• Menü
    Stay
Schnellsuche

Kagoshi Japani

Kagoshi Japanische Meister der Bambusflechtkunst

Kagoshi Japani

Feinste Flechtkunst aus Jahrhunderte langer Tradition – künstlerisch hoch anspruchsvoll und handwerklich meisterhaft sind die Körbe der kagoshi, einem neuen Typ japanischer Meister der Bambusflechtkunst. Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft Hamburg – Osaka über 100 Korbflechtarbeiten aus Bambus mit künstlerischem Anspruch aus den 1880er und 1890er Jahren aus seiner kostbaren Sammlung, die der Gründungsdirektor Justus Brinckmann zwischen 1885 und 1898 erwarb. Als einziger Museumsdirektor in Europa erkannte er auf der Weltausstellung 1873 in Wien erstmals die künstlerische Bedeutung der Korbflechtarbeiten. Nach der letzten großen Ausstellung japanischer Bambusflechtkunst im Asian Art Museum of San Francisco, USA, 2007 richtet nun das Museum für Kunst und Gewerbe erstmals in Europa den Blick auf eine fast vergessene und erst seit wenigen Jahren in den USA und in Japan wieder entdeckten japanischen Kunst. Im Mittelpunkt stehen 50 handsignierte Arbeiten von Hayakawa Shôkosai I. (1815 – 1897), der als Wegbereiter der modernen Bambusflechtkunst in Japan gilt. Der mit Preisen geehrte Korbflechtmeister war der führende kagoshi der ersten Generation, die, anders als ihre Vorgänger, jede ihrer Arbeiten signierten. Die Kunst von Shôkosai I. zeichnet sich aus durch komplexe Techniken, hoch verfeinerte Entwürfe und eine bis ins kleinste Detail ausgefeilte Gestaltung und Präzision.

 Maria Thrun, Hamburg

„Shōkosai kore wo tsukuru“ (dt. „Shōkosai hat dies gemacht“) – mit diesem Schriftzug signierte Shōkosai I. als erster kagoshi seine Werke. Mit dem Namenszug, der mit kräftigen Zeichen auf dem stabilisierenden Bambuskeil (haritake) des Korbbodens eingekerbt wurde, wollte Shōkosai die Wertigkeit der Körbe als Kunstwerke hervorheben. Das Museum für Kunst und Gewerbe besitzt mit 60 Körben von Shōkosai I. die weltweit größte noch erhaltene historische Sammlung des frühen Flechtmeisters aus Osaka. Die fragilen Körbe und Objekte wurden festlich genutzt für die Präsentation von Blumengestecken (ikebana) oder Früchten, als Behälter für Holzkohle im Rahmen von Teezeremonien oder als Schmuck in den Räumen von Gelehrten. Schlanke und schwellende Formen, beinahe transparente Objekte und Körbe, die Tierformen zum Vorbild haben, entstanden durch unendliche Variationen des Bambusflechtens. Keines dieser zarten Objekte gleicht dem anderen. Für Justus Brinckmann war Japan „das klassische Land“ der hohen Handwerkskunst im Korbflechten. Die von ihm erworbene Korbsammlung sollte deutschen Kunsthandwerkern zum Vorbild dienen und diente tatsächlich deutschen Korbflechtern als Inspirationsquelle.

Shōkosai lebte in einer von politischer Unsicherheit und gesellschaftlichem Wandel geprägten Zeit. Mit dem Sturz der Shōgunatsregierung 1886 – auch Meiji-Restauration genannt – folgte eine Epoche der rapiden Modernisierung auf den Gebieten der Technik und der Staatsführung nach westlichem Vorbild. Mit der Abschaffung des Samurai-Standes zu Beginn der Meiji-Zeit verloren zahlreiche Kunsthandwerker ihre feudalen Auftraggeber. Durch das ausländische Interesse an japanischer Kultur wurde das exportorientierte Kunsthandwerk jedoch bald von der Regierung gefördert und als lukrativer Wirtschaftszweig eingesetzt. Auf der Weltausstellung in Wien 1873 war das japanische Kunsthandwerk neben anderem auch mit Flechtarbeiten repräsentiert.

Der Lebensweg von Shōkosai I. ist beispielhaft für die Durchmischung der Gesellschaftsschichten im Japan des 19. Jahrhunderts. Er gab die Zugehörigkeit zum Feudalstand auf, um seine selbst erwählten Ziele zu verfolgen. Während er einerseits die alten konfuzianischen Tugenden verkörperte und sich mit den historischen Errungenschaften der japanischen Kultur identifizierte, stand er andererseits im Einklang mit dem neuen, vorwärtsgerichteten Staatsgeist und war bereit, sich mit seinen Werken dem Wettbewerb zu stellen. Unzweifelhaft ist, dass Shōkosai I. durch sein Selbstbewusstsein und sein kompromissloses Streben nach Vollkommenheit in Technik, Verarbeitung und Gestaltung den Weg ebnete für den Erfolg des Korbflechtens als Kunsthandwerk im Japan des 20. Jahrhundert.

Shōkosai war schon über 60 Jahre alt, als er mit seinem Deckelkorb für das Zubehör der sencha- Teezeremonie auf der ersten Nationalen Industrieausstellung 1877 in Japan den ersten Preis gewann. Das Ausstellungsstück wurde in die kaiserliche Sammlung integriert. Die Kaiserin Shōken soll den kleinen, aus Rattan geflochtenen Korb direkt von der Ausstellung in den Palast mitgenommen haben. Diese Episode begründete Shōkosais Ruhm in seinen späten Jahren. Einen weiteren Preis erhielt er 1881 auf der zweiten Industrieausstellung in Tokio für einen kleinen Blumenkorb. Ein Korb gleicher Art befindet sich in der Sammlung des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe. Auch wurde eines von Shōkosais Werken zur Präsentation auf der Weltausstellung in Chicago 1893 ausgewählt.


Ausstellung






Neue Kunst Ausstellungen
"Von Vermeer bis
Es ist ein echtes Eintauchen in die Natur und Themen der...
Zadie Xa Rough hands
For her first solo exhibition at Thaddaeus Ropac, Zadie Xa...
Das Archiv der
Das Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona (ADA) ist...
Meistgelesen in Ausstellungen
Buddha 108 Begegnungen
Nur wenige Gestalten haben eine dem Gautama Buddha...
American Pop Art 2011 - in der
Am 21.10.2011 ist es soweit: Die Kunsthandlung & Galerie...
Gemal­ter Mythos Kanada
Jetzt schon in die Ferne schweifen: Die Schirn präsentiert im...
  • Blumenkorb für Päonien, botan kago , spätes 19. Jh., im chinesischen Stil, signiert: Chikushi, nicht identifiziert Bambus und Rattan, Höhe 60 cm, Durchmesser 30 cm Foto: Maria Thrun, Hamburg
    Blumenkorb für Päonien, botan kago , spätes 19. Jh., im chinesischen Stil, signiert: Chikushi, nicht identifiziert Bambus und Rattan, Höhe 60 cm, Durchmesser 30 cm Foto: Maria Thrun, Hamburg
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Hayakawa Shôkosai I. Kleiner Blumenkorb mit seitlichen Henkeln zum Hängen, spätes 19. Jh., im chinesischen Stil, signiert Bambus und Rattan, Höhe 20 cm, Durchmesser 11 cm Foto: Maria Thrun, Hamburg
    Hayakawa Shôkosai I. Kleiner Blumenkorb mit seitlichen Henkeln zum Hängen, spätes 19. Jh., im chinesischen Stil, signiert Bambus und Rattan, Höhe 20 cm, Durchmesser 11 cm Foto: Maria Thrun, Hamburg
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Blumenkörbe, Fliegenwedel und Tragekorb für Teeuntensilien Tragekorb von Hayakawa Shokosai I. (1815-1897), breiter Henkelkorb von Chikubosai (um 1900), Japan Bambus und Rattan
Foto: Maria Thrun, Hamburg
    Blumenkörbe, Fliegenwedel und Tragekorb für Teeuntensilien Tragekorb von Hayakawa Shokosai I. (1815-1897), breiter Henkelkorb von Chikubosai (um 1900), Japan Bambus und Rattan Foto: Maria Thrun, Hamburg
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg