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TRAUM VOM SÜDE

TRAUM VOM SÜDEN

  • Ausstellung
    09.11.2007 - 09.03.2008
TRAUM VOM SÜDE

Auch Künstler lassen seit dem 16. Jahrhundert eine erstaunliche Mobilität erkennen, wobei es in ihrem Fall ein klar definiertes Ziel gibt: Rom. Und die Künstler, die sich auf diesen Weg machten, stammten alle aus den Ländern nördlich des Alpenbogens, in der Mehrzahl aus den künstlerisch und kulturell überaus aktiven und reichen katholischen und protestantischen Niederlanden.

Sie alle näherten sich ihrem Sehnsuchtsziel Italien auf einer in jenen Zeiten sehr langen und mühsamen Reise: Zumeist führte die erste Reiseetappe von den Niederlanden nach Italien aus über Paris, wo man ohne Schwierigkeiten bei Landsleuten unterkam; dann ging es weiter über Land nach Lyon, wo sich wiederum eine größere Gemeinde niederländischer Kaufleute niedergelassen hatte; per Schiff fuhr man dann die Rhone hinunter bis zur Mündung und wechselte auf ein seetüchtiges Schiff, das entlang der Küstenlinie Marseille oder den Hafen von Genua ansteuerte; per Schiff ging es dann weiter bis zum toskanischen Hafen Livorno, wo die Reisenden zumeist erstmals wieder festen Boden unter den Füßen hatten; auf dem Landweg folgte man dann entweder dem Lauf der Flüsse Arno und Tiber oder der alten Römerstraße durch die Toskana, der Via Francigena, bis nach Rom.

Bildungshunger nach moderner Kunst in Rom

Die ersten reisenden Künstler zog im 16. Jahrhundert der Bildungshunger nach der „modernen" Kunst ihrer Zeit und damit die Kunst der Renaissance nach Italien. Ihre humanistischen Grundlagen beruhten auf dem Geist und der Philosophie der römischen Antike, und auf der Wiederentdeckung und Interpretation der Formen und Inhalte der antiken Kunstwerke durch die italienischen Künstler.

So boten sich den nordeuropäischen Künstlern, die aus einem immer noch der Spätgotik verpflichteten Kunstambiente kamen, völlig neue Themen und Darstellungsmöglichkeiten. Vor allem die niederländischen Maler und Bildhauer begriffen sehr früh, dass auch sie die antike Kunst kennen lernen mussten, um das Körperideal eines Michelangelo, die Darstellungsthemen eines Mantegna und die Kompositionen eines Raffael verstehen und nachvollziehen zu können.

Nirgendwo konnten sie der antiken Kunst in solcher Dichte begegnen wie in Rom, dem ehemaligen „Caput Mundi", dem „Haupt" des römischen Weltreiches, in jenem Rom, das die Päpste nun seit Beginn des 16. Jahrhunderts zur Hauptstadt der Christenheit auf den Fundamenten der Antike machen wollten.

Ruinen-Romantik und Korkmodelle

So beginnt der Bogen, den die Ausstellung zum Phänomen „Traum vom Süden" spannen will, mit niederländischen Künstlern, die zwischen 1530 und 1580 in Rom waren und dort dem überwältigenden Eindruck der antiken Reste, die in der Stadt und besonders auf dem Forum Romanum zu finden waren, erlagen. Ihre Bilder, die sie in Rom oder später nach ihrer Rückkehr in die Niederlande malten, zeigen auch dem heutigen Betrachter noch klarAntonio Chichi (1743 - 1816) Rundtempel und deutlich, dass es nicht allein der klare, klassische Formenkanon der antiken Kunst war, den sie sich aneignen wollten im Sinne eines rein antiquarischen Interesses, sondern jene einmalige „Landschaft" des verfallenden und verschütteten Forum Romanum, in der sich die Natur über Jahrhunderte hinweg die verfallenden Monumente römischer Größe wieder einverleibte. Sie reflektieren also jene Ruinen-Romantik, die aus dem Kreislauf der Zerfallens und wieder Entstehens entsteht - und wie sie in faszinierender Weise auch die raren Architektur-Korkmodelle nach antiken Denkmälern prägt, die zu den Highlights der Ausstellung zählen. Die Maler Maerten van Heemskerck, Herman Postma, Lambert Sustris, Hendrick III. van Cleef. Loedewijk Toeput sind jene Künstler in der Ausstellung, die diese antiken Monumente auch zum Thema ihrer Bilder machten und erstmals die Kunst Roms und der Antike in die Niederlande und nach Venedig trugen.

Antiquarisches Interesse im 17. Jahrhundert verschwunden

Künstlerkollegen aus den Niederlanden, die ein Jahrhundert später nach Italien reisten, also im 17. Jahrhundert, bedeutete das antiquarische Interesse ihrer Vorgänger nichts mehr.

Die künstlerische Entwicklung in den Niederlanden war fortgeschritten und hatte die Errungenschaften der italienischen Renaissance hinter sich gelassen. Auf Grund der politischen Verhältnisse - die de facto -Trennung der protestantischen nördlichen Niederlande von den unter der spanischen Krone und dem Einflussbereich der römisch-katholischen Kirche verbliebenen südlichen Hälfte Flandern - entwickelte sich in den Generalstaaten eine Bürgerkultur, die sich und ihren Lebensstil auch in ihrer Bildkunst reflektiert sehen wollte; so prägte der wohlhabende, urbane Alltag der Niederlande ihre Bildwelt, beziehungsweise alle jene Bereiche, auf denen der niederländische Reichtum beruhte, wie Seefahrt, Landwirtschaft, Heimatlandschaft.

Entdeckung des Sonnenlichts und der Effekt des Gegenlichts

Die holländischen Künstler waren Augenmenschen, die das Sichtbare ihrer Umwelt registrierten und die, wenn sie sich nach Italien aufmachten, nicht Wissen, sondern optische Reize suchten, die sie in den trüben Flachlandschaften, den burlesken Szenen aus dem Bauernmilieu und dem bürgerlichen Ambiente ihrer Städte nicht mehr fanden.


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  • Herman Posthumus (Postma), (um 1514 -um 1566),
Fantastische Landschaft mit römischen Ruinen,
© Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein Wien und Vaduz
    Herman Posthumus (Postma), (um 1514 -um 1566), Fantastische Landschaft mit römischen Ruinen, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein Wien und Vaduz
  • Herman van Swanevelt (1603 - 1655) Italienische Flusslandschaft mit rastenden Reisenden und Fischern in einem Boot
© Privatsammlung München
    Herman van Swanevelt (1603 - 1655) Italienische Flusslandschaft mit rastenden Reisenden und Fischern in einem Boot © Privatsammlung München
  • Jan Asselijn (gegen 1614 - 1652) Küstenlandschaft mit rastenden Reitern, Detail © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
    Jan Asselijn (gegen 1614 - 1652) Küstenlandschaft mit rastenden Reitern, Detail © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
  • Jan Baptist Weenix (1621 - 1660/61) Ruinenlandschaft mit einer Taverne, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Wien und Vaduz
    Jan Baptist Weenix (1621 - 1660/61) Ruinenlandschaft mit einer Taverne, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Wien und Vaduz
  • Antonio Chichi (1743 - 1816) Rundtempel von Tivoli, Korkmodell © Staatliche Museen Schloss Wilhelmshöhe, Kassel
    Antonio Chichi (1743 - 1816) Rundtempel von Tivoli, Korkmodell © Staatliche Museen Schloss Wilhelmshöhe, Kassel
  • Nicolaes Pietersz. Berchem (1621/22 - 1683) Landschaft mit Brunnen, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz
    Nicolaes Pietersz. Berchem (1621/22 - 1683) Landschaft mit Brunnen, © Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz