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Paul Klee. Eine Sammlung auf Reisen

In 20 Jahren um die Welt: Zwischen 1966 und 1985 war die Kollektion mit wichtigen Werken Paul Klees aus dem Besitz der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in 38 Ausstellungen auf vier Kontinenten zu sehen. Diese Ausstellungstourneen hatten eine deutlich kulturpolitische Dimension: Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges war es das Bestreben der Politik, die junge Bundesrepublik in die internationale Gemeinschaft einzugliedern und das stark beschädigte Ansehen Deutschlands zu verbessern.

Das Land Nordrhein-Westfalen hatte das Konvolut der 88 Klee-Werke 1960 aus US-Privatbesitz erworben; wenig später wurde es zum Grundstock für die Gründung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Das „weltweite Nomadisieren“, wie Werner Schmalenbach als Gründungsdirektor der NRW-Landesgalerie die ausgedehnten Klee-Reisen nannte, endete erst mit der Fertigstellung des neuen Hauses am Düsseldorfer Grabbeplatz.

Die im K20 schon ab 13. Oktober geöffnete Schau „Paul Klee. Eine Sammlung auf Reisen“ ist Prolog der großen Präsentation „museum global – Mikrogeschichten einer ex-zentrischen Moderne“, mit der die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen vom 10. November an (bis 10. März 2019) die Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprojektes zur nicht-europäischen Kunst der Moderne vorstellt.

Im Mittelpunkt des aktuellen Klee-Prologs im K20 steht zunächst weniger das Werk des bedeutenden Künstlers, sondern erstmals ausgewertete Zeitzeugnisse etwa aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes oder der damals beteiligten Museen zwischen Rio und Manila, Budapest und Tel Aviv. Die Rezeption der Ausstellung in den gastgebenden Ländern lässt sich anhand zahlreicher Presseartikel und Berichte deutscher Botschaften an das Auswärtige Amt nachvollziehen.
v Paul Klee eignete sich als kulturpolitischer Botschafter wie kein anderer deutscher Künstler des 20. Jahrhunderts. Sofort nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert, wurde er 1933 als Professor der Düsseldorfer Akademie entlassen und emigrierte wenige Monate später in die Schweiz. Durch dieses erlittene Unrecht avancierte Klee in den Nachkriegsjahren zu einer moralischen Autorität.

Dass die Wahl ausgerechnet auf Paul Klee fiel, hängt zudem mit der Dynamik der Rezeption seiner Werke in der Nachkriegszeit zusammen. „Kein Maler in unserem Jahrhundert verdient es in gleichem Maße wie Paul Klee, ein universaler Maler genannt zu werden, kein anderer hat in gleichem Maße wie er das ganze Universum zum Gegenstand“, schrieb Schmalenbach in einem der Kataloge zur Ausstellungstournee. Eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung für die Weltreisen der Klee-Sammlung war auch der zunehmend globalisierte Kunstbetrieb.

Als bekannt wurde, dass die Düsseldorfer Klee-Sammlung für Ausstellungen zur Verfügung steht, signalisierten ausländische Museen ihr Interesse. Botschaften, Generalkonsulate sowie das Institut für Auslandsbeziehungen und das internationale Netz der Goethe-Institute spielten bei der Auswahl der Stationen eine große Rolle. Um Versicherungs- und Transportkosten zu reduzieren, wurden Ausstellungsorte nach Regionen gebündelt. In den meisten Ausstellungen wurden etwa 60 Arbeiten gezeigt; häufig wurden die Düsseldorfer Werke durch weitere Leihgaben ergänzt.

Wie sehr die Klee-Reisen politisch motiviert waren, beweist die Wahl Israels als erste Station der Tournee: Kurz nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern wurde die Sammlung 1966 in Jerusalem und Tel Aviv gezeigt - als Geste beim Aufbau eines besseren Verhältnisses zum Staat Israel. Eine weitere hochpolitische Dimension entstand durch mehrere Reisen des Klee-Konvoluts in die Ostblockstaaten. Als in der Nacht auf den 21. August 1968 sowjetische Panzer zur Niederschlagung des Prager Frühlings rollten, befanden sich die Werke aus Düsseldorf bereits auf tschechoslowakischem Boden. Aufgrund der unsicheren politischen Lage wurden sie umgehend abtransportiert und konnten erst 1969 in Prag gezeigt werden.

Aussagen damaliger Tournee-Organisatoren machen klar, dass aus der westeuropäischen Perspektive manche ausländische Stationen als „Peripherie“ eingeschätzt wurden. Ein deutsches Interesse an der dortigen Kunstszene oder sogar an künftigen Kooperationen blieb die Ausnahme. Ein Brief aus der deutschen Botschaft in Manila an das Auswärtige Amt belegt, dass die Werke Klees als ein Mittel gesehen wurden, die Verbreitung der westlich geprägten Kultur in den Philippinen voranzutreiben.
v 1972 wurde die Sammlung aus Düsseldorf in zwei brasilianischen Museen präsentiert. In São Paulo fand die Ausstellung anlässlich des 50. Jahrestags der Semana de Arte Moderna statt, die eines der Schlüsselereignisse für die brasilianische Moderne und Ausgangspunkt für eine der Mikrogeschichten in der Ausstellung „museum global“ ist. In Rio de Janeiro präsentierte man Klee zum 20. Jahrestag der Gründung des Museums, das zu einem der Zentren der brasilianischen Kultur geworden war.

„museum global“ - Ein neuer Blick auf die Moderne
Mit der Ausstellung „museum global - Mikrogeschichten einer ex-zentrischen Moderne“ (10. November 2018 bis 10. März 2019) wirft die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen einen neuen Blick auf die Moderne in nicht-europäischen Ländern. Die international bedeutende, aber ausschließlich westlich orientierte Sammlung der NRW-Landesgalerie tritt in Dialog mit Kunstwerken aus Süd- und Mittelamerika, Asien und Afrika. Damit mündet eine dreijährige Forschungsarbeit des Museums in ein Ausstellungsprojekt, das einen globalen Blick auf Kunst von 1910 bis 1960 eröffnet und – so der Untertitel der Ausstellung – beispielhafte Mikrogeschichten einer ex-zentrischen Moderne erzählt.






  • L art - aus alt wird neu! Zumindest beinahe, denn so wie es die Räum-lichkeiten der Galerie in...
  • 13.10.2018 - 10.03.2019
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    dienstags bis freitags 10.00-18.00 Uhr

    samstags, sonntags, feiertags 11.00-18.00 Uhr

    montags geschlossen



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