WENDEL DIETTER
WENDEL DIETTERLIN (Pfullendorf, um 1550 -1599 Strassburg)
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Presse09.12.2009 - 09.01.2010
Wendel Dietterlin, eigentlich Wendling Grapp, war ein deutscher Baumeister, Architekturmaler und Ornamentstecher. Er gilt als bedeutendster deutscher Architekturtheoretiker des ausgehenden Manierismus bzw. des Frühbarock.
Dietterlin erwarb 1571 das Bürgerrecht in Strassburg, für 1590 bis 1593 ist sein Aufenthalt in Stuttgart bezeugt. Seine umfangreichen Fassaden- und Deckenmalereien sind nur aus Berichten und durch Stiche bekannt. In seiner Architectura ... (1. Teil 1593, Gesamtausgabe 1598), einer Sammlung von 209 Kupferstichen mit knappen erklärenden Texten, gibt er mit überbordender Fantasie und unter Verwendung des Ornamentschatzes sowohl der Gotik als auch der italienischen, französischen und niederländischen Renaissance Vorlagen für die Dekoration von Fassaden, Portalen, Brunnen, Altären und Kaminen, die vor allem auch für Tischler bestimmt waren.
Das Werk übte nachhaltigen Einfluss auf die deutsche Bau- und Dekorationskunst aus. Es steht in der Tradition des Musterbuches, verzichtet also weitgehend auf eine Kommentierung und theoretische Einordnung der zahlreichen Abbildungen. Jedoch finden sich die vielen Stichvorlagen in einer durch die fünf Säulenordnungen vorgegebenen Ordnung, wobei - in der Tradition Sebastiano Serlios (1475-1554) - jeder Säulenordnung eine „Seinssphäre" zugeordnet wird. So steht die toskanische Ordnung für das Bäuerlich/Rustikale, die dorische für das Soldatische und Tapfere usw.
Künstlerisch gehören Dietterlins Stiche zu den überragenden Leistungen des Manierismus. Seine Formensprache bereitet das für den deutschen Barock typische „Knorpelwerk" vor.
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