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Magritte. Der Verrat der Bilder.

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Als Magritte 1927 von Brüssel nach Frankreich zog, entstanden seine ersten Wort-Bilder. Die Schirn zeigt eine Version seines wohl berühmtesten Gemäldes aus dieser Werkgruppe, La Trahison des images (Ceci n’est pas une pipe) (Der Verrat der Bilder [Das ist keine Pfeife]) (1927). Dieses zeigt in seiner typisch akkuraten Malweise eine Pfeife, unter der geschrieben steht „Das ist keine Pfeife“. In dieser widersprüchlichen Konfrontation von Text und Bild formulierte Magritte seine Zweifel an der Abbildbarkeit der Realität und stellte somit die Wahrnehmung fundamental infrage. Zwei Jahre später erschien in der Zeitschrift La Révolution surréaliste seine theoretische Abhandlung Les Mots et les Images (Die Wörter und die Bilder) (1929), welche aus 18 Bild-Wort-Paaren besteht, in denen der Maler das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen dem Objekt, seiner Bezeichnung und seiner Repräsentation scharfsinnig und humorvoll hinterfragt. Magrittes Wort-Gemälde sind seine Antwort auf die Diffamierung der Malerei, ein Ausdruck seines Strebens nach Gleichwertigkeit zwischen Bild und Wort als Ausdrucksmittel des Geistes.

Ab den 1950er-Jahren beschäftigte sich Magritte zunehmend mit philosophischen Theorien. Er las die Werke von Martin Heidegger oder Maurice Merleau-Ponty und suchte den persönlichen Kontakt zu Philosophen seiner Zeit. Seine bevorzugten Gesprächspartner waren der Heidegger-Spezialist Alphonse De Waelhens und der Rechtsphilosoph Chaïm Perelman. Durch den Austausch mit ihnen stellte Magritte seine Gedanken über die Malerei auf die Probe, ließ aber auch keine Gelegenheit aus, sie kritisch zu hinterfragen. Die Nähe zur Philosophie lieferte ihm Argumente für den komplexen Charakter seiner Bilder. Sie diente ihm dazu, seine Malerei wissenschaftlich zu legitimieren. Immer wieder setzte er sich in seinen Gemälden auch mit antiken Mythen über die Erfindung und das Wesen der Malerei auseinander, etwa mit Platons Höhlengleichnis oder dem malerischen Wettstreit von Zeuxis und Parrhasios, über den Plinius der Ältere berichtet. Der kunstfertig gemalte Vorhang, jenes Motiv, mit dem Parrhasios den Wettstreit in der Fabel gewinnt, gehört zu den am häufigsten wiederkehrenden Motiven in Magrittes Gemälden, so etwa in Les Mémoires d’un saint (Die Erinnerungen eines Heiligen) (1960) oder in Le Beau Monde (Schöne Welt) (1962). Die Werke zeugen von der Fähigkeit des Künstlers, Bilder zu schaffen, die realistisch sind bis zum Grad des Trompe-l’œil, und gleichzeitig von der Reflektiertheit, mit der er seine eigene illusionistische Virtuosität ironisiert. Ebenfalls eine wiederkehrende Konstante sind Magrittes gemalte Collagen, insbesondere von fragmentierten Körpern wie etwa in Les Marches de l’été (Die Stufen des Sommers) (1938). Auch hier nutzt er seine Kenntnis der antiken Legenden für ein malerisches Nachdenken über Schönheit, Wirklichkeit und den kreativen Prozess. Zwar blieb die Beziehung Magrittes zu den Philosophen stets freundschaftlich, doch inhaltlich redeten sie aneinander vorbei. Der Maler erhielt weder von De Waelhens noch von Perelman die philosophische Adelung, die er einforderte – bis zu seiner Begegnung mit dem großen Poststrukturalisten Michel Foucault. Er war es, der Magritte im hohen Alter endlich die gebührende Anerkennung zuteilwerden ließ und ihm posthum die bekannte Schrift Ceci n’est pas une pipe (1973) widmete.

„Magritte. Der Verrat der Bilder“. Eine Ausstellung organisiert von dem Centre Pompidou, Musée national d’art moderne, Paris, in Kooperation mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt.

Die Ausstellung steht unter der gemeinsamen Hohen Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck und von Seiner Majestät dem König der Belgier.

DIGITORIAL Mit dem Digitorial bietet die Schirn ein kostenfreies digitales Vermittlungsangebot, das kunst- und kulturhistorische Hintergründe sowie wesentliche Themen der Ausstellung präsentiert. Das Digitorial ist responsiv und in deutscher und englischer Sprache erhältlich. Es ermöglicht dem Publikum, sich bereits vor dem Besuch mit den Inhalten der Ausstellung auseinanderzusetzen – ob zu Hause, im Café oder auf dem Weg zur Schirn. Es vernetzt multimediale Inhalte in Form von Bild, Animationen, Ton und Text, stellt sie innovativ dar und erzählt sie ansprechend. Das Digitorial wird durch die Aventis Foundation ermöglicht.

Es ist online abrufbar ab Januar 2017 unter www.schirn.de/digitorial KATALOG Magritte. Der Verrat der Bilder. Herausgegeben von Didier Ottinger. Vorwort von Philipp Demandt, Essays von Jan Blanc, Barbara Cassin, Michel Draguet, Jacqueline Lichtenstein, Didier Ottinger, Klaus Speidel und Victor I. Stoichita, 208 Seiten, 28,0 x 23,5 cm (Hochformat), 157 farbige Abbildungen, Prestel Verlag, München, London, New York, 2017, ISBN 978-3-7913-6723-1, Schirn- Ausgabe 35 €.

BEGLEITHEFT Magritte. Der Verrat der Bilder. Eine Einführung in die Ausstellung. Herausgeber Schirn Kunsthalle Frankfurt, Texte von Laura Heeg und Olga Shmakova, deutsche Ausgabe, ca. 36 Seiten, farbige Abbildungen, Broschur geheftet; Gestaltung formfellows, Frankfurt; Rasch Druckerei und Verlag, Bramsche 2017, 7,50 €, im Klassensatz 1 € pro Heft (ab 15 Stück).






  • 24.02.2017 - 14.05.2017
    Ausstellung »
    Schirn Kunsthalle Frankfurt »

    ÖFFNUNGSZEITEN
    DIENS­TAG, FREI­TAG – SONN­TAG 10 – 19 UHR
    MITT­WOCH, DONNERS­TAG 10 – 22 UHR

    ÖFFNUNGSZEITEN MINISCHIRN
    DIENS­TAG – SONN­TAG 10 – 18 UHR

    RENÉ MAGRITTE
    12 € REGU­LÄR
      9 € ERMÄS­SIGT

     



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  • RENÉ MAGRITTE, LA LAMPE PHILOSOPHIQUE, 1936, PRIVATSAMMLUNG © VG BILD-KUNST, BONN 2016.
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