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Christian Scha

Christian Schad

  • Ausstellung
    26.09.2008 - 06.01.2009
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Christian Scha

2. Neusachliche Bilder der 20er und 30er Jahre
Im März 1920 war Schad wegen Geldmangels gezwungen, nach München zurückzukehren. Die Schrecken des Krieges hatte er nicht miterlebt, dadaistische Bilder erschienen ihm "absurd" und expressionistische Kunst überholt. Er reiste im Sommer 1920 nach Rom und dann weiter nach Neapel, wo er mit Unterbrechungen bis 1925 lebte. 1923 heiratete er in Orvieto eine Italienierin. Vor allem der italienische Realismus, vertreten durch Künstler wie Ubaldo Oppi und Felice Casorati und die Gruppe Novecento italiano, beeinflusste ihn stark. Sein Realismus war stärker an ihnen orientiert als an der sozialkritischen Ausprägung der Neuen Sachlichkeit in Deutschland. Die ersten realistischen Bilder entstanden in Neapel, neben Porträts vor allem Caféhaus- und Theaterszenen, das er für seine Lebendigkeit besonders schätze. Im Winter 1921/22 bereiste Schad Deutschland, wo er einige Porträtaufträge bekam und auch in Kontakt mit deutschen Malern der Neuen Sachlichkeit kam. Zurück in Italien besuchte er 1924/25 Museen in Rom, wo er sich mit der italienischen Renaissancemalerei auseinander setzte und daher wichtige Impulse bezog, was Farbauftrag, den „magischen Blick der Augen", die Klarheit der Formen, die Transparenz der Farben und die erotische Ausstrahlung anging. Raffaels „Fornarina", Werke von Botticelli und Mantegna wären zu nennen. Einen großen Bekanntheitsgrad brachte ihm international sein Porträt von Papst Pius XI. 1925 ein.
1925 übersiedelte Schad nach Wien, wo er bis 1928 blieb. Dort hatte er über seine Eltern Zugang zur Aristokratie, wichtige Porträts entstanden. Viele Porträts malte er dabei vor einer fiktive Pariser Kulisse, darunter sein wohl bekanntestes Werk: das „Selbstporträt im durchsichtigen grünen Hemd mit Modell". Gefördert wurde er durch die Wiener Galeristin Lea Bondi, die Schad in ihrer „Galerie Würthle" ausstellte. Nach der Trennung von seiner Frau ging Schad 1927 nach Berlin, wo er bis 1942 blieb.
In Berlin entstanden die meisten seiner bedeutenden neusachlichen Porträts, wobei seine Freundin Maika sein bevorzugtes Modell war. Neben Porträts von Größen der Gesellschaft (wie z.B. Egon Erwin Kisch oder der Graf d'Anneaucourt) stellte er wiederholt auch schöne Frauen aus einfachen Verhältnissen und Figuren aus dem Artistenmilieu dar. Die kühle Ausstrahlung, gepaart mit psychologischer Durchdringung und einer makellosen Oberfläche, wurde zu seinem Markenzeichen, seine Frauenbilder zum Schönheitsideal einer Epoche. Die Lasurtechnik, die er benutze, hatte er von den Alten Meistern abgeschaut.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden einige seiner Werke heftig kritisiert, gleichzeitig war Schad aber auch mit weich gezeichneten weiblichen Idealporträts auf Titelseiten von Zeitschriften und sogar auf der „Großen Deutschen Kunstausstellung" vertreten. Das „Ende der Neuen Sachlichkeit" wird sichtbar, seine Werke nehmen wieder mehr expressive Tendenzen auf, Landschaftsbilder entstehen.
1942 übersiedelte er nach Aschaffenburg, wo er mehrere Aufträge bekommen hatte. Dort blieb er entgültig nach der Zerbombung seines Berliner Ateliers. Seine Porträts nähern sich stärker denn je dem Renaissancevorbild an, mit bedingt durch seine Tätigkeit als Kopist des Altarbildes von Matthias Grünewald für die Aschaffenburger Stiftskirche. Bis etwa 1951 lebt er unter sehr eingeschränkten Verhältnissen.

3. Abstrahierende Werke und Resopalbilder der 50er und 60er Jahre
Schads Werk der Nachkriegszeit ist wenig bekannt und wurde von etlichen Kritikern als qualitativer Rückschritt bewertet. Das hat u.a. damit zu tun, dass in dieser Zeit in Deutschland das Informel als einzig moderne Kunst galt, Schad jedoch mit wenigen Ausnahmen stets gegenständlich blieb. Ein Ziel der Ausstellung wird sein, dieses Urteil zu revidieren. Seine Freundschaft mit Francis Picabia, seine Verehrung für Jean Cocteau (von dem er sogar ein Theaterstück in Aschaffenburg inszenierte und dessen Linienführung ihm deutliches Vorbild war) und Schads Tätigkeit als Kurator einer Ernst Ludwig Kirchner Ausstellung hinterließen Spuren in seinen Werken. Diese werden ab Ende der 40er Jahre linearer, vor allem in den sog. Resopal-Bildern der 50er Jahre treten bereits Elemente der Pop-Art hervor. In seinen Bildern und Zeichnungen wendet er gestalterische Prinzipien wie etwa die Mehransichtigkeit an, die aus einer Beschäftigung mit dem Werk Picassos hervorgehen.

4. Das realistische Spätwerk
Daneben bleibt Schad vor allem in den wenigen Gemälden, die damals entstehen (etwa ein bis zwei pro Jahr) der realistischen Malweise treu, die jedoch zunehmend durch Collage-artige Malweise, die Kombination von Motiven und symbolistische Inhalte geprägt wird. Ausstellungen in Ost-Berlin in den 50er Jahren steigern dort seinen Bekanntheitsgrad und gelten einigen DDR-Künstlern als Vorbilder. Schad lehnt jedoch eine Berufung an die Ost-Berliner Kunstakademie ab. In Aschaffenburg beschäftigt er sich unter anderem mit James Joyce' „Ulysses" und ostasiatischer Philosophie, aber auch Zeitgeschichte (etwa die Währungsreform) fließt in seine Bilder ein. Mit den 60er Jahren kehrt er zum „Magischen Realismus" zurück, indem er auch thematisch an die Berliner Zeit anknüpft. Es entstehen Bilder wie „Engel im Separée" oder „Pavonia", die symbolhaft die Sexualität im Bohème-Milieu zum Thema haben. Sein symbolbefrachtetes Selbstporträt „Umgebung", die Allegorie „Das Geld" (1970) oder „Werdandi" (1978/80) - aber auch seine späten Porträts wie etwa „Michael" oder die letzten Bettina-Porträts - übertreffen an Klarheit der Darstellung noch die Werke der 20er Jahre und dienen bis heute Künstlern wie etwa Michael Triegel als Vorbild.


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