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Kleider in biblischer Zeit

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Eine Sonderausstellung Freiburg/Schweiz des BIBEL+ORIENT Museums, Universität Miséricorde.

Die Sprache der Textilien wurde im Altertum – nicht anders als heute, im Zeitalter der Kopftuchdebatte – ganz genau wahrgenommen und interpretiert. Gestützt auf Forschungen zu Kleiderdarstellungen auf Rollsiegeln und anderen Objekten seiner reichen Sammlungen aus dem Alten Orient, hat das BIBEL+ORIENT Museum Kleider an sogenannten Egli-Figuren rekonstruiert. Die Ausstellung zeigt, welche Kleidertypen es in biblischer Zeit gab, aus welchen Materialien sie bestanden und welchem Zweck sie dienten. Zu sehen sind auch Rollsiegel, die Entwicklungen und Konstanten der Bekleidung über Jahrhunderte hinweg aufzeigen, wie das Verschwinden des Zottenkleides, das Aufkommen der Hemdgewänder oder die Ankunft der Hosen via Persien. Die Ausstellung wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet: Führungen, Vorträge, Nähatelier und Informationen für KatechetInnen und Lehrkräfte.

«Und JHWH, Gott, machte Adam und seiner Frau Röcke aus Fell und legte sie ihnen um.» Genesis 3,21 Noch im Paradies rüstet Gott selber die ersten Menschen mit Fellkleidern aus und macht sie damit fit für ein Leben außerhalb von Eden. Deutlicher konnte der hebräische Schöpfungsmythos die kulturelle Bedeutung von Kleidern nicht zum Ausdruck bringen. Kleider sind ein Teil der Person, und zwar ihr sichtbarster. Die Sprache der Textilien wurde im Altertum – nicht anders als heute, im Zeitalter der Kopftuchdebatte – ganz genau wahrgenommen und interpretiert. Die Ausstellung zeigt, welche Kleidertypen es in biblischer Zeit gab, aus welchen Materialien sie bestanden und welchem Zweck sie dienten. Der Schutz vor Hitze oder Kälte nimmt dabei einen erstaunlich kleinen Raum ein. Kleider symbolisierten Ehre, Ansehen, Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Reichtum, Freude oder eben Schande, Verworfenheit, Fremdheit, Armut, Trauer. Es geht also um ein zentrales, manchmal sogar heikles Thema.

Eine Ausstellung mit experimentellem Charakter Im Zentrum der Ausstellung stehen Rekonstruktionen von Kleidern an sogenannten Egli- Figuren. Das sind bewegliche Figuren, die speziell für die Gestaltung biblischer Szenen entwickelt worden sind. Thomas Staubli, Alttestamentler am Departement für Biblische Studien und Leiter des BIBEL+ORIENT Museums, setzte sich mit der Schneiderin Edith Hungerbühler vom Egli-Figuren-Arbeitskreis zusammen, um anhand solcher Figuren die komplexen Informationen zu Textilien im Alten Orient zu visualisieren. Das Ergebnis der für beide Seiten animierenden, experimentellen Zusammenarbeit möchte eine Brücke zwischen Science und Cité schlagen auch andere zum eigenen Gestalten und Pröbeln ermutigen, zur kreativen Auseinandersetzung mit dem Bibeltext und dem Textilen und darüber hinaus mit unserem Leben. Ein kanaanäisches Fürstenpaar (vgl. Abb. 1)

Ein kanaanäisches Fürstenpaar (vgl. Abb. 1) Eine absolute Premiere ist in dieser Ausstellung die Rekonstruktion eines kanaanäischen Fürstenpaares. Die wichtigste Informationsquelle dafür ist eine elfenbeinerne Möbelintarsie, die zu den größten Kostbarkeiten des Israel-Museums in Jerusalem gehört. Das BIBEL+ORIENT Museum zeigt ein Meisterreplikat des einzigartigen Fundes aus dem bronzezeitlichen Megiddo. Durch die Rekonstruktion wird das Gefüge mehrerer Kleiderschichten sichtbar, aber auch die Symbolik der dargestellten Hochzeitszeremonie wird erst in der dritten Dimension genau erfassbar. Darüber hinaus wird deutlich, dass die kanaanäischen Kleidertraditionen in der bäuerlichen Tracht Palästinas teilweise bis in unsere Zeit überlebte.

Rekonstruktion der hohepriesterlichen Kleidung dank Archäologie (vgl. Abb. 2) Ein anderer Höhepunkt der Ausstellung ist eine Rekonstruktion der Kleidung des Hohepriesters von Jerusalem. Eine detaillierte Beschreibung seiner Gewänder im Zweiten Buch Mose animiert Theologen seit Jahrhunderten zu Rekonstruktionsversuchen. Der jüngste Versuch des BIBEL+ORIENT Museums kombiniert Informationen des Bibeltextes mit solchen aus der Archäologie. So wird die Kopfbedeckung des Würdenträgers zum Beispiel nicht wie in älteren Zeichnungen als türkischer Turban inszeniert, sondern als Kopfbund wie bei Judäern auf assyrischen Wandreliefs und das Zeremonialgewand «Efod» orientiert sich nicht an katholischen Priestergewändern, sondern an Belegen aus dem Alten Ägypten. Die Stoffe aus Purpur- und Goldfäden wurden in Handweberei nachempfunden.

Sack und Asche (vgl. Abb. 3) Wie sich höchste Ehre, Fest und Freude im Kleid niederschlägt, so auch Schande, Trauer und Protest. Das Gewand signalisiert nach außen eine innere Befindlichkeit. Wenn Menschen trauerten oder für ein begangenes Unrecht Buße taten, zogen sie ihr Alltagskleid aus oder zerrissen es gar im Affekt und banden sich einen Sack um. Das Hebräische verwendet denselben Begriff, der heute noch im Deutschen üblich ist, etwa im Ausdruck «in Sack und Asche». Solche und viele andere Brückenschläge zwischen biblischer und heutiger Zeit schlägt die Ausstellung «Kleider in Biblischer Zeit», deren Themen auf Deutsch in einer umfassenden Broschüre dokumentiert sind.

Fenster in die Kleiderwelt der Antike (vgl. Abb. 4) Textilien sind sehr vergänglich und gehören daher zu den seltensten Funden bei Ausgrabungen im Orient. Sehr hilfreich sind daher Bilder von Kleiderträgern auf Rollsiegeln, wie sie das BIBEL+ORIENT Museum aus den eigenen reichen Beständen zeigen kann. Damit lassen sich über Jahrhunderte hinweg Entwicklungen und Konstanten beobachten wie das Verschwinden des Zottenkleides, das Aufkommen der Hemdgewänder oder die Ankunft der Hosen via Persien. Dokumentiert wird auch die vorindustrielle Herstellung von Wolle und Leinen, sowie das Weiterleben altorientalischer Kleidertypen in der traditionellen Gewandung der Palästinenserinnen und Palästinenser oder in den Schaufäden am Gebetsmantel der Juden.








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