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Römische Porträtbüsten

antik & ergänzt

Römische Porträtbüsten

Römische Porträtbüsten aus der Skulpturensammlung Dresden

... come una gioia legata in un anello ...

... wie ein Edelstein in einem Ring gefasst ...

Antike Bildnisse sind wie alle antiken Marmorskulpturen in der Regel nur beschädigt erhalten. Wir sind es heute gewohnt, auch einen Torso oder ein Fragment ästhetisch als befriedigend zu empfinden. Im 17. Jahrhundert, als antike Skulpturen Teil eines anspruchsvollen Dekorums von Palästen und anderen Adelshäusern waren, galt nur als präsentabel und nobel, was vollständig und makellos erschien. Antike Bildnisköpfe bedurften einer Büste oder einer Statue, die, wenn sie nicht zugehörig erhalten war, mit einem passenden antiken Stück ergänzt oder auch neu hergestellt wurde, um der barocken Wirkungsästhetik zu genügen.

Zum repräsentativen Erscheinungsbild einer Bildnisgalerie trug nicht allein das antike oder das im Bedarfsfall nach antiken Vorbild neu hergestellte pseudo-antike Bildnis bei sondern auch die einheitliche Form der Büsten und Sockel. Pietro da Cortona riet in der Mitte des 17. Jahrhunderts, einen antiken Bildniskopf mit einer Gewandbüste zu ergänzen. Der Kopf sollte "wie ein Edelstein in einem Ring gefasst sein". Der Kopf allein würde nichts "zu einem edlen Erscheinungsbild beitragen", wohingegen er auf einer schönen Alabasterbüste und auf einem Büstenfuß an Bedeutung gewänne.

Aus einem derartigen Galeriezusammenhang des 17. Jahrhunderts in Rom stammen die drei Büsten in der Dresdner Skulpturensammlung, die im Mittelpunkt dieser Kieler Ausstellung stehen. Das Bildnis des römischen Kaisers Septimius Severus und das pseudo-antike Bildnis des Kaisers Hadrian sind ganz gleichartig mit dekorativen Büsten aus buntem Marmor versehen und damit einander für eine Kaisergalerie angeglichen worden. Im sog. Pietra dura-Verfahren wurde der Büstenkorpus auf der Schauseite entsprechend der Panzer-Paludamentum-Tracht mit dünnen Platten aus grünem, roten, gelben und rosafarbenen Bunt-marmor verkleidet, so dass sie wie massive Buntmarmorbüsten wirken

Eine andere Form der "Veredelung" eines antiken Bildniskopfes wählte der Ergänzer der Büste mit einem Jünglingskopf. Für die Ergänzung der fehlenden Büste benutzte er zwei antike Büstenfragmente, die er bearbeitete und beschnitt, um sie zueinander passend zu machen, und fügte sie dann zu einer antiken Gewandbüste zusammen. Bei genauerer Betrachtung allerdings ist zu erkennen, daß der obere Büstenteil ursprünglich zu einer weiblichen Bildnisbüste, der untere Teil zu einer männlichen Bildnisbüste gehörte.

Ergänzungen bzw. Wiederverwendung nicht mehr gebrauchten Materials ist ein Phänomen, das auch die römische Antike kennt. Die beiden Bildnisse aus Dresden sind in der Antike aus älteren Bildnissen herausge-arbeitet worden. Es ist eine besondere Art des Recyclings von älteren, offenbar nicht mehr gezeigten Bildnissen, deren bildhauerische Technik in der Ausstellung modellhaft anschaulich gemacht wird.

Weitere Themenkomplexe sind die Methoden der Benennung von römischen Kaiserbildnissen, die Form antiker und neuzeitlicher Büsten und die Herstellung und Verbreitung von Kaiserbildnissen in der Antike.

Die Ausstellung ist von der Antikensammlung ∙ Kunsthalle zu Kiel vorbereitet worden mit Studierenden des Faches Klassische Archäologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.








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