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Conditio human

Conditio humana So lebt der Mensch

Conditio human

Denn letztlich ist alles eine Frage der Perspektive. Hier spricht Arendt eine Warnung aus. Denn ihrer Ansicht nach hat die Perspektive des animal laborans, das in allem einen schnelllebigen Konsumartikel sieht, in der westlich-kapitalistischen Welt überhand genommen. Gleichzeitig sind die Erfahrungen des gemeinsamen Handelns und auch des Herstellens beinahe in Vergessenheit geraten. Die ständige Dynamisierung des Kapitals und die Virtualisierung unserer Lebenswelten erzeugt genau nicht mehr die Beständigkeit einer Welt, in der man wohnen kann. Vielmehr hält Arendt das animal laborans von heute für einen Wüstenbewohner, der eine entwurzelte, weltlose Existenz führt. Denn selbst wenn es einem kleinen Teil der Weltbevölkerung gelingt, auf Kosten der anderen die Mühe und Plage des Lebens soweit wie möglich zu minimieren: Die Freizeit, die wir dadurch gewinnen, macht uns nicht frei für das „Höhere“ (wie Marx es hoffte), sondern „wird niemals für etwas anderes verbraucht als das Konsumieren, und je mehr Zeit [dem animal laborans] gelassen wird, umso begehrlicher und bedrohlicher werden seine Wünsche und sein Appetit“ (Arendt, Vita Activa, 157). Das moderne Leben besteht nach Arendt aus einer Gesellschaft von „Jobholders“, in der die einzige individuelle Entscheidung nur noch darin besteht, die eigene Identität aufzugeben, um im Strom des Lebens automatisch zu funktionieren und die eigenen Empfindungen zu betäuben. In dieser Haltlosigkeit liegt letztlich auch die Banalität des Bösen, die Arendt an anderer Stelle so prominent kritisiert hat. Es muss nicht immer nur der Totalitarismus sein, der der Welt ein einziges, unerbittliches Gesicht aufzwingt. Die Öko-Nomie (das Gesetz des Haushalts, also des Lebens) zwingt uns heute – mittlerweile in globalisierten Dimensionen – ebenso mit einer Notwendigkeit in eine Perspektive, die die vielen Perspektiven obsolet macht und uns schließlich vergessen lässt, das wir tatsächlich immer „neu beginnen“ könnten.

Doch es wäre nicht Hannah Arendt, wenn sie uns nicht durch genau diese Reflexion bewusst machen wollte, dass es auch anders sein kann – und dass unsere Bedingtheiten auch unsere Möglichkeiten sind. Wenn keine der Perspektiven ins Überdimensionale, Eindimensionale wächst, können wir aus verschiedenen Erfahrungsdimensionen schöpfen. Keine Bedingtheit bedingt so absolut, dass sie uns ein „Wesen“ „des“ Menschen unausweichlich vorzeichnet. Solange wir uns aktiv fragen, wie unsere Welt aussehen soll, wie wir sie gestalten sollen, wie Welten zu schaffen sind, die Beständigkeit haben und Perspektiven bieten (statt bloß Stimulation), bleiben wir Weltwesen, die „Sorge um die Welt“ tragen. Solange „So lebt der Mensch“ nicht nur eine Aussage über ein Gattungswesen wird, sondern Gegenstand der Diskussion für die Menschen ist, wird Pluralität vollzogen. Menschsein heißt bedingt sein – aber das bedeutet nicht, festgelegt zu sein. Im Gegenteil, es ist erst die Ermöglichung unserer Freiheit.

In den sechs Ausstellungen, die unter dem Leitgedanken „So lebt der Mensch" gruppiert sind,
werden diese verschiedenen Aspekte der Human Condition in ganz unterschiedlichen, einander
ergänzenden Facetten sichtbar:

leben. uferlos und andersrum
Volkskundemuseum, 16.02.2010 - 26.10.2010

Glanzstücke. Meisterwerke der Goldschmiedekunst aus der Sammlung Thyssen-Bornemisza
Alte Galerie, 07.05.2010 - 31.10.2010

BLESS N°41. Retroperspektives Heim
Kunsthaus Graz, 22.05.2010 - 29.08.2010

Der schaffende Mensch. Welten des Eigensinns
Schloss Trautenfels, 03.06.2010 - 31.10.2010

Alois Mosbacher. Outside Fiction
Neue Galerie Graz im Künstlerhaus Graz, 11.06.-15.08.2010

Human Condition. Mitgefühl und Selbstbestimmung in prekären Zeiten
Kunsthaus Graz, 12.06.2010 - 12.09.2010

(Sophie Loidolt)

Info Ausstellung: +43-316/8017-9200
Info Presse: +43/316/8017-9213 und DW -9211
presse@museum-joanneum.at


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  • BLESS, N°40 Whatwasitagain, Boxknit, 2010 Foto: BLES
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    Universalmuseum Joanneum
  • BLESS, N°26 Cable Jewellery Foto: BLESS
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    Universalmuseum Joanneum
  • BLESS, N°28 Climate Confusion Assistance, Fur Hammock Foto: BLESS
    BLESS, N°28 Climate Confusion Assistance, Fur Hammock Foto: BLESS
    Universalmuseum Joanneum
  • BLESS, N°33 Artistcare, Workbed Foto: BLESS
    BLESS, N°33 Artistcare, Workbed Foto: BLESS
    Universalmuseum Joanneum
  • BLESS, N°35 Carcover Intersection Foto: BLESS
    BLESS, N°35 Carcover Intersection Foto: BLESS
    Universalmuseum Joanneum