen Welt, und genauso tauchen sie online auf in Form von digitalen Aufnahmen von Großwildjägern, die in Afrika Nashörner und Giraffen abknallen. Der vertraute „Charme“, den diese Trophäen auf manche Leute ausüben, ist genau ein Sinn von Heimat, den Paloma Varga Weisz manipuliert. Diese chauvinistische Wahnvorstellung des Siegs über die Natur, eine Bekräftigung männlicher sexueller Ermächtigung oder Dominanz, ist unteilbar mit der Perversion verbunden – ja, sogar dadurch bestärkt – die Köpfe dieser toten Tiere dann an die Wand zu hängen, gerahmt, montiert, als wären sie selbst Kunstwerke. Diese Perversion wird auch unterstrichen durch Palomas Auswahl von Hundeköpfen – eigentlich der beste Freund und Gehilfe des Jägers – doch auch sie enden an der Trophäenwand des eigenen Heims. Man könnte diese barbarischen Rituale auch als Mittel sehen, um Identität und Realität zu bekräftigen. Weitherin könnte man auch fragen, ob mit dem Ausleben dieser „stilleren“ Formen ziviler Gewalt eher akzeptierte, fast unsichtbare Rituale befolgt werden, so wie das Opfern kleiner Kinder in der präkolumbianischen Kultur dazu diente, die Gewalt als Ganzes in Schach zu halten? Kann die moderne, zivile Gesellschaft ohne diese Reste vergangener Zeiten nicht funktionieren? Sexuelle Aggression und mechanisches Verhalten kann man im Verlauf der Geschichte en masse beobachten, wenn destruktive Tendenzen sich in Gewalt, Terror und Krieg entladen, genauso wie eine kollektive Perversion, wie uns Freud erinnert. Varga Weisz evoziert eine sehr mechanische, programmierte Eigenart menschlichen Verhaltens und der Sexualität selbst. Ähnlich der Folklore und volkstümlichen Erzählungen, in denen eine Art Gewalt immer unter der Oberfläche der Realität lauert, entwirren ihre mechanischen Figuren, die sie innerhalb dieser Tableaus von Jagdtrophäen und sentimentaler Taxidermie platziert, eine Reihe von Erzählungen, die voller Echos echter und imaginierter Geschichten stecken.






  • 04.07.2015 - 09.09.2015
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    Öffnungszeiten Ausstellung: Di-So, 12-19 Uhr

    Öffnungszeiten Büro: Mo-Fr, 9-13 Uhr



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