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DIE SCHLACHT V

DIE SCHLACHT VON TANNENBERG 1410

DIE SCHLACHT V

Veranstaltet vom Kunsthistorischen Museum in Kooperation mit dem Polnischen Institut Wien und dem Polnischen Heeresmuseum Warschau.

Die Schlacht von Tannenberg (Polen) jährt sich heuer zum 600. Mal und spielt für das historische Selbstverständnis Polens bis heute eine große Rolle. In der Ausstellung werden Rüstungen und Waffen der damaligen Zeit aus den Beständen der Hofjagd- und Rüstkammer sowie aus der Schatzkammer und dem Archiv des Deutschen Ordens in Wien zu sehen sein. Ausgewählte Exponate, wie Sporen und Steigbügel Kasimir II., König von Polen (1427-1492), erinnern an eine der größten Schlachten des Mittelalters in Europa, bei welcher der Deutsche Orden (Ordo domus Sanctae Mariae Teutonicorum, polnisch: Krzyżacy = Kreuzritter) von der vereinten Streitmacht des Königreichs Polen und des Großherzogtums Litauen vernichtend geschlagen wurde.

Goldgulden (538 KB) Heinrich von Plauen (1410-1413) © Wien, Kunsthistorisches Museum

Als besondere Attraktion bei der Ausstellungseröffnung am 17. Juni 2010 präsentiert die historische Fechtgruppe Dreynschlag eine Vorführung der aus Fechtbüchern des 15. Jahrhunderts rekonstruierten spätmittelalterlichen Zweikampftechniken mit zeitgenössischen Waffen.

Geschichtlicher Hintergrund

Die Schlacht bei Tannenberg zwischen dem Deutschen Orden (Ordo domus Sanctae Mariae Teutonicorum, polnisch: Krzyżacy = Kreuzritter) und der vereinten Streitmacht des Königreichs Polen und des Großherzogtums Litauen gilt als eine der größten europäischen Schlachten des Mittelalters. Es wird geschätzt, dass an dem Kampf am 15. Juli 1410 zwischen 35.000 und 45.000 Ritter, Söldner und zum Militärdienst verpflichtete Untertanen teilnahmen, von denen mehrere Tausend am Schlachtfeld umkamen.

Der Konflikt zwischen dem den südöstlichen Ostseeraum beherrschenden, wirtschaftlich wie militärisch mächtigen Deutschordensstaat, dem zu einer Großmacht in Mitteleuropa heranwachsenden Polen und dem politisch schwachen Territorialstaat Litauen war ausschlaggebend für die politische und wirtschaftliche Entwicklung Mittelosteuropas in den folgenden Jahrhunderten.

Aus polnischer und litauischer Sicht eignete sich der Deutsche Orden unter dem Vorwand der Heidenmission an den nördlichen Grenzen des christlichen Europa wiederholt polnische und litauische Gebiete an. Als 1385 infolge der polnisch-litauischen Union von Krewo der litauische Großfürst Jagiełło polnischer König wurde und Litauen 1386 das Christentum annahm, war die christliche Mission des Deutschordensstaates, die Christianisierung des Heidentums im Baltischen Raum, die Ostkolonisation als Drang nach Osten mit Kreuz und Schwert in Frage gestellt. Territoriale Streitigkeiten und ein Aufstand in Schamaiten führten dazu, dass der Orden am 6. August 1409 Polen den Krieg erklärte. Der Konflikt gipfelte am 15. Juli 1410 in der Schlacht bei Tannenberg/Grunwald, in der die Heere des Deutschen Ordens unter Führung des Hochmeisters Ulrich von Jungingen von den Heeresverbänden von Polen und Litauen besiegt wurden. Der Ausgang der Schlacht eröffnete beiden Siegerstaaten den Weg in eine gemeinsame Zukunft: Die Union, gegründet zunächst als Bündnis gegen die Expansion des Deutschen Ordens, blieb in den folgenden Jahrhunderten bestehen; sie förderte und beschleunigte die Weiterentwicklung beider Staaten. Der Deutschordensstaat wurde 1525 definitiv aufgelöst und säkularisiert. Der an seiner Spitze stehende letzte preußische Hochmeister Albrecht von Brandenburg nahm den protestantischen Glauben an, wandelte sein Gebiet in ein weltliches Herzogtum, und leistete dem polnischen König Sigismund I. 1525 den Lehnseid auf dem Marktplatz von Krakau. Das Gebiet des Ordensstaates umfasste die später als Ostpreußen, Lettland und Estland bezeichneten Territorialregionen.

Die Legende der Schlacht bei Tannenberg spielte bei der Ausbildung der Nationalstaaten der Polen und Litauen eine wichtige Identität stiftende Rolle. Nachfolgende Generationen sahen in dem legendären Sieg für beide Nationen ein Symbol des Ruhmes und der Macht des Vaterlandes. In Zeiten der nationalen Niederlagen und Teilungen wurde immer wieder auf dieses Ereignis im Kampf gegen die erzwungene Germanisierung und Russifizierung zurückgegriffen. Im 19. Jh., in der Zeit der Romantik, wurde die aus dem Mittelalter überlieferte Siegeslegende in vielen Werken u.a. der Nationaldichter Adam Mickiewicz, Juliusz Słowacki und Henryk Sienkiewicz sowie des Malers Jan Matejko, nationalideologisch aufgerüstet. Auch Russland nutzte die Besinnung auf die Schlacht im Geist des Panslavismus als Sieg der vereinten Slawen über das germanische Element zur kollektiven Bewusstseinsbildung. Besonders feierlich wurde in Polen der 550. Jahrestag der Schlacht bei Tannenberg begangen. Aus dieser Zeit stammt nicht nur ein monumentales Denkmal, sondern auch die filmische Bearbeitung der Romantrilogie ‚Krzyżacy‘ (Die Kreuzritter) des Nobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz, die bis heute den meisten Polen bekannt ist.

Wichtig zur Namensklärung Tannenberg: In Erinnerung an die Niederlage des Deutschen Ordens 500 Jahre zuvor wurde der Ort der Schlacht (heute polnisch Stębark bei Olsztynek/Hohenstein) unter Führung von General Ludendorff, der im Ersten Weltkrieg, im August 1914, die Russen besiegte, auf deutscher Seite mit dem Namen Tannenberg bezeichnet. Das hier errichtete Mausoleum zu Ehren Generalfeldmarschall von Hindenburgs wurde 1945 von den deutschen Truppen gesprengt.

Presse: Nina Auinger-Sutterlüty, MAS


Ausstellung






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