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l[i]eben uferlos und andersrum

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„Liebe ist, wenn…“ Kaum ein Zustand wurde öfter zu definieren versucht, öfter beschrieben, öfter besungen, öfter beweint oder öfter glückselig memoriert als jener der Liebe. Viel wissen wir darüber, vieles ist noch offen, was weder religiös, noch psychologisch erklärt werden kann, worüber Hormonspiegel nichts aussagen und Geschichtsbücher schweigen. Doch eines gilt (spätestens seit Niklas Luhmann) als gesichert: Liebe ist kein Gefühl.

Liebe ist ein Code, mit dem wir Gefühle interpretieren, einordnen oder gar generieren. Wen oder was wir als liebens- und begehrenswert empfinden, hängt mit Vorstellungen eines idealen Körpers, unseren Bildern von Mann und Frau, mit unserem Sinn für Schönheit und dem, was wir für normal halten, und natürlich mit unserer Stellung in der Gesellschaft zusammen. Bilder von Liebe und Begehren, Erotik und Sexualität haben sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändert. Das ist nicht zuletzt an den verschiedenen Stadien der Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit gleichgeschlechtlich l(i)ebender Menschen abzulesen. Die Möglichkeiten, ihre Liebe zu leben, ist nicht nur ein Gradmesser der Toleranz und Offenheit einer Gesellschaft, sondern spiegelt den Stellenwert wider, den jegliche Form von Liebe in deren sozialen Gefüge genießt.

Die romantische Liebe als Einheit emotionalen, psychischen und sexuellen Begehrens und eine dem grauen Alltag widerständige Aufwallung ist eine recht junge Variante des Deutungsschlüssels für Gefühle. Als Motiv für eine möglichst lebenslange Partnerschaft, der Ehe im Sinne eines Gesellschaftsvertrages, dient sie erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit der bürgerlichen Revolution wurde diese junge Gefühlseinheit der Liebe gesellschaftsfähig, aber damit auch in den Dienst der gesellschaftlichen Reproduktion gestellt und alle Formen der gegenseitigen Zuneigung, die nicht auf die Zeugung neuer Gesellschaftsmitglieder ausgerichtet sind, als deviant abqualifiziert, weiterhin verboten und verfolgt. Gerade volkskundliche Sammlungen sind auskunftsfreudige Zeugen dieses Zusammenhangs, der keine andere Reihenfolge kennt als „verliebt, verlobt, verheiratet“. Auf Mangelbrettern und Rahmzwecken, auf Schränken und Truhen, bei Segensbriefen und Talismanen, in Liedern und Sprüchen finden wir die Formeln der erlaubten Liebe. So gefühlvoll sie wirken, so massiv repräsentieren sie Definitionen des Liebens, binden Konformes ein und grenzen alles andere aus.

Die Ausstellung leben ist eine Auseinandersetzung mit Liebe, Begehren und Geschlechterrollen, die neue Blicke auf die Sammlung des Volkskundemuseums gewährt und les_bi_schwulem Leben und Lieben in der Steiermark auf der Spur ist. Damit hinterfragt sie auch die Festlegung, Einübung, Zuschreibung und Dekonstruktion von Geschlechtsrollen und thematisiert die Geschichte des Kampfes für die Anerkennung von Liebe jenseits ihrer gesellschaftlichen Verwertbarkeit. Die Ausstellung konfrontiert volkskundliche Realien mit den Zeugnissen einer anderen Geschlechtskultur, dechiffriert angeblich neutrale Momentaufnahmen als Dokumente eines gelebten Widerstandes gegen eine diskriminierende Ordnung und wirft in zahlreichen Tonaufnahmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ein helles Licht auf die andere Seite der Liebe.

Zur Ausstellung erscheint eine umfassende Publikation: leben und Begehren zwischen Geschlecht
und Identität.

Volkskundemuseum, Paulustorgasse 11-13a, 8010 Graz
Ausstellung: 16.02. - 26.10.2010
Eröffnung: 14.02.2010, 11 Uhr
Information: +43-316/8017-9881
Projektkonzept: Elke Murlasits, Hans-Peter Weingand
Ausstellungsteam: Maria Froihofer, Eva Kreissl, Elke Murlasits, Jakob Pock, Barbara Sommerer,
Eva Taxacher
Gestaltung: eeza
Grafik: Ulla Klopf
Eine Zusammenarbeit von Büro der Erinnerungen und Volkskundemuseum


Ausstellung






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  • l[i]eben Foto: Nicolas Lackner, Bearbeitung: Ulla Klopf.
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