Emil Filla (1882-1953) gehört zu den herausragenden Vertretern des tschechischen Kubismus, einer Kunstrichtung, die 1991 durch eine Ausstellung in Düsseldorf hierzulande erstmals einem breiteren Publikum vorgestellt wurde. In der 35. Spezialauktion Moderne Kunst, die am 15. Oktober 2008 bei Nagel Auktionen in Stuttgart stattfindet, kommt ein charakteristisches „Stilleben mit Früchten" von Emil Filla zum Aufruf.

Das kleinformatige Gemälde auf Holz stammt aus dem Jahr 1929, einer Zeit, in der sich Filla nach Studienreisen und Auslandsaufenthalten wieder in Prag niedergelassen hatte, um dort zu arbeiten. Der Kunsthistoriker Frantisek Dvorak hat das Gemälde im Original begutachtet und seine Echtheit bestätigt. Seiner Aussage nach ist das Bild der sogenannten weißen Periode des Künstler zu zuordnen (Maße 35,7 x 41 cm, Schätzpreis 14.000 €).

Dem impressionistischen Stil dagegen ist ein um 1914 entstandenes Gemälde von Leo Putz (Meran 1869- Meran 1940) verpflichtet. Der Tiroler Maler verbrachte zwischen 1909 und 1914 die Sommermonate bei Schloss Hartmannsberg im bayerischen Chiemgau, wo seine berühmten „Kahn-Bilder" entstanden. Es stammt aus Privatbesitz und ist auf dem Markt nicht bekannt. Das maßgebliche Werkverzeichnis enthält unter dem Titel „Abendsonne" lediglich eine kleinere Fassung dieses Gemäldes auf Karton (Maße 40 x 35 cm, Schätzpreis 40.000 €, siehe Abbildung oben).

Umgekehrt verhält es sich im Falle eines bislang unbekannten Werkes von Franz von Stuck (1863-1928). Bei der Version der dramatischen Darstellung von „Judith und Holofernes", um 1927 in Öl auf Karton gemalt, kennt das Werkverzeichnis lediglich die durch Ausstellungen hinreichend bekannte, größere Fassung (47,5 x 40 cm, Schätzpreis 28.000 €). Außerdem ist ein Gipsrelief mit Beethoven-Porträt von Franz von Stuck im Angebot (5.000 €).

Von dem österreichischen Expressionisten Oskar Kokoschka (1886-1980) sind vier Werke in der Auktion, welche viele Jahre in einer Privatsammlung gehütet wurden - die Familie war mit dem Künstler befreundet. Es handelt sich um Arbeiten auf Papier, die meistens mit einer Widmung versehen sind, darunter das Aquarell eines Blumenstillebens (Schätzpreis 8.000 €) und die Gouache eines Damenporträts (Schätzpreis 10.000 €).

Mit der deutschen Bildhauerin Renée Sintenis (1888-1965) befreundet war eine amerikanische Sammlerin, aus deren Besitz 19 überwiegend kleinformatige Bronze-Skulpturen stammen. Sie stellen vor allem die charakteristischen Fohlen dar, aber auch einen Elefanten, zwei Hunde, ein Kudu sowie die Figur der Daphne und eine Büste der Sammlerin selbst (Schätzpreise zwischen 3.000 € und 7.000 €).

Aus direktem Familienbesitz von Oskar Schlemmer (1888-1943) kommt das 1935 entstandene und signierte Porträt seiner Nichte Marie in Öl auf Papier (Schätzpreis 15.000 €).

Das Angebot an zeitgenössischer Kunst umfasst ein mit „Diamond Dust" überzogenes Siebdruck-Porträt Andy Warhol (1928-1987). Es zeigt Lou Reed, der zusammen mit John Cale eines der Gründungsmitglieder von Velvet Underground war (Schätzpreis 16.000 €).

Desweiteren gibt es ein Acryl-Bild mit neongelbem Grund von Keith Haring (1958-1990). Es stammt aus einer gemeinsam mit dem Graffiti-Künstler Angel Ortiz, LA II genannt, gestalteten Serie (Schätzpreis 16.000 €). Haring brachte in seiner charakteristischen Zeichensprache die Figuren auf die Leinwand, LA II überzog den Rest mit einer All-Over-Struktur. Der Legende nach sollen die Bilder dieser Serie für die Dekoration einer Party von Madonna gemalt worden sein.

Vorbesichtigung 10. bis 13. Oktober 2008

Stuttgart, 30. September 2008

bkb