Nachdem die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) bereits 2005 und 2006 die Hofanlage in der Neuen Straße 1 in Romrod mit insgesamt 30.000 Euro für die zwingend erforderlichen Sicherungsmaßnahmen unterstützt hat, folgt nun ein dritter Fördervertrag in Höhe von 50.000 Euro für die Grundsanierung der denkmalgeschützten Hofanlage.

Am Schnittpunkt der alten Heerstraße "durch die kurzen Hessen", von Frankfurt nach Vacha und dem Vogelsberger "Dippweg" gelegen, entstand im 12. Jahrhundert südlich von Alsfeld die Talburg der Herren von Romrod, die dem Ort bis heute den Namen geben. Die ehemalige Hofanlage in der Neuen Straße wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts als Einhaus errichtet, in dem Wohnteil, kleine Stallungen und Scheune unter einem Dach liegen. Die Fassaden der Fachwerkkonstruktion erheben sich über einem Basaltsockel. Die straßenseitigen Gefache sind mit Ziegel, die restlichen mit Lehmstakung ausgefüllt. Als Wetterschutz erhielten die lehmgefüllten Fassaden eine Vorsatzschale aus Holzschindeln. Nach oben schließt ein schmales ziegelgedecktes Satteldach das Gebäude ab. Die Anlage steht zusammen mit der umgebenden Bebauung unter Ensemble-Denkmalschutz.

Nach längerem Leerstand wurde das Gebäude nach 2002 von Jugendlichen der 2001 eingerichteten Jugendbauhütte Romrod zum Wohnen genutzt. Im Jahr darauf erwarb die DSD die durch jahrzehntelange mangelnde Bauunterhaltung stark geschädigte Anlage mit ihrer überalterten und defekten Haustechnik. Erste kleinere Herrichtungen folgten: eine neue Heizungsanlage wurde eingebaut, und in den regelmäßigen Seminaren konnten immer wieder bescheidene Sanierungsmaßnahmen und Reparaturen durchgeführt werden. Nun können endlich die umfangreichen Sanierungsarbeiten der Gesamtanlage in Angriff genommen werden. Die Arbeiten sind für das Frühjahr 2010 vorgesehen.

Zunächst führte ein Wettbewerb im September diesen Jahres zur Beauftragung eines Architekturbüros aus Lauterbach, das die Planung bis zum Dezember 2009 abschließen und den Bauantrag einreichen wird. Die Planung sieht den Erhalt des Gebäudes in seiner jetzigen Form vor. Die Jugendbauhütte Romrod soll das Gebäude auch in Zukunft nutzen, um hier Teilnehmer unterbringen zu können. Darüber hinaus soll Tagungsraum für Teilnehmer an den ein- bis zweiwöchigen Seminaren aus anderen Jugendbauhütten in Deutschland konzipiert werden. Da die Belegung der Zimmer durch diese Gruppen nur mehrere Wochen im Jahr umfasst, besteht für die restliche Zeit die Möglichkeit, Gästezimmer an Touristen und Tagesgäste zu vermieten.

Um junge Menschen zu einer intensiveren Beschäftigung mit dem kulturellen Erbe zu bewegen, hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Projekt "Jugendbauhütten" gestartet. Sie bieten seit einigen Jahren den Rahmen für ein "Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege". Anknüpfend an die Tradition der mittelalterlichen Bauhütten bietet diese Sonderform des Freiwilligen Sozialen Jahres praktische Erfahrungen und eine erste berufliche sowie persönliche Orientierung. Im Rahmen eines Jahres können Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren in Handwerks- und Baubetrieben, bei Architektur- und Planungsbüros oder Denkmalbehörden mitarbeiten. In Seminaren werden begleitend Stil- und Materialkunde, Forschungs- und Arbeitsmethoden, Grundlagen der Denkmalpflege sowie die Bedeutung des europäischen Kulturerbes vermittelt. Unabhängig vom späteren Berufsweg nehmen die Jugendlichen die Erfahrung im Umgang mit Geschichte, Originalsubstanz und ihren handwerklichen Fähigkeiten mit. Die Stiftung ist überzeugt: Nur wenn es gelingt, jungen Menschen die Faszination historischer Bauten, alter Handwerkstechniken und Bauweisen zu vermitteln, hat die Vergangenheit eine Zukunft.

Bonn-Romrod, 2. Dezember 2009/Schi