Große Landesausstellung Baden-Württemberg 2010 in der Staatsgalerie Stuttgart 27.11.2010 - 20.03.2011

In der Sonderausstellung widmet sich die Staatsgalerie ab dem 27. No-vember 2010 einem der zentralen Themen christlicher Kunst: der Passion Christi. Hans Holbein d.Ä. fertigte seine zwölf Tafeln umfassende »Graue Passion« zwischen 1494 und 1500 an. Die Staatsgalerie konnte dieses Hauptwerk des Künstlers 2003 dank einer großangelegten Spendenaktion erwerben. Die zwölf Tafeln werden derzeit im Vorfeld der großen Landesausstellung eingehend untersucht und restauriert.

Den Besucher erwartet eine Begegnung der Superlative: Die Ausstellung zeigt Holbeins Passionsfolge im Kontext themengleicher Tafelbilder und Graphikreihen wichtiger Vorläufer und Zeitgenossen wie Dirk Bouts, dem Meister von Frankfurt, Martin Schongauer, dem Meister AG, Israel van Meckenem u.a.m. In besonderem Maße wird die emotionale Dichte und kompositorische Geschlossenheit deutlich, in der Holbein die Leidensgeschichte Christi interpretierte. Mit seinen formal beruhigten Kompositionen und seinem idealisierten Christustypus weist der Künstler bereits auf ein Darstellungsideal der Renaissance voraus. Allein im Vertrauen auf seine eigenen künstlerischen Möglichkeiten löste sich Holbein von den tradierten Bildformen und mied die zuweilen drastischen Schilderungen des Passionsgeschehens seiner Vorgänger.

Besonderes Augenmerk gilt der schon im Namen der »Grauen Passion« anklingenden farblichen Gestaltung, die beispiellos innerhalb der gesamten europäischen Altarmalerei ist. Zugleich ist sie im Kontext der Darstellungen im 14. - 16. Jahrhundert zu sehen, die die Vielfarbigkeit der Erscheinungswelt durch bewussten Farbverzicht verfremdete.

Entscheidende Vorbilder für Hans Holbein d.Ä. auf dem Gebiet der Grisaillemalerei waren Jan van Eyck, Rogier van der Weyden, Hans Memling und deren Umkreis bzw. Nachfolge. Ihre Werke werden in exemplarischer Auswahl ebenso wie die mit monochromer Farbgestaltung experimentierenden deutschen Zeitgenossen, darunter Matthias Grünewald und Hans Baldung Grien, zu sehen sein.

Kuratorin: Dr. Elsbeth Wiemann
Assistenz: Dr. des. Ingo Borges