Radierung - Druckgrafik Geschichte
Die Weiber von Weinsberg von Lovis Corinth. Kaltnadelradierung 1894. Strophen 8-10: Zur Zeit der stillen Mitternacht Die schönste Ambassade Von Weibern sich ins Lager macht, Und bettelt dort um Gnade. Sie bettelt sanft, sie bettelt süß, Erhält aber nichts, als dies: “Die Weiber sollten Abzug han, Mit ihren besten Schätzen, Was übrig bliebe, wollte man Zerhauen und zerfetzen.” Mit der Kapitulation Schleicht die Gesandtschaft trüb´ davon. Drauf, als der Morgen bricht hervor, Gebt Achtung! Was geschiehet? Es öffnet sich das nächste Thor, Und jedes Weibchen ziehet, Mit ihrem Männchen schwer im Sack´, So wahr ich lebe! Huckepack. - Die Weiber von Weinsberg gezeichnet von G. Opiz, gestochen von J. Lips. In: Urania. Taschenbuch auf das Jahr 1830. (Sammlung Heinrich Tuitje)
Radierung - Druckgrafik, Ludwig XIV
Zur Zeit Ludwigs XIV. stand in Frankreich der Porträtstich im Mittelpunkt des Schaffens. Den besten Ruf eines wahren Meisters dieser Kunst hatte Robert Nanteuil. Ein anderer großer Künstler war Claude Mellan (1598 - 1688): Sein Werk "Schweißtuch der Veronika" zeigt einen Christuskopf, der aus einer einzigen ungebrochenen Spirallinie besteht. Berühmt wurden die Radierungen von Jacques Callot (1592 - 1635). Der in Lothringen lebende Künstler schuf originelle und phantasievolle Radierungen, die unter anderem das Leben des Volkes festhielten ("Capricci di varie figure"), aber auch die Nöte des Krieges ("Misères de la guerre") wiederspiegelten. Sein Werk umfasst ungefähr 1500 Blätter und beinhaltet auch viele Stadtansichten. Callot baute seine Figuren in parallelen Linien auf und ätzte seine Platten mehrmals. Es war mit ein Verdienst seiner Person, dass die Radierung als selbständige Kunstgattung Anerkennung fand. Zahlreiche Meister seines Faches wurden von Callot inspiriert, so z.B. Stefano della Bella (1610 - 1664), Israel Silvestre (1621 - 1691), Abraham Bosse ( 1602 - 1676). Für Italien ist es der Name Giuseppe Ribera (1588 - 1652), der mit der Kunst der Radierung untrennbar verbunden ist.
Radierung -Kaltnadeltechnik, 17. Jahrhundert
Im 17. Jh. waren es die Holländer, die in der Kunst der Malerei führend wurden. Allen voran war es natürlich Rembrandt (1606 - 1669), der neben seinen malerischen Meisterwerken auch ein bedeutendes graphisches Werk zurückließ. Am Anfang seines graphischen Wirkens stand die Auseinandersetzung mit dem Licht - Raum - Problem. Schließlich wandte er sich vermehrt der Kaltnadeltechnik zu. In dieser Schaffensperiode entstand auch das "Hundertguldenblatt", das häufig als die größte Leistung seiner Schwarzweißkunst zitiert wird. Berühmt natürlich auch seine Landschaftsradierungen; selten wurde jemals zuvor so eindrucksvoll die Seele der Natur zum Ausdruck gebracht. In der späten Phase seines Wirkens arbeitete er fast ausschließlich mit der Kaltnadeltechnik. Er verzichtete auf die Helldunkeleffekte und konzentrierte sich darauf, gedanklichen Tiefgang sichtbar zu machen.
Radierung - Crayonmanier, Rembrandts
Adriaen van Ostade, Allaert van Everdingen und Jakob van Ruisdael sind Namen bedeutender Künstler, die ebenfalls zur Zeit Rembrandts in Holland ihre Werke schufen. In Frankreich wurde die sogenannte Crayonmanier gepflegt. Bei dieser Technik wurden Stiche in parallele Punktreihen zerlegt. Vor allem die beiden Berufsstecher Gilles Demarteau (1729 - 1776) und Louis - Martin Bonnet (1736 - 1739 ) waren für diese Technik bekannt. Doch es dauerte bis zum Ende des 18. Jh. bis der Punktierstich Verbreitung fand. Berühmt wurde vor allem durch die Blumendarstellungen Pierre - Joseph Redoutès (1759 - 1840).
Radierung - Punktierstich, England
In England erfreute sich der Punktierstich besonders großer Beliebtheit. Der in London lebende Francesco Bartolozzi (1728 - 1813) schuf in den Jahren 1780 - 1800 an die zweitausend Reproduktionsstiche. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. begann sich das Genre der Karikatur herauszubilden. In diesem Zusammenhang muss William Hogarth (1697 - 1764) genannt werden, der köstliche satirische Sittendarstellungen schuf, z.B. "Der Lebenslauf einer Dirne" (1732) und "Werdegang eines Wüstlings" (1735). In Verbindung mit der Buchillustration ist der Name Daniel Chodowiecki erwähnenswert (1726 - 1801): er schuf an die 3000 Radierungen, die vor allem in Almanachen, Kalendern und Moderomanen zu finden waren.
Radierung - Umrisslinien - Stil, Klassizismus
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