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Hofmobiliendepot

Küchen • Möbel - Design und Geschichte

Hofmobiliendepot

Ab März 2015 lenkt das Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien die Aufmerksamkeit auf das Thema Küche. In zwölf Stationen wird die Kulturgeschichte der Küchenausstattung schlaglichtartig und kompakt in Szene gesetzt – von der einfachen Feuerstelle in der Steinzeit bis zu den Küchenrevolutionen und zu futuristischen Design-Entwürfen des 20. und 21. Jahrhunderts. Damit findet die Themenreihe zur „Geschichte der Wohnkultur“ nach Ausstellungen über Kindermöbel, Sanitäreinrichtungen und das Wohnen in der Zwischenkriegszeit ihre Fortsetzung.

Zu den zentralen Exponaten der von Dr. Eva B. Ottillinger kuratierten und von polar÷ Architekten gestalteten Schau zählen unterschiedliche Herdmodelle mit Holz-, Kohle-, Gas- und Strombetrieb, exquisite höfische Kochtöpfe und –pfannen des 18. und 19. Jahrhunderts, erste Kühlschränke, eine originale „Frankfurter Küche“ von Margarete Schütte-Lihotzky, vier unterschiedliche Einbauküchen aus den 1950er Jahren sowie futuristisch-experimen- telle Design-Küchen von Coop Himmelb(l)au, Otl Aicher, EOOS und chmara.rosinke.

Von der Feuerstelle zur Hi-Tec Küche Die Fähigkeit Feuer zu machen und Essen zu kochen gehört zu den frühesten kulturellen Leis- tungen der Menschheit. Daher nimmt die Aus- stellung ihren Ausgangpunkt genau dort – bei der simplen Feuerstelle.

Jahrtausendelang wurde auf offenem Feuer ge- kocht, in der Entwicklung des Kochens und Hei- zens tat sich erstaunlich wenig. Die Feuerstelle wanderte lediglich vom Freien in feste Häuser und vom Boden auf erhöhte Bereiche. Bis in die Neuzeit blieb auch in den Stadtwohnungen die „Rauchkuchl“ Standard – mit Herden, von denen der Rauch zunächst direkt in den Raum, später immerhin durch einen Rauchfang ins Freie stieg.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte ein revolutionärer Entwicklungsschritt: Die Serien- fertigung geschlossener Herde für Holz und Kohle, später auch für Gas oder Strom, er- möglichte nunmehr rauchfreie, saubere Küchen. Das machte die Arbeit für die Köchinnen und Köche nicht nur wesentlich gesünder, die Küche konnte damit auch näher an den separaten Wohn- und Essbereich rücken.

Traditionellerweise versorgte eine Küche das gesamte Hauswesen, ob Bauernhof, städ- tisches Bürgerhaus, Kloster oder Schloss. Je höher der Stand, desto umfangreicher war das Kochgeschirr: Die Hofküche des 18./19. Jahrhunderts verfügte über unzählige Koch- töpfe, Pfannen und Backformen.

Das bewegte 20. Jahrhundert fand auch im Küchendesign seinen Niederschlag. Zunächst ermöglichte die sukzessive Einleitung von Wasser, Gas und Strom in alle Großstadtwoh- nungen eine Standardisierung der Kücheneinrichtung in Form normierter Schrankelemente und fix eingebauter Elektrogeräte. Bereits um 1900 entwarfen Architekten des deutschen Jugendstils und der „Wiener Moderne“ wie Peter Behrens, Josef Hoffmann oder Karl Witzmann neuartige Küchenmöbel für Villen und Wohnungen.

In der Zwischenkriegszeit beschäftigte sich die Designer-Avantgarde im „Roten Wien“, im „Neuen Frankfurt“ sowie am Bauhaus in Weimar und Dessau sehr intensiv mit der Stan- dardisierung der Kücheneinrichtung. Konzepte für Zeit- und Platzersparnis sowie rationelle Arbeitsabläufe bestimmten die Entwürfe. Die „Frankfurter Küche“ der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky ist das bekannteste Beispiel dafür – ein Original aus Frankfurt wird Küchenschränken von Siegfried Erdö aus Wien oder jenen von Bauhaus-Schüler Erich Dieckmann gegenübergestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Siegeszug der Einbauküche, die gemeinsam mit dem Kühlschrank für breite Bevölkerungsschichten zur Selbstverständlichkeit wurde. Wiener Tischler boten diese sogenannten „amerikanischen Küchen“ in den 1950er und 1960er Jahren ebenso an wie das Möbelprogramm „SW - Soziale Wohnkultur“, das die möglichst flächendeckende Versorgung mit günstiger, aber praktikabler und formschöner Einrichtung zum Ziel hatte. Neben automatisierten Küchengeräten kamen auch immer mehr Fertignahrungsmittel auf den Markt. Diese „fortschrittlichen“ Küchen transportierten jedoch ein erstaunlich konservatives Weltbild. Für die Frauen hieß es „zurück an den Herd“: Die Werbebotschaften zeigten sie adrett und entspannt in ihrer perfekten Küche beim Zubereiten der unkomplizierten, aber schmackhaften Familienmahlzeiten.

Erst das experimentelle Design der 1970er und 1980er Jahre suchte nach Alternativen zur bürgerlichen Kücheneinrichtung der Nachkriegszeit. Coop Himmelb(l)aus Kochstation „Mal-Zeit“ für EWE ist in diesem Kontext ebenso zu sehen wie Otl Aichers Ideen zu „Küchen zum Kochen“ oder die Küche b2 von EOOS, entworfen 2008, hergestellt von bulthaup. Die Küche wurde wieder zum zentralen Raum der Wohnung, mit neuester Technik und ausgefeiltem Design avancierte sie zugleich auch zu einem gesellschaftlichen Statussymbol.

Die „Mobile Gastfreundschaft“ von chmara.rosinke aus dem Jahr 2011 schließt den Kreis zur mobilen, offenen Feuerstelle, um die sich die Menschen wieder zum Kochen und Essen versammeln.






  • 04.03.2015 - 26.07.2015
    Ausstellung »
    Hofmobiliendepot. Möbel Museum »

    Dienstag–Sonntag 10.00–18.00 Uhr

    Eintrittspreise: € 8,50 / € 7,50 / € 6,00

    Publikation: Die Kunst zu wohnen. Ein Augsburger Klebealbum des 18. Jahrhunderts. Hg. Georg Haindl. Deutscher Kunstverlag, München, 2010, € 39,90



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  • Eine typische Küche von 1955/60 aus der Sammlung des Hofmobiliendepots  © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Lois Lammerhuber
    Eine typische Küche von 1955/60 aus der Sammlung des Hofmobiliendepots © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Lois Lammerhuber
    Hofmobiliendepot. Möbel Museum
  • „Mobile Gastfreundschaft” von chamara.rosinke   © Foto: chmara.rosinke
    „Mobile Gastfreundschaft” von chamara.rosinke © Foto: chmara.rosinke
    Hofmobiliendepot. Möbel Museum
  • Hocker „Connexi”, Buche, Kunststoff   © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Edgar Knaack
    Hocker „Connexi”, Buche, Kunststoff © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Edgar Knaack
    Hofmobiliendepot. Möbel Museum
  • Küchenschrank, Holz, Kunststoff, Hausslohn um 1960   © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Edgar Knaack
    Küchenschrank, Holz, Kunststoff, Hausslohn um 1960 © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Edgar Knaack
    Hofmobiliendepot. Möbel Museum
  • Küchenschrank, offen, Holz, Kunststoff, Hausslohn um 1960    © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Edgar Knaack
    Küchenschrank, offen, Holz, Kunststoff, Hausslohn um 1960 © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Edgar Knaack
    Hofmobiliendepot. Möbel Museum
  • Küchentisch aus der Hofküche, Weichholz, weiß gestrichen, Hartholz, um 1900   © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Edgar Knaack
    Küchentisch aus der Hofküche, Weichholz, weiß gestrichen, Hartholz, um 1900 © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Edgar Knaack
    Hofmobiliendepot. Möbel Museum
  • Messingtöpfe aus der Hofküche in Wien    © Bundesmobilienverwaltung
    Messingtöpfe aus der Hofküche in Wien © Bundesmobilienverwaltung
    Hofmobiliendepot. Möbel Museum