• Menü
    Stay
Schnellsuche

Wien

Munkácsy Magic & Mystery

Wien

Entsprechend der reformativ eingestellten christlichen und künstlerischen Diskussion in Frankreich und ihren Ausdrucksformen in Musik, bildender Kunst (Henner, Moreau, Courbet) und Literatur entwickelte Munkácsy seine Idee einer monumentalen Trilogie. Der Künstler setzt damit seine Erfolgsserie – seine Werke wurden inzwischen in Paris, London, Budapest und Amerika präsentiert und waren bei Sammlern begehrt – fort und beginnt 1880 mit den Skizzen zu „Christus vor Pilatus“, dem ersten Großformat der Trilogie. Tragische private Ereignisse – der Tod seines neugeborenen Kindes sowie ein Brand im Atelier des Künstlers – verhindern eine rechtzeitige Fertigstellung des Bildes, um es 1881 auf dem Pariser Salon zu präsentieren. Sedelmayer organisiert kurzfristig eine Ausstellung in seinem eigenen Palais. Das Bild wird zum Sensationserfolg. Zwischen 1882 und 1885 wird „Christus vor Pilatus“ mit großem Erfolg in den bedeutendsten europäischen Metropolen ausgestellt. 1881 beginnt Munkácsy an „Golgatha“ zu arbeiten. Erwähnenswert ist hier, dass bei der Entstehung neben Skizzen auch Fotografien zur Erstellung der Komposition herangezogen wurden. Auch dieses Gemälde fand, wie das letzte Bild der Trilogie „Ecce Homo“ in der Öffentlichkeit großen Anklang. Ein Teil des Erfolges der erstmaligen Präsentation(en) lässt sich wohl einerseits durch die Größe, durch die eindringliche lebendige Gestaltung und Inszenierung der Figuren, wie auch durch die Identifikationsmöglichkeit mit dem oder den Dargestellten im soziokulturellen Umfeld erklären. Munkácsy stellte das Leiden Christi in neuen Zusammenhängen und in moderner Sicht dar: als kämpfenden, leidenden Menschen, der für die Gerechtigkeit, für den Fortschritt auch zum Sterben bereit ist. James Joyce, der 1899 die „Christus-Trilogie“ in Irland sah, bemerkte über „Ecce Homo“: „Das ganze Bild ist von einer wunderbaren, tiefen, stummen Dramatik durchdrungen, als könnte es wie auf einen Zauberschlag Wirklichkeit werden … die Anschauungsweise des Künstlers ist menschlich, tief erschütternd menschlich.“ Trotz des großen Erfolges konnte sich die durch die Bilder profitierende Kirche, obwohl vorerst großes Interesse bekundet wurde, nicht zu einem Erwerb durchringen. Die ersten beiden Gemälde der Trilogie wurden schließlich von dem amerikanischen Millionär Wanamaker erworben und waren bis 1988 in Familienbesitz. „Christus vor Pilatus“ ist heute im Besitz der Hamilton Gallery in Kanada, „Golgatha“ wurde vom ungarisch-amerikanischen Sammler Imre Pákh erworben, der für die Ausstellung im Künstlerhaus einen großen Teil seiner umfangreichen Munkácsy-Sammlung zur Verfügung stellt. „Ecce Homo“, das dritte Bild der Trilogie, wurde über den Erwerber Friges Déri an das von ihm 1930 gegründete Museum in Debrecen gestiftet. Dort fand 1995 – fast 100 Jahre nach dem Tod des Künstlers – auch die erste gemeinsame Präsentation der „Christus-Trilogie“ statt.

Letzte Lebensjahre

1886 wurde Mihály Munkácsy in Nachfolge des verstorbenen Hans Makart mit der Ausführung des monumentalen Deckengemäldes "Apotheose der Renaissance" im Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums in Wien betraut. Seine späteren Historienbilder fanden selbst in Ungarn nicht ungeteilten Zuspruch, zumal seine auf die ungarische Geschichte bezogenen Werke, wie etwa das Wandepos "Árpáds Landnahme" von 1893 für das ungarische Parlamentsgebäude, schon als etwas zu pathetisch galten. Ab 1896 verschlechterte sich Munkácsys Gesundheitszustand dramatisch, 1897 wurde er in das deutsche Nervensanatorium Endenich (Bonn) eingeliefert, wo er am 1. Mai 1900 verstarb.

Munkácsy im Wiener Künstlerhaus

Mihály Munkácsy ist dreimal mit großem Erfolg im Künstlerhaus gezeigt worden: 1879 mit dem Gemälde „Milton“, 1882 mit „Christus vor Pilatus“, 1884 mit "Golgatha" und 1896 mit „Ecce Homo“. 130 Jahre später kehrt nun Munkácsys Erfolgsgemälde „Christus vor Pilatus“ im Rahmen einer großen Werkschau wieder ins Künstlerhaus zurück. Interessanter Aspekt der Ausstellung im Künstlerhaus ist darüberhinaus, dass sie Anfänge, Trends und die ersten großen Erfolge des modernen Kunstbetriebes am Beispiel einer gefühlvollen, alle privaten und künstlerischen Höhen und Tiefen erlebenden archetypischen Künstlerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts nachvollziehen lässt.








Neue Kunst Ausstellungen
Antik Stübchen Nachwort
Die neue Ausstellung “Antik Stübchen Nachwort”...
Lernen Sie den Flâneur
Der ,Flaneur‘ ist ab Donnerstag, den 25. April für Sie...
Offenen Werkräumen
Wir feiern den 1 Mai!! von 11.00 bis 18.00 Uhr!!Freue dich...
Meistgelesen in Ausstellungen
Sag‘s durch die Blume! Wiener
Blumenbilder hatten über die Epochen hinweg eine starke...
3hd 2021: Power Play
Westlichen Konventionen und Konstruktionen liegen...
»Druckgraphik unter die Lupe
Im Schloss Wilhelmshöhe werden im wahrsten Sinne des Wortes...
  • Mihály Munkácsy, Vorbereitung zum Geburtstag des Vaters, 1882, 101,7 x 137,5 cm, Sammlung Imre Pákh, Foto: Tibor Mester
    Mihály Munkácsy, Vorbereitung zum Geburtstag des Vaters, 1882, 101,7 x 137,5 cm, Sammlung Imre Pákh, Foto: Tibor Mester
    Wiener Künstlerhaus