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Städel Museum

Monet und die Geburt des Impressionismus

Städel Museum

Zweiter Teil der Ausstellung
Im zweiten Teil der Ausstellung wird die weitere Entwicklung von Monets Œuvre und Werken anderer Impressionisten zwischen 1872 und 1880 nachgezeichnet, bis hin zu der Phase, in der die Unterordnung des Bildgegenstandes unter atmosphärische Phänomene ihren Höhepunkt erreichte. Zu Beginn fällt der Blick des Betrachters auf ein weiteres Gemälde mit dem Titel Das Mittagessen: dekorative Tafel aus dem Jahr 1873 (Musée d’Orsay, Paris), mit dem Monet auf das Frankfurter Bild reagiert und die Verlagerung des Hauptinteresses seiner Kunst vor Augen führt: Nicht mehr Mensch und Interieur, sondern Natur und Atmosphäre stehen nun im Mittelpunkt. Die von dunklen Tönen bestimmte Farbigkeit des Vorgängerbildes wird von dem flirrenden Duktus der unvermischt auf die Leinwand aufgetragenen Farben abgelöst. Monet konzentriert sich nun vor allem auf die Wiedergabe von Licht und Farbigkeit sowie auf die Vermittlung einer bestimmten Stimmung. Das Gemälde veranschaulicht die zunehmende Auflösung von Formen in Licht- und Farbspiele in dieser Phase des Impressionismus. Gemeinsam mit der Darstellung der Grenouillière präsentierte Monet dieses Werk in der zweiten Impressionisten-Ausstellung 1876. Mit seinem Bild Der Boulevard des Capucines aus dem Jahr 1873 (Nelson-Atkins Museum, Kansas City) findet sich in diesem Raum auch eine Darstellung der Stadt Paris. Die Spaziergänger auf der Straße sind nur skizzenhaft und durch schnelle Pinselstriche als anonyme Masse festgehalten. Monet gelingt es hier, die Unruhe und die Bewegung der Stadt mit malerischen Mitteln meisterlich festzuhalten, weshalb dieses Werk schon zu Lebzeiten des Künstlers große Bewunderung hervorrief. Im nächsten Kapitel der Ausstellung sind Landschaftsdarstellungen und Freizeitszenen aus den Jahren 1873 bis 1878 zu sehen, die das sich wandelnde Verhältnis des Menschen zur Natur thematisieren. Wie etwa Monets Gemälde Sommer von 1874 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin) veranschaulicht, gewinnt in dieser Zeit die Natur als Erholungsort für den modernen Städter zunehmend an Bedeutung. Im sich anschließenden, großen Hauptraum der Etage steht die Metropole Paris im Mittelpunkt. Hier werden Motive des städtischen Lebens in Gemälden von Degas, Morisot, Renoir und anderen Künstlern einander gegenübergestellt. In Monets Bahnhofsszenen wird die zunehmende Auflösung der dargestellten Szenerie durch eine skizzenhafte, diffus wirkende Malweise offensichtlich: So zeigt sein Werk Außerhalb des Bahnhofs Saint-Lazare (Das Signal) von 1877 (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover) im Zentrum ein großes, den Blick versperrendes Verkehrsschild. Das hinter dem Signal zu erahnende Bahnhofsgelände erscheint wie die am Zugfenster vorbeiziehende Landschaft während der schnellen Fahrt des neuen Verkehrsmittels unscharf, die Wahrnehmung wird zudem durch den Dampf der Lokomotive eingeschränkt. Hier wird das verhinderte Sehen zum Motiv erhoben, während der eigentliche Bildgegenstand zunehmend in den Hintergrund rückt. Dabei kommt den atmosphärischen Qualitäten der Szene besondere Bedeutung zu. Flankiert wird dieser Abschnitt der Ausstellung von einem Kabinett, das zeitgenössische Karikaturen zeigt, die sich mit dem Impressionismus auseinandersetzen. Das auf die Spitze getriebene Phänomen der Auflösung der Bildgegenstände und die Betonung des Eigenwerts der Farbe, wie es z.B. in Monets Gemälde Vétheuil im Nebel von 1879 (Musée Marmottan Monet, Paris) zum Ausdruck kommen, werden im vorletzten Raum des Obergeschosses greifbar.

Zuletzt versammelt ein „Epilog“ einige charakteristische Arbeiten aus dem Spätwerk Monets, an denen sich die Entwicklung zum fast vollständigen Verlust des Bildgegenstandes besonders gut aufzeigen lässt: In den hier präsentierten vier Gemälden der 1892–94 entstandenen Serie der Kathedrale von Rouen (Fondation Beyeler, Riehen/Basel; Museum Folkwang, Essen; Klassik Stiftung Weimar; Privatbesitz) und den Darstellungen der ebenfalls in dieser Zeit entstandenen Londoner Brücken (Philadelphia Museum of Art; Indianapolis Museum of Art; Privatbesitz) sind die Bauwerke nur noch zu erahnen, erscheinen nahezu substanzlos. Die Wiedergabe der Lichtstimmung dominiert die Kompositionen.

Das Forschungsprojekt in Vorbereitung auf die Ausstellung In Vorbereitung auf die Ausstellung hat die Abteilung für Gemälderestaurierung des Städel alle impressionistischen Werke aus dem eigenen Sammlungsbestand einer umfassenden maltechnischen Untersuchung unterzogen. Die mithilfe von Mikroskop, Durchlicht, UV-, Infrarot- und Röntgenstrahlen erlangten Ergebnisse bereichern das Projekt um eine fundierte gemäldetechnologische Perspektive und werden im begleitenden Ausstellungskatalog publiziert. Durch die Untersuchungsergebnisse lässt sich erstmals die komplexe Bildgenese von Monets Mittagessen nachvollziehen. Der von Felix Krämer herausgegebene Band erscheint in deutscher und englischer Sprache im Prestel Verlag. Zu den Autoren zählen neben dem Herausgeber und der Projektleiterin Dr. Nerina Santorius unter anderem Prof. André Dombrowski, University of Pennsylvania, und Prof. S. Hollis Clayson, Northwestern University.

Das Digitorial zur Ausstellung
Mit dem eigens für die Ausstellung entwickelten Digitorial bietet das Städel zudem ein neues digitales Vermittlungsformat. Auf einer responsiven Website werden wissenswerte Hintergründe, kunst- und kulturhistorische Kontexte sowie wesentliche Ausstellungsinhalte für Besucher aufbereitet. Das kostenlose digitale Angebot in deutscher und englischer Sprache ermöglicht es dem Publikum, sich bereits vor dem Museumsbesuch auf die Themen der Ausstellung einzustimmen. Die multimediale Verschränkung von Bild, Ton, Film und Text schafft eine multiple Vernetzung der Inhalte und eröffnet völlig neue Wege der Darstellung, Erzählung und Vermittlung von Kunst. Das Digitorial ist unter monet.staedelmuseum.de abrufbar.






  • 11.03.2015 - 21.06.2015
    Ausstellung »
    Städel Museum »

    Öffnungszeiten ab Ausstellungsbeginn: Di, Mi, Sa, So + Feiertage 10.00–19.00 Uhr, Do + Fr 10.00–21.00 Uhr
    Sonderöffnungszeiten: 3.4., 5.4. und 6.4.2015 10.00–19.00 Uhr; 1.5., 14.5. sowie 24.–25.5. und 4.6.2015 10.00–19.00 Uhr

    Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, Familienticket 20 Euro; freier Eintritt für Kinder bis zu 12 Jahren

    Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt

Antoine Chintreuil (1814–1873) Landschaft mit Sonnenlicht und Regenwolken, 1870 Öl auf Leinwand 96 x 133,5 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum – ARTOTHEK Städel Museum, Frankfurt am Main / Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V.


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  • Claude Monet (1840-1926) Das Mittagessen, 1868 Öl auf Leinwand 231,5 x 151 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum – ARTOTHEK © Städel Museum, Frankfurt am Main
    Claude Monet (1840-1926) Das Mittagessen, 1868 Öl auf Leinwand 231,5 x 151 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum – ARTOTHEK © Städel Museum, Frankfurt am Main
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  • Claude Monet (1840-1926) Das Mittagessen, 1873 Öl auf Leinwand 160 x 201 cm Musée d'Orsay Foto: bpk | RMN - Grand Palais | Patrice Schmidt © Musée d'Orsay, legs de Gustave Caillebotte, 1894
    Claude Monet (1840-1926) Das Mittagessen, 1873 Öl auf Leinwand 160 x 201 cm Musée d'Orsay Foto: bpk | RMN - Grand Palais | Patrice Schmidt © Musée d'Orsay, legs de Gustave Caillebotte, 1894
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  • Claude Monet (1840–1926) Die Kathedrale von Rouen: Das Portal, Morgenstimmung, 1893-1894 Öl auf Leinwand, 110 x 73 cm Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler Foto: Robert Bayer, Basel
    Claude Monet (1840–1926) Die Kathedrale von Rouen: Das Portal, Morgenstimmung, 1893-1894 Öl auf Leinwand, 110 x 73 cm Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler Foto: Robert Bayer, Basel
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  • Claude Monet (1840-1926) Pfirsichglas, ca. 1866 Öl auf Leinwand 55,5 x 46 cm Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden © Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
    Claude Monet (1840-1926) Pfirsichglas, ca. 1866 Öl auf Leinwand 55,5 x 46 cm Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden © Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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  • Claude Monet (1840-1926) Der Boulevard des Capucines, 1873-1874 Öl auf Leinwand 80,3 x 60,3 cm The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, Missouri Foto: Jamison Miller © The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, Missouri
    Claude Monet (1840-1926) Der Boulevard des Capucines, 1873-1874 Öl auf Leinwand 80,3 x 60,3 cm The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, Missouri Foto: Jamison Miller © The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, Missouri
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  • Berthe Morisot (1841–1895) Eugène Manet auf der Isle of Wight, 1875 Öl auf Leinwand, 36 x 46 cm Musée Marmottan Monet, Paris Foto: Bridgeman Images
    Berthe Morisot (1841–1895) Eugène Manet auf der Isle of Wight, 1875 Öl auf Leinwand, 36 x 46 cm Musée Marmottan Monet, Paris Foto: Bridgeman Images
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  • Alfred Sisley (1839–1899) Die Seine in Bougival im Winter, 1872 Öl auf Leinwand, 46 x 65 cm Palais des Beaux Art de Lille Foto: bpk | RMN - Grand Palais | René-Gabriel Ojéda
    Alfred Sisley (1839–1899) Die Seine in Bougival im Winter, 1872 Öl auf Leinwand, 46 x 65 cm Palais des Beaux Art de Lille Foto: bpk | RMN - Grand Palais | René-Gabriel Ojéda
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