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Die Donau. Eine Reise in die Vergangenheit

Grenze und Kriegsschauplatz
Die Donau hatte aber nicht nur als Verkehrsweg große Bedeutung, sondern auch als Grenze: Die Auseinandersetzungen um Territorien und Vormachtstellungen, der wechselnde Einfluss von Großmächten wie dem Osmanischen Reich, der Habsburgermonarchie oder Russland bestimmten jahrhundertelang die Geschichte des Donauraumes. Erstmals öffentlich zu sehen ist in der Ausstellung die prachtvolle Handschrift des kaiserlichen Kriegs-Kommissars Heinrich Ottendorf, der Leopold I. diese „Reisebeschreibung“ von Ofen (Budapest) nach Belgrad widmete. 1665 befand sich dieses Gebiet unter osmanischer Oberhoheit und die genauen Angaben zu den Palanken (kleine Befestigungen) entlang der Donau waren von strategischer Bedeutung für die Habsburger.

Auf der Donau wurden zum Schutz und als Patrouille auch Kriegsschiffe (Tschaiken) eingesetzt. Die schmalen und flachen Boote konnten sowohl gerudert als auch gesegelt werden. Sie hatten eine Besatzung von etwa 30 Mann und konnten im Kriegsfall mit Kanonen bestückt werden. Gebaut wurden sie in Klosterneuburg, Stützpunkte lagen u. a. an der Theißmündung. Ein Tschaikenbataillon war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Teil der k. k. Donauflottille.

Ein einmaliger Sehnsuchtsraum
Neben der wirtschaftlichen und militärischen Bedeutung war die Donau aber immer auch ein Sehnsuchtsraum, ein Ort „jenseits der Geschichte“, ein Schauplatz von Sagen, Gedichten und Erzählungen. Reiseberichte erzählten von den unterschiedlichen Kulturen und vielfältigsten Sehenswürdigkeiten entlang des Flusses, illustrierte Werke mit authentischen Ansichten von Orten und Landschaften erreichten ein breites europäisches Publikum. Der „Kulturraum Donau“ wird im Prunksaal durch bemerkenswerte Aquarelle Jakob Alts illustriert: Seine insgesamt 55 Ansichten der Donau von Engelhartszell bis Wien zählen zum „Memory of Austria“ der UNESCO; jeweils zwei dieser Kunstwerke sind im Original ausgestellt, aus konservatorischen Gründen werden sie regelmäßig ausgetauscht.

Ein besonderes literarisches Zeugnis für die Magie der Donau ist Ingeborg Bachmanns „Malina“: In diesem Roman schafft das Märchen der Prinzessin von Kagran einen zeitlosen mythischen Raum ohne Grenzen, die urtümliche wilde Donau und die Donau-Auen, in die die Prinzessin entführt worden ist, bilden dafür den Imaginationsraum. Im „Donauweibchen“ von H. C. Artmann und Gerhard Rühm kommt Elfi, die Tochter des Wassermanns Danubius, über die Wasserleitung nach Wien und bezirzt die Halbstarken in einer Bar. Sie will ein Mensch mit Seele werden, was aber nicht gelingt, weil ihr Burli untreu ist. Andreas Okopenko lädt in seinem experimentellen „Lexikonroman“ die LeserInnen dazu ein, sich aus den alphabetisch geordneten Impressionen und Textbausteinen zu einer Donau-Schiffsreise von Wien in die Wachau selbst eine Geschichte zu basteln. Ebenfalls ausgestellt ist ein Gegenstand heftiger Diskussionen: Das Typoskript zu Peter Handkes 1995 erschienenem Buch „Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien“.

Unumstritten ist hingegen die heimliche Landeshymne Wiens: Der 1867 uraufgeführte Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß (Sohn) ist im Erstdruck zu sehen, dieser liegt neben dem Manuskript der unvollendet gebliebenen symphonischen Dichtung „Donau“ von Richard Strauss aus dem Jahr 1941.

Die Donau-Regulierung
Ursprünglich war die Donau ein gefährliches Gewässer: Zahlreiche Felsen und Stromschnellen waren Hindernisse für die Schifffahrt, mehrmals jährlich wiederkehrende, teils katastrophale Überschwemmungen und Eisstöße prägten das Leben am Strom. Bereits 1715 gab es daher erste Überlegungen für eine umfassende Regulierung der Donau, um Siedlungen und Bauernhöfe im Einzugsgebiet zu schützen. Konkret wurden die Pläne aber aus einem anderen Grund: Das Habsburgerreich wollte einen seiner wichtigsten Verkehrswege absichern und erschließen. Vor allem die rasch anwachsende Hauptstadt Wien wurde hauptsächlich über den Wasserweg mit Nahrungsmitteln und Gütern versorgt. Aufgrund finanzieller Engpässe war an eine durchgehende Regulierung der Donau jedoch vorerst nicht zu denken.

Vor über 150 Jahren, genau am 14. Mai 1870, erfolgte dann der Spatenstich für die Regulierung der Donau im Raum Wien. Nach katastrophalen Überschwemmungen in den Jahren 1830, 1849, 1850 und 1862 waren Kommissionen zur Erarbeitung eines Regulierungsprojektes eingesetzt worden. Der erfolgreiche Bau des Suezkanals trug zur Durchsetzung einer „radikalen“ Lösung bei – der Schaffung eines neuen begradigten Flussbettes. 1869 entwarf Jakob Alts Sohn Rudolf eine künstlerische Vision dieser regulierten Donau: Das großformatige Aquarell zeigt monumentale Bauten entlang des Wiener Ufers, die nie verwirklicht wurden. 1873 wurde das Kunstwerk mit „allerhöchster Genehmigung“ bei der Wiener Weltausstellung gezeigt, danach kam es an die Hofbibliothek und ist nun nach umfangreichen Restaurierungen erstmals wieder öffentlich zu sehen.








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  • Belgrad © Österreichische Nationalbibliothek
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  • Hochwasserkatastrophe in Wien im März 1830 © Österreichische Nationalbibliothek
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  • Die Pasetti-Karte im Prunksaal / Foto: Virgil Widrich, 2021
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  • Donauregulierung – Bagger © Österreichische Nationalbibliothek
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  • Reiher © Österreichische Nationalbibliothek
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