Zu den ästhetisch eindrucksvollsten Ausdruckformen unserer Kultur gehört zweifelsohne eine mit schönem Porzellan, Silberbestecken, glänzenden Gläsern, gepflegter Tischwäsche und dem passenden Blumenschmuck gedeckte Tafel. Gerade an Festtagen greifen selbst Minimalisten zu Kerzenleuchtern, Großmutters Messerbänkchen und holen Saucieren und Kaviarkühler aus dem Schrank.

Paar Stühle, 1904 Auktion: 093A Künstler: Moser, Koloman Hersteller: Müller, Wien, k. u. k. Hoftischler

Quittenbaum versteigert am 7. Dezember im Rahmen der Auktion 'Höhepunkte der Designgeschichte' rund 370 Lose zur Tischkultur des 20. Jahrhunderts. Ergänzt wird das Angebot durch eine kleine, aber feine Offerte von Gemälden und Druckgraphiken der klassischen Moderne. Ausgewähltes Design rund um das Thema Tischkultur aus der Zeit des Bauhauses und der Ulmer Schule kommen zum Aufruf, und natürlich sind Designklassiker aus Italien und Skandinavien vertreten sowie Möbel der internationalen Erfolgshersteller Knoll und Herman Miller, denen wir ein eigenes Kapitel gewidmet haben.

Highlights der Auktion sind zweifelsohne die wunderbaren Raritäten der Protagonisten des Wiener Jugendstils Josef Hoffmann und Kolo Moser. Zu den frühen Entwürfen von Josef Hoffmann gehört die aus vier Kelchen aufgebaute Blumenvase aus versilbertem Alpakka, die zu einem Schätzpreis von € 40.000 bis 50.000 angeboten wird. Das Entwurfsaquarell ist im Archiv der Wiener Werkstätte erhalten. Während Hoffmann zeitgleich streng geometrische Ornamente verwendete, fand er für die vierteilige Vase eine geschwungene Grundform, die an Tulpen- und Trompetenbaumblüten erinnert. Schlagendes Beispiel für die umfassende Dekorationsfreude von Kolo Moser sind dagegen die beiden Stühle mit intarsierten Rückenlehnen, die als Motiv eine Taube mit Olivenzweig zeigen, ausgeführt in Vogelahorn, Palisander und Perlmutt. Die mit Rüsterwurzelholz furnierten Stühle, die zu einem Schätzpreis von € 40.000 bis 50.000 angeboten werden, gehörten zu einem ganzen Ensemble mit Tisch und Büffet für ein Speisezimmer eines adeligen Auftraggebers, das um 1904 geschaffen wurde. Die meisten Teile der Einrichtung befinden sich im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe - die beiden Stühle aus der Auktion befinden sich seit über 30 Jahren in Münchner Privatbesitz.

Das Starlos der Auktion ist zweifelsohne ein Gemälde von Gabriele Münter. Die auf € 130.000 - 160.000 taxierte Arbeit 'See am Ostertag' aus dem Jahr 1935 ist im Arbeitsheft Münters dokumentiert und wird in das Werkverzeichnis der Gabriele Münter- und Johannes Eichler-Stiftung aufgenommen. Auf den Liebhaber moderner Kunst warten außerdem Arbeiten von Max Beckmann, Max Peiffer-Watenphul, Joan Miro und Le Corbusier.

Das wohl einzigartige Paar Figurenleuchter von Adolph Amberg gehört zu den Hauptwerken der Berliner Schule des frühen 20. Jahrhunderts. Eine weibliche und eine männliche Aktfigur tragen jeweils einen sechsflammigen Leuchterring in erhobenen Händen. Die über einen halben Meter hohen Silberleuchter stellen eine Meisterleistung seines handwerklichen und künstlerischen Könnens dar und sind auf € 29.000 - 34.000 geschätzt. Vier umfangreiche Silberbestecke von Georg Jensen kommen neben Bestecken von Bernhard Hoetger, Heinrich Vogeler und Hans Christiansen zum Aufruf. Auch ein vierteiliges Art Déco-Kaffee- und Teeservice von Jean-Emile Puiforcat ist im Angebot (€ 7.500 - 8.000) und weiteres schönes und nützliches Tischgerät.

Große Auswahl haben Genießer, wenn es um die Wahl eines passenden Esstischs geht. Wir haben für Sie Modelle von Ferdinand Kramer, Arne Jacobsen, Eero Saarinen, Hans Wegner, Finn Juhl und Gianfranco Frattini aufgetan. Teilweise sind die Tische mit passenden Stühlen in Sechser- oder Achtersätzen erhältlich, und manchmal werden auch die passenden Buffets, Kredenzen oder Anrichten dazu angeboten wie im Falle von Bruno Pauls Speisezimmer aus dem Jahr 1907, das in vier Lose aufgeteilt aufgerufen wird (Schätzpreis (insg.) € 10.000 - 15.000).

Ein Leckerbissen des Industriedesigns ist der von Wilhelm Wagenfeld 1929/30 in typischer Bauhausästhetik entworfene Heißwasserkessel, den die Bauhochschule Weimar bei der thüringischen Metallwarenfabrik Walther & Wagner ausführen ließ. Die große Seltenheit des schlicht und ergreifend schönen Stückes begründet die Schätzung von € 15.000 bis 18.000. Ein schönes Vergleichsobjekt ist Christopher Dressers Heißwasserkessel aus Kupfer aus dem Jahr 1885, der mit € 3.000 - 3.5000 angesetzt ist.
Wunderbar erhaltene 'Weissenhof'-Sessel von Ludwig Mies van der Rohe mit Rohrgeflecht kommen mit € 15.000 - 18.000 (mit Armlehnen) bzw. € 6.000 - 8.000 zum Aufruf. Abgerundet wird das Angebot von Bauhaus-Objekten von einem zwischen 1948 und 1954 ausgeführten 'Barcelona'-Sessel (€ 10.000 - 12.000), von einem Schreibtisch von Hans Luckhardt (€ 6.000 - 8.000) und einem Wandteppich von Ilse Mögelin sowie diversen Leuchten.

Italienisches Design ist prominent vertreten mit einigen besonderen Tellersätzen von Piero Fornasetti sowie Möbelklassikern von Joe Colombo, Gio Ponti und Ettore Sottsass. Unter den italienischen Leuchten muss man Gino Sarfattis Meisterwerk, die 1953/54 konzipierte, 2,15 Meter hohe Stableuchte '1063', hervorheben, die mit moderaten € 15.000 bis 20.000 taxiert ist.