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Moderne

Max Liebermann Wegbereiter der Moderne

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Nichtsdestoweniger beginnt er, sich als Bildnismaler zu profilieren. In seiner Porträtkunst verbindet er psychologische Eindringlichkeit mit persönlicher Distanz. Er hebt die Figuren aus ihrer gewohnten Umgebung heraus, vermeidet Hinweise auf den sozialen Status oder Beruf der Dargestellten und platziert sie vor einen neutralen Hintergrund. Liebermann konzentriert sich vor allem auf das Gesicht und die Körperhaltung der Porträtierten, wobei er die charakteristischen äußeren Merkmale seiner Modelle nicht beschönigt, sondern betont.

Gartenlokale

Menschen, die unter schattenspendenden Bäumen oder auf luftigen Terrassen Erholung und Zerstreuung suchen – dieses bürgerlich-städtische Motiv hat Liebermann ab Mitte der 1880er Jahre immer wieder gemalt. Trotz seines anfänglichen Interesses für Szenen des intakten bäuerlichen Lebens blieb dem Künstler nicht verborgen, dass die moderne urbane Gesellschaft zunehmend neue Lebensformen entwickelte. Zu den typischen Erscheinungen der Zeit gehörten Biergärten und Ausflugslokale. Hier konnten sich unterschiedliche Schichten zwanglos begegnen und unbeschwerte Geselligkeit an der frischen Luft genießen.

An dieser Schnittstelle zwischen Kultur und Natur hatte Liebermann eine neue malerische Aufgabe für sich entdeckt. In den weiträumigen, sonnendurchfluteten Wirtshausgärten an den unterschiedlichsten Orten – in München, Brannenburg, Hamburg oder an den Berliner Seen – fand er stimmungsvolle Bildmotive. Der sorgfältig komponierte Bildraum wird durch das Wechselspiel von Licht und Schatten belebt. Der Boden ist mit hellen Sonnenflecken übersät – ein Markenzeichen des Künstlers. Mit Ausnahme des frühen Münchner Biergartens von 1883/84, wo er die dichtgedrängten Gäste noch genau charakterisiert hatte, war ihm ein lebendiger Natureindruck der Gesamtkomposition zunehmend wichtiger.

Bürgerliches Freizeitvergnügen

Hatte Liebermann zu Beginn seines künstlerischen Weges der arbeitenden holländischen Bevölkerung bei ihren alltäglichen Verrichtungen zugesehen, so interessierte er sich ab der Jahrhundertwende auch für Motive des bourgeoisen Freizeitvergnügens. Sie waren ihm bestens vertraut: In seiner Jugend war er selbst ein guter Reiter und begeisterter Schlittschuhläufer gewesen. Während seiner Hamburg-Aufenthalte beobachtete er im ältesten Polo Club auf dem europäischen Festland das dynamische Polospiel und genoss den abendlichen Corso der Boote auf der Außenalster.

Zu Liebermanns bekanntesten Gemälden gehört der Papageienmann im Amsterdamer Zoo − die vorbereitende Studie von 1902 wird hier gezeigt. Zwanzig Jahre lang musste das Motiv des Wärters der berühmten Papageienallee auf seine malerische Umsetzung warten. Bei seinem ersten Besuch dort 1881 konnte Liebermann dem farbenprächtigen Sujet aus der bürgerlichen Freizeitwelt noch nicht viel abgewinnen.

Unter dem Einfluss des französischen Impressionismus, wandelt sich auch Liebermanns Malerei: Seine Palette wird heller, seine Farben leuchtender. Die durch Licht und Bewegung belebten Szenerien seiner Bilder spiegeln die verfeinerte Lebensweise des Bürgertums wider.

Am Meer
Die französischen Impressionisten erhoben das Motiv des sommerlichen Badepublikums zu einem bildwürdigen Thema. Dabei galt ihr Hauptinteresse den sich ständig verändernden Naturphänomenen. Die Individualität der dargestellten Figuren war der Wiedergabe von Lichtwirkung und Atmosphäre untergeordnet. Farbe und Faktur wurden zu Trägern einer neuen Seherfahrung.

Auch Liebermann folgte diesem Ansatz und widmete sich Darstellungen des Strandlebens an der holländischen Küste: „Was mich persönlich betrifft, so bin ich in eine neue Periode getreten: in den drei Monaten, die ich jetzt in Holland war, habe ich mich wieder gehäutet (…).“ Mit den Szenen badender, spazierender und Sport treibender Sommergäste vor einer maritimen Kulisse veränderte sich auch das Personal und die Malweise Liebermanns. Die mit raschem, lockerem Pinselstrich gemalten Bilder entstanden nun meist vollständig in freier Natur.

Zu einem seiner bevorzugten Motive um die Jahrhundertwende gehörten Szenen mit badendenden Fischerjungen. In zahlreichen Varianten stellte sich Liebermann der malerischen Herausforderung, figürliche Bewegung vor der Licht atmenden Weite des Naturraums zu erfassen.

Ein öffentlicher Kopf − Die Selbstbildnisse Kein anderer Künstler des frühen 20. Jahrhunderts ist in Gemälden, Fotografien und Karikaturen so häufig dargestellt worden wie Max Liebermann. Auch der Maler selbst hat dafür gesorgt, dass sein Bild der Nachwelt erhalten bleibt. In etwa siebzig Gemälden sowie zahllosen Zeichnungen, Radierungen und Lithografien hat er sein eigenes Konterfei festgehalten.

Aus der Zeit vor 1900 sind mit Ausnahme des Selbstporträts mit Küchenstillleben kaum Selbstbildnisse bekannt. Erst das ehrenvolle Begehren der Uffizien in Florenz 1902, ein Liebermann-Porträt in ihre berühmte Sammlung von Künstlerselbstbildnissen aufnehmen zu wollen, scheint sein malerisches Interesse an der eigenen Person geweckt zu haben.








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  • Abb.: Max Liebermann, Nach dem Bade, 1904, Tate Galllery, London © Tate Gallery, London 1997, aus dem Nachlass von B.GL. Tietz 1980
    Abb.: Max Liebermann, Nach dem Bade, 1904, Tate Galllery, London © Tate Gallery, London 1997, aus dem Nachlass von B.GL. Tietz 1980
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