Maler und Bildhauer
Georg Baselitz
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Ausstellung19.09.2014 - 01.02.2015
2005 begann Baselitz an seiner 'Remix'-Serie zu arbeiten, welche diese Schlüsselmotive aufgreift. Die Bilder vollführen einen Zeitsprung zum Ende des letzten Jahrzehnts. Baselitz zitiert hier einerseits auf paradigmatische Weise aus den Helden-Arbeiten, andererseits ist die Entwicklung seiner bildnerischen Methode einer Beschleunigung formaler Ressourcen unterworfen, die einen völlig neuen Zugang zu früheren Themen erlaubt. "Vorwärts Wind" wird in einer relativ analogen Weise aufgegriffen. Wieder wird eine Person vor einem nackten Baumstumpf dargestellt, wobei die bildnerische Struktur aufgelöst und die bleiche Farbgebung durch die roten Epauletten und die fleischigen rosa Hände und Genitalien akzentuiert ist. Im Gegensatz dazu sind "Moderner Maler" und "Schwarz" in den Remix-Versionen mit Hakenkreuz-Motiven im Stil von Piet Mondrian kombiniert, wobei die ikonische Bedeutung dieses Motivs in der modernen Kunst in gewisser Weise seinen ideologischen Missbrauch durch die Nazis quasi 'kompensiert'. Auch diese Kompositionen sind paradigmatisch für eine inhaltliche 'Ausleerung' des Gegenstands zugunsten eines abstrakten Formbegriffs als autonome Bildfunktion. Die Spontaneität und Entspanntheit dieser Arbeiten erlaubten Baselitz eine unprätentiöse Revision seines malerischen Vokabulars und seiner eigenen Geschichte.
Gleichzeitig entfesselt Baselitz Erinnerungen, welche die Zeiten seines eigenen Zwiespalts zwischen Ost und West heraufbeschwören, eine Zeit ideologischer und künstlerischer Kämpfe. Baselitz hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihn in den späten 1950er- Jahren die Gemälde von de Kooning tief beeindruckt hatten, besonders die kraftvolle, ausdrucksstarke Persiflage auf das Diktat des zeitgenössischen Schönheitsideals von "Woman I" (1950- 52), das er 1958 in einer Ausstellung der Hochschule für Bildende Künste in Berlin gesehen hatte (wo es u.a. mit Jackson Pollocks "Number 12" (1952) gezeigt wurde).
In der Serie von Arbeiten, die als Negativ-Bilder bezeichnet werden, kehrt Baselitz nicht nur den Gegenstand um, sondern auch die Farbwerte. Diese Darstellung als fotografisches Negativ führt zu einer zusätzlichen Umkehrung des Bildes in Bezug auf die 'natürliche' Wahrnehmung seines Motivs. Die schwarzweißen Negativ- Bilder steigern den Grad der Abstraktion bereits in dreierlei Hinsicht. Damals hatte Baselitz das Potential der Entfremdung der äußeren Erscheinungsform des Gegenstands und die Möglichkeiten seiner bildnerischen Repräsentation fast schon ausgeschöpft. Das Selbstporträt "Zero" (2004) zeigt eine schlichte, unprätentiöse Ansicht, die in starken, ruhigen Pinselstrichen in einer Mischung differenzierter Grauwerte umgesetzt ist. Mit der formal analogen Arbeit "Negativ weiter links" (2004) hat sich Baselitz wieder "Elke I" zugewandt. Denselben fotografischen Prototypen variiert er in "Elke negativ blau" (2012), das die Charakteristika der schwarzweißen Version noch prägnanter zur Geltung bringt.
Georg Baselitz (Hans-Georg Kern) wurde 1938 in Deutschbaselitz bei Dresden geboren und wuchs in der DDR auf. Nachdem er wegen "gesellschaftlicher Unreife" von der Kunstakademie Ostberlin suspendiert wurde, bewarb er sich an der Westberliner Akademie. 1958 zog er nach Westberlin und schloss 1962 dort sein Studium ab.
In dieser Zeit legte er sich nach seinem Geburtsort den Namen Baselitz zu.
Bei seiner Suche nach Alternativen zu dem ideologisch aufgeladenen Antagonismus zwischen sozialistischem Realismus und Abstraktion begann er sich für Kunst außerhalb des Mainstreams zu interessieren, für Art Brut (Jean Dubuffet) und Outsider art. Weiterhin war er von existentialistischer Kunst (Fautrier) und Literatur (Beckett, Ionesco, Artaud), von Dada (Schwitters, Picabia) sowie von Friedrich Nietzsche und Gottfried Benn beeinflusst.
Nachdem seine erste Einzelausstellung in der Galerie Werner & Katz in Berlin 1963 zu einem kalkulierten Skandal geführt hatte, begann er an einer Serie von Gemälden monumentaler Männerfiguren zu arbeiten, die als Helden-Bilder bekannt wurden. Inspiriert waren diese Gemälde vom italienischen Manierismus, mit dem er sich bei einem Stipendienaufenthalt in Florenz 1965 befasst hatte. Die folgende Serie der sogenannten Frakturbilder führte Ende der 1960er-Jahre zu einem großen Interesse an Wäldern und Bäumen. 1969 malte er "Der Wald auf dem Kopf", sein erstes auf dem Kopf stehendes Bild. Hier wollte er die Aufmerksamkeit des Betrachters allein auf malerische Anstrengung und Leistung lenken. Vom Ende der 1970er-Jahre datieren monumentale Holzskulpturen von Köpfen und Figuren. Baselitz' internationale Bekanntheit nahm zu, er war zunehmend in großen Museen und bei wichtigen Gruppenausstellungen vertreten.
Das Haus der Kunst fühlt sich geehrt, diese Ausstellung in enger Zusammenarbeit mit Georg Baselitz gestalten zu dürfen. Der durchgehend illustrierte Katalog erscheint bei Prestel. Enthalten sind Texte von Georg Baselitz, Katy Siegel, Eric Darragon, Michael Semff und Ulrich Wilmes sowie ein Gespräch zwischen Georg Baselitz und Okwui Enwezor.
Zur Ausstellung erscheint eine Edition in limitierter Auflage. Georg Baselitz, Selbstporträt: Willem raucht nicht mehr, 2014, Radierung, Platte: 66,5 x 49,7 cm, Papier: 85 x 66 cm, signiert und nummeriert, verfügbar ab 18. September, Vorreservierungen unter www.hausderkunst.de/shop/editionen.
"Georg Baselitz - Damals, dazwischen und heute" wird von Ulrich Wilmes kuratiert und vom Haus der Kunst organisiert. In modifizierter Form wird die Ausstellung im Frühjahr 2015 zur Powerstation of Art in Shanghai reisen.
Die Ausstellung wurde wesentlich unterstützt von der Gesellschaft der Freunde Haus der Kunst e.V., der Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg/Paris, White Cube, London, sowie der Gagosian Gallery, New York.
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19.09.2014 - 01.02.2015
Oeffnungszeiten: Mo – So von 10 – 20 Uhr, Do 10 – 22 Uhr