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Kinder Abrahams

Die Bibel in Judentum, Christentum und Islam

Kinder Abrahams

Austausch der Kulturen: Koranhandschriften und kunstvolle hebräische Codices Während die Schriften der Bibel über Jahrhunderte als kollektive Literaturen zusammengetragen wurden, entstand der Koran in relativ kurzer Zeit: Muhammad empfing seine erste Offenbarung im Alter von vierzig Jahren, mit seinem Tod im Jahre 632 wurden die Inhalte des Korans als komplett angesehen. Die Ausstellung präsentiert einige sehr frühe Koranhandschriften, darunter ein Fragment aus dem 8. Jh., das auch die engen Beziehungen von jüdischen, christlichen und islamischen Texten illustriert: So heißt es dort in Sure 10, in Anspielung auf Jesus Christus, dass Gott sich keinen Sohn genommen habe.
Der Koran steht aber nicht im Gegensatz zu den Evangelien oder dem Tanach, er betrachtet sich vielmehr als Endpunkt einer Folge von Botschaften Gottes an Propheten, von denen Jesus einer, Muhammad ein anderer war. An etlichen Stellen gibt es Bezugspunkte zu den jüdischen und christlichen Schriften. Juden und Christen werden als Verbündete für den Glauben an einen einzigen Gott gesehen, Motive und Bilder der Bibel werden aufgegriffen oder bezeugen die gemeinsame Gedankenwelt der drei Religionen: So zeigt das Doppelblatt einer arabischen Handschrift aus dem 9.–10. Jh. eine kunstvolle, mehrfarbig illustrierte Darstellung des Paradieses als Garten – eine im gesamten Nahen Osten verbreitete und auch in der Bibel ausgedrückte Vorstellung.
Der Austausch der Religionen und ihrer Buchkulturen verlief jedenfalls in beiderlei Richtungen. Die frühesten illuminierten hebräischen Bücher wurden im 10. Jh. im Mittleren Osten hergestellt, in einem lebhaften Dialog mit der sich gleichzeitig entwickelnden Tradition islamischer Koranhandschriften – eine kunstvolle Verwandtschaft, die sich auch in hebräischen Bibeln des mittelalterlichen Europa wiederfindet. Ein Beispiel für die an islamischer Ornamentik geschulte Kunstfertigkeit jüdischer Buchillustration ist ein Codex aus dem Jahr 1299, in dem hebräische Buchstaben zu einem schreitenden Löwen – ein Symbol der Herrschaft Judäas – angeordnet sind. Den Abschluss der Ausstellung bildet ein dreisprachiges Messbuch, das den griechischen Bibeltext neben der koptischen Übertragung und der arabischen Übersetzung wiedergibt. Während die griechische Schrift aus dem 10. Jh. stammt, wurde die arabische vermutlich erst im 13. Jh. hinzugefügt. Ein eindrucksvolles Zeugnis für die gemeinsamen kulturellen Wurzeln von Judentum, Christentum und Islam – bis heute.

Höhepunkte heiliger Schriften aus Antike und Mittelalter Septuaginta Psalmen Das Papyrusblatt aus dem 5. Jh. zählt zu den ältesten noch erhaltenen Fragmenten der Septuaginta, der Übersetzung der Hebräischen Bibel ins Griechische. Bemerkenswert ist, dass die Übersetzung sehr genau dem hebräischen Wortlaut folgt, obwohl dies zu Lasten der griechischen Sprachqualität geht. Das Blatt aus Hermupolis in Ägypten gibt den Psalm 9,12–25 wieder, wobei der Text am Seitenende mitten im Satz abbricht. Es dürfte sich daher um den Rest einer Schriftrolle handeln, die ursprünglich vermutlich den ganzen Psalter umfasste. Schriftzeichen auf der Rückseite weisen darauf hin, dass die Rolle aus wiederverwendeten Papyrusblättern zusammengesetzt wurde. Auffällig ist, dass sich unter den Schriftzeichen auch vereinzelte hebräische Buchstaben finden. Dies deutet nicht nur darauf hin, dass die Rolle einen jüdischen Ursprung hat, sondern zeigt auch, dass noch im 5. Jh. in Ägypten die hebräische Schrift beherrscht wurde.

Fragment des Chester Beatty Codex mit Matthäus-Evangelium Auf einem koptischen Friedhof beim antiken Aphroditopolis in Mittelägypten wurden 1930 in Tonkrügen größere Teile eines Papyruscodex gefunden, von denen die meisten Blätter heute in der Chester Beatty Library in Dublin verwahrt werden. Dieses Fragment des Codex aus der Mitte des 3. Jh. gelangte in die Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek und enthält Teile des Matthäus-Evangeliums. Das Fragment besteht aus dem äußeren Drittel einer beidseitig beschriebenen Buchseite, die ursprünglich den vollständigen Text vom Beginn der Passionsgeschichte nach Mt 25,41–26,39 enthielt: Auf der Vorderseite steht der Abschluss des Gleichnisses vom Weltgericht, gefolgt vom Bericht über den Beschluss des Hohen Rates, die Salbung in Bethanien und den Verrat des Judas. Die Rückseite enthält den Bericht über das Abendmahl, den Gang zum Ölberg und das Gebet in Gethsemane. Der Chester Beatty Codex hat besondere Bedeutung für die Überlieferungsgeschichte der Evangelien, denn sein Text lässt sich keiner der neutestamentlichen Textfamilien zuordnen. Er ist somit ein Beleg für die Vermischung verschiedener Texttypen in frühen Handschriften des Neuen Testaments.

Eine Seite aus der Mischna
Dieses Blatt stammt aus der Geniza der Kairoer Ezra Synagoge und dürfte Teil eines umfangreicheren mittelalterlichen Mischna-C odex gewesen sein. Die Mischna (Lehre) ist eine Sammlung jüdischer Traditionen, die um 190 unter der Leitung von Jehuda HaNasi zusammengestellt wurde. Sie enthält Auslegungstexte vorwiegend zu den Geboten und Verboten der fünf Bücher Mose und zu ihren Erzähltraditionen. Die Mischna ist ein Gründungsdokument des rabbinischen Judentums und auch heute noch von zentraler Bedeutung. Die ausgestellte Seite enthält Teile der Traktate Avot(„Väter“) und Horayot („Entscheidungen“).






  • 15.06.2014 - 11.01.2015
    Ausstellung »

    Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr
    Donnerstag 10 – 21 Uhr

    Sommeröffnungszeiten Juni, Juli, August, September
    täglich 10 – 18 Uhr
    Donnerstag 10 – 21 Uhr

    Eintritt € 7,– Ermäßigungen siehe hier
    Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren haben freien Eintritt in alle musealen Bereiche.



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  • Hebräischer Codex mit  schreitendem Löwen Der aus Schriftzeichen geformte  Löwe symbolisiert Judäa Deutschland, 1299 Pergament
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    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Koptische  Evangelienparaphrase zum  Besuch des Engels bei Josef Das Blatt beschreibt eine Szene,  die sich in keinem anderen  bekannten Evangelium findet Ägypten, 9. Jh. Pergament
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    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Hebräische Bibel mit  masoretischem Text Fragment eines Codex mit  Moses 17,19–18,23 Ägypten, vor dem 15. Jh. Pergament
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