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Passion und Ke

Passion und Kennerschaft durch ein Jahrhundert:

Passion und Ke

Der Sammler Josef Johann Ludwig (1904-2007)

„Es ist die Aufgabe der Kunst,

die Formen,

in denen das Leben verläuft,

mit Schönheit zu verzieren."

Johan Huizinga (1872-1945)

Unter den vielen Notizen, die der frühere Kunsthändler und Sammler Josef Johann Ludwig hinterlassen hat, fand sich obiges Zitat des holländischen Kulturphilosophen Johan Huizinga. Es kann auch als Motto für die Sammlung von J.J. Ludwig gelten. Die künstlerisch herausragenden und kulturhistorisch bedeutenden Werke, an denen die Sammlung so reich ist, bildeten ein Ganzes zusammen mit exzeptionellen Objekten der Volkskunst und Alltagsgerätschaften, deren Formvollendung in langer Tradition gewachsen ist.

Es ist eine generalistisch angelegte Sammlung, die in einer Zeit, in welcher der Kunstmarkt von Event zu Event jagt, wie ein Zeugnis einer anderen Sammlungskultur erscheinen muss; eine Sammlung, der es um das Bewahren geht, um den beharrlichen, systematischen Aufbau, um das Zeigen des Variationsreichtums der Formen und die Faszination der Materialien, aber auch um den Respekt vor großem handwerklichen Können.

Es ging immer aber auch um das außergewöhnliche Unikat, für das gerade dieser Sammler einen besonderen Blick hatte. Passion und Kennerschaft waren es, die in sechs Jahrzehnten diese Sammlung entstehen ließen. Dabei wurden immer wieder neue Gebiete erschlossen, die den Sammler bis an sein Lebensende an Geist und Seele wach und beweglich hielten.

Unbeirrbar prüfend, umschichtend und die einzelnen Sammelgebiete ergänzend, sollte jedes Stück dem Anspruch auf museale Repräsentativität standhalten. Nachdem der Zusammenhalt der Sammlung als Museumsstiftung nicht zustande kam, wird dieser wissenschaftlich aufgearbeitete Bestandskatalog die Lebensleistung des Sammlers würdig und dauerhaft dokumentieren.

Geboren wurde Josef Johann Ludwig 1904 in Regensburg. Die Familie des Vaters stammte aus Böhmen. In sehr frühem Alter schon, in den wirtschaftlich schwierigen Jahren unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg verließ Ludwig seine Geburtsstadt und suchte Arbeit im Ruhrgebiet. Für den jungen Mann waren es Jahre härtester Arbeit als Ziegelschlepper und auf dem Bau, dann im Kohlebergwerk unter Tage.

Schließlich gelang ihm der Einstieg ins Textilgeschäft, wo er alles Kaufmännische von der Pike auf erlernte. Bald konnte er sich selbständig machen. Dies schien ihm - nach einer kurzen, leider nicht sehr glücklichen Ehe - dann auch der rechte Zeitpunkt zu sein, in seine Vaterstadt zurückzukehren.

Die Begeisterung für die „schönen alten Dinge" hatte ihn freilich längst gepackt. Eine westfälische „Dröppelmina" (so heißen in dieser Gegend bauchige Kaffeekannen aus Zinn) sei es gewesen, so erzählte Ludwig gern und amüsiert von seinen Anfängen, welche die Sammelleidenschaft in Gang gesetzt hätte.

Zurück in Regensburg, konnte sich Ludwig geschäftlich bald etablieren, zunächst in der Textilbranche, dann aber mit einem Antiquitätengeschäft „ohne Laden", das er 1936 offiziell anmeldete. Eine glückliche Stunde war die Begegnung mit Dr. Walter Boll (1900-1985), Stadtdirektor in Regensburg und Gründungsdirektor des jetzigen Historischen Museums in Regensburg.

Zwei Gleichgesinnte hatten sich getroffen und wurden Freunde, sehr zum Nutzen auch des im Aufbau befindlichen Museums. Dessen Ankaufskartei verzeichnet das erste Stück, das vom Kunsthandel Ludwig erworben wurde, bereits im Jahre 1932. Bis in die siebziger Jahre waren es mehr als 1500 Objekte, die Ludwig an das Museum verkaufte, darunter einige bedeutende Skulpturen, die von Beginn an einen Schwerpunkt im Kunsthandel wie in der Sammlung Ludwig bildeten.

Auch in den folgenden Jahrzehnten waren in diesen Anfangsjahren vor allem Museen Ludwigs wichtigste Kunden. Er selbst freilich verstand sich bereits in diesen Anfangsjahren mehr als Sammler denn als Händler. Neben dem Museum in Regensburg war es das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, zu dem Ludwig enge Verbindungen hielt. Mit den Direktoren pflegte er über die geschäftlichen Kontakte hinaus freundschaftlichen Umgang. In einer Reihe von Museen war Ludwig Mitglied der Förderkreise und immer wieder als Stifter engagiert.

Er zählte zu den Pionieren der Deutschen Kunst- und Antiquitätenmesse, die 1956 erstmals in München stattfand. Die Korrespondenz mit Johann Keller, der zusammen mit Konsul Otto Bernheimer die Messeleitung innehatte, verdeutlicht, wie wichtig es dem Verband war, den Regensburger Skulpturenspezialisten für das ambitionierte Messeprojekt zu gewinnen.

Zum Militärdienst war Josef Ludwig 1940 eingezogen worden. Im selben Jahr hatte er - in zweiter Ehe - die Straubingerin Anni Hüttinger geheiratet. Sie war die einzige Tochter einer alten Kunsthändler- und Zinngießerfamilie. Die Hüttingers besaßen eine bedeutende Kunstsammlung und hatten wesentliche Stücke an das Bayerische Nationalmuseum in München geliefert. Die Provenienz „Sammlung Hüttinger" findet sich in so mancher Publikation aus diesen Jahren.


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