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PIERINO DA VIN

PIERINO DA VINCI DER TOD DES GRAFEN UGOLINO DELLA GHERARDESCA UND SEINER SÖHNE

  • Presse
    03.01.2011 - 03.02.2011
PIERINO DA VIN

Das Relief stellt den Hungertod des Grafen Ugolino della Gherardesca (um 1220-1289) und seiner Söhne dar, eine besonders grausame Episode aus der Geschichte Pisas. Graf Ugolino war 1284 Podestà der Stadt Pisa und seit 1285 Capitano del Popolo. Von masslosem Ehrgeiz getrieben, strebte er mittels wechselnder Bündnisse nach der Herrschaft über die Stadt, wobei er jedoch letztlich das Vertrauen aller Parteien verlor und 1289 von Erzbischof Ruggiero Ubaldini gestürzt wurde. Dieser liess ihn und einige seiner Söhne in einen Turm sperren, dessen Schlüssel in den Arno werfen und die Gefangenen auf diese Weise verhungern.

Pierino da Vinci 		Der Tod des Grafen Ugolino della Gherardesca und seiner Söhne, 1548/49

Dante Alighieri überliefert die grauenerregende Geschichte im Inferno seiner Göttlichen Komödie (XXXII, 124-139 und XXXIII, 1-90) als ein Beispiel für Hass, Untreue und Verrat aus masslosem Ehrgeiz. Doch klingt schon bei ihm wegen des grausamen Verbrechens ein gewisses Mitleid mit der Familie Gherardesca an, welches die aus Florentiner Sicht fragwürdige moralische Verfassung der Pisaner belegt.

Luca Martini dell'Ala (um 1500-1561), der Auftraggeber des Reliefs, entstammte dem niederen Beamtenadel von Florenz und hatte, wie aus seiner beruflichen Laufbahn zu erschliessen ist, nicht nur eine juristische Ausbildung genossen, sondern verfügte auch über fundiertes ingenieurtechnisches Wissen. Finanziell unabhängig und literarisch ausserordentlich gebildet, verkehrte er freundschaftlich mit Benedetto Varchi, Annibale Caro, Agnolo Bronzino, Benvenuto Cellini, Niccolò Tribolo und eben auch mit dessen Schüler Pierino da Vinci, dem Neffen Leonardos.

Wie bei vielen anderen Florentiner Künstlern der Mitte des 16. Jahrhunderts ist auch bei Pierino da Vinci das Vorbild Michelangelo unverkennbar. Nicht nur motivisch finden sich unübersehbare Anklänge an den älteren Meister, sondern ganz augenscheinlich auch in der athletischen Körperlichkeit der einzelnen Figuren. Das Relief darf jedoch keinesfalls als kompilatorisches Produkt eines Nachahmers gesehen werden. Im Gegenteil, Pierino da Vinci, dem Schüler Niccolò Tribolos, ist mit diesem Relief ein grosser, in hohem Grade eigenständiger Wurf gelungen: Der kompositorische Aufbau wie auch die Art und Weise, in der die einzelnen Personen miteinander sowohl physisch als auch psychisch in Beziehung treten, sind meisterhaft. Von ebenso grosser Perfektion ist die Modellierung, die vom flachsten „Rilievo stacciato" bis zum Hochreliefvirtuos alle Register zieht. Die Kenntnis, dass Pierino da Vinci der Schöpfer des Reliefs ist und Luca Martini die Anregung zu dessen Ausführung gab, verdanken wir Giorgio Vasari, der es in seiner Vita des Künstlers nicht nur erwähnt, sondern auch schreibt, dass dieser die Szene in Wachs modelliert habe, um sie anschliessend in Bronze zu giessen.

Das Relief muss aufgrund seiner hohen künstlerischen Qualität, aber auch wegen des dargestellten Sujets schon früh ausserordentlich berühmt gewesen sein, was seine Zuschreibung im 18. Jahrhundert an niemand Geringeren als Michelangelo verständlich erscheinen lässt und die 19 bisher bekannt gewordenen Repliken nahelegen. Trotzdem hat es erstaunlicherweise keine künstlerische Nachfolge gefunden - vielleicht weil Pierino bald nach der Fertigstellung jung verstarb, möglicherweise aber auch, weil es sich in Privatbesitz befand.

Ausgestellt in Saal 5, Das Porträt der Spätgotik und der Renaissance zwischen Norden und Süden


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