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Fokus auf Andr

Fokus auf Andrea Mantegna: Der Evangelist Markus, um 1450

  • Ausstellung
    09.04.2009 - 06.09.2009
    Städel Museum »
Fokus auf Andr

Wichtiger als Squarcione war für den jungen Mantegna und seine künstlerische Entwicklung die direkte Berührung mit der aktuellsten florentinischen Kunst: Von 1443 an lebte und arbeitete der Bildhauer Donatello, eine der wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten der Frührenaissance, in Padua und führte dort bedeutende Aufträge aus. Auch die Maler Paolo Uccello und Fra Filippo Lippi arbeiteten zeitweise in Padua, sodass hier die Prinzipien der „modernen" Kunst der Frührenaissance anhand herausragender Beispiele vor Ort studiert werden konnten. Bei dem Frankfurter „Evangelisten Markus" ist dieser Einfluss deutlich erkennbar: Die skulpturale Wirkung des Heiligen, das ausgeklügelte Spiel mit verschiedenen räumlichen Ebenen und deren Durchbrechung sowie die Beherrschung der Zentralperspektive für die Konstruktion des Fensterbogens lassen das Vorbild Donatellos und seiner Florentiner Künstlerkollegen erkennen.

Auch Motive

wie die prachtvolle, vor den Rundbogen gehängte Blatt- und Fruchtgirlande oder die antikisierende Formensprache konnte Mantegna hier kennenlernen. Vermutlich hatte Mantegna darüber hinaus auch früh Zugang zu Werken zeitgenössischer niederländischer Maler, die von italienischen Kunstliebhabern aufgrund ihres völlig neuartigen Detailrealismus, der sich etwa in der überzeugenden Wiedergabe unterschiedlicher Stofflichkeiten zeigt, schon um die Jahrhundertmitte geschätzt und gesammelt wurden.

Gemäldetechnologische Untersuchung und Konzeption

Das heutige Erscheinungsbild des Gemäldes ist nicht auf einen einheitlichen Entwurf zurückzuführen, sondern das Ergebnis einer nachträglichen und tiefgreifenden Überarbeitung durch den Künstler. Dies ist zum Teil bereits mit bloßem Auge erkennbar und wird durch gemäldetechnologische Befunde bestätigt. Die Infrarotreflektographie, mit deren Hilfe die Unterzeichnung des Gemäldes sichtbar gemacht werden kann, zeigt deutlich, dass der Rundbogen der Fensteröffnung sich eigentlich nach rechts hin perspektivisch verjüngen sollte und sowohl die rechte Fensterlaibung als auch die Fensterbank deutlich schmaler angelegt waren. Im Röntgenbild wird sichtbar, dass die Farbschichten der verbreiterten rechten Bogenhälfte und der hinteren Partie der Fensterbrettes über der bereits ausgeführten Hintergrundmalerei und dem Mantel des Evangelisten liegen - die Veränderungen wurden also erst sekundär an dem weitgehend fertiggestellten Bild vorgenommen. Auch der große Kodex und die Frucht, die ebenfalls über bereits vorhandene Farbschichten gemalt sind, wurden erst zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt. Offenbar war zunächst geplant, den Evangelisten in einer auf starke Schrägansicht hin konzipierten Rahmenarchitektur darzustellen, was dann zugunsten einer mehr oder weniger frontalansichtigen Neukonzeption aufgegeben wurde.

Die Rekonstruktion des ersten Zustandes zeigt, dass „Der Evangelist Markus" ursprünglich kaum als selbständiges Einzelbild gedacht gewesen sein kann. Es ist anzunehmen, dass er zunächst als Bestandteil eines größeren Auftrages begonnen wurde, der dann aus unbekannten Gründen aufgegeben wurde. Wie aber sah dieser Auftrag aus? Eine Möglichkeit, die von Prof. Dr. Jochen Sander, Sammlungsleiter für altniederländische und altdeutsche Malerei im Städel Museum, vorgeschlagen wurde, wäre etwa die Zugehörigkeit zu einer ganzen Serie von Heiligendarstellungen, beispielsweise der vier Evangelisten, die für die bildliche Ausstattung einer Kapelle bestimmt waren. Die räumliche Verteilung der Einzelbilder in der Kapelle könnte dabei plausibel die auf Seitenansicht ausgelegte Konstruktion des Gemäldes erklären. Denkbar wäre aber auch eine andere Lösung. Betrachtet man die ursprüngliche Konstruktion des Fensterbogens und versucht, diese sinnvoll zu einem Bildprogramm zu ergänzen, erscheint die Annahme eines dreiachsigen Bezugsystems als plausibelste Lösung: Markus könnte hier den linken Platz einnehmen. Ob es sich bei diesem dreiteiligen Bildprogramm um ein Triptychon, ein drei Achsen und zwei Register umfassendes Polyptychon oder eine hiervon völlig verschiedene Lösung gehandelt haben mag, muss allerdings offen bleiben.

Kurator: Gabriel Dette, Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Städel Museum)

Gestaltungskonzept: Bluetango-Kreativ-Team um Lo Breier, Wien

Katalogbroschüre: „Fokus auf Andrea Mantegna: Der Evangelist Markus, um 1450 (Inv. Nr. 1046)",

Text von Gabriel Dette, 20 S., 15 Abb., Städel Museum, Frankfurt am Main 2009, kostenlos

Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt

Pressevorbesichtigung: Mittwoch, 8. April 2009, 11.00 Uhr, Mauritz-Foyer

Vortrag: Fokus auf Mantegna: Der Evangelist Markus, Gabriel Dette, Mittwoch, 8. April 2009, 19.00 Uhr

Ausstellungsdauer: 9. April bis 6. September 2009

Öffnungszeiten: Dienstag, Freitag bis Sonntag 10-18 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 10-21 Uhr

Information: http://www.staedelmuseum.de, info@staedelmuseum.de

Telefon +49(0)69-605098-0, Fax +49(0)69-605098-111

Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, Familienkarte 18 Euro, freier Eintritt für Kinder bis zu 12 Jahren

Presse: Dorothea Apovnik (Leitung), Marijke Gassen (Assistenz)

Städel Museum, Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt, Telefon +49(0)69-605098-234,

Fax +49(0)69-605098-188


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