• Menü
    Stay
Schnellsuche

Neuerwerbung „Saturn & Ops“ von Paul Heermann

Die Skulpturensammlung bis 1800 der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) freut sich über eine bedeutende Neuerwerbung: die Marmorskulptur „Saturn und Ops“ (nach 1715) des sächsischen Barockbildhauers Paul Heermann (1673–1732). Die Figurengruppe wird präsentiert im Rahmen der ersten jemals dem Künstler gewidmeten Ausstellung und lädt dazu ein, ein wichtiges Kapitel sächsischer Kunstgeschichte zu entdecken. Obwohl Heermann mit seiner Büste von August dem Starken eines der bekanntesten Porträts des Herrschers geschaffen hat, steht er bis heute im Schatten des berühmteren Balthasar Permoser. Ein Bild, das es nunmehr zurechtzurücken gilt.

Im Zentrum der Schau steht die 1,40 Meter große Gruppe „Saturn und Ops“. Sie wurde 2017 auf der Kunstmesse TEFAF in Maastricht von der Galerie Tomasso UK präsentiert. Davor befand sie sich bei einem belgischen Kunsthändler, der die Skulptur bei der Versteigerung von Kunstschätzen des Ritterguts Lucklum (Niedersachsen) 2008 erworben hatte. Im dortigen Kommendehaus des Deutschen Ritterordens lässt sich die Gruppe seit 1809 nachweisen, obwohl sie schon früher dorthin gelangt sein muss. Nach fünfjährigen Verhandlungen ist es nun, rechtzeitig zum 350. Geburtstag Heermanns im Januar 2023, gelungen, diese Rarität zu erwerben. Der Ankauf erfolgte durch die Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Rudolf-August Oetker-Stiftung sowie den Freundeskreisen Raffaello e. V. und Paragone Dresden e. V.

Die Skulpturensammlung besitzt mit der Porträtbüste von August dem Starken, den beiden allegorischen Büsten „Herbst“ und „Winter“ und der 70 Zentimeter hohen Figurengruppe der „Züchtigung“ herausragende Beispiele von Heermanns Können. Anhand von „Saturn und Ops“ lässt sich ablesen, wie sehr er in Stil und Ausdruck neben seinem Kontrahenten Permoser bestehen kann. Aus diesem Grund stellt der Neuerwerb von „Saturn und Ops“ eine überaus wichtige und sinnvolle Erweiterung des Sammlungsbestandes dar.

Die Skulptur zeigt die innige Zuneigung der römischen Gottheiten Saturn und Ops, die in der antiken Mythologie als Regenten des glücklichen und fruchtbaren Goldenen Zeitalters galten. Da sich August der Starke gern als Saturn feiern ließ, kann das Werk auch als Sinnbild der glanzvollen augusteischen Epoche in Sachsen gesehen werden. Nicht nur die Komposition der allansichtigen Marmorgruppe ist außergewöhnlich, auch die Differenzierung der verschiedenen Texturen der Haut von Ops, dem feinen Gewand, der voluminösen Draperie, dem geformten Haar, der Muskulatur Saturns und seinem üppigen Gefieder ist von größter bildhauerischer Virtuosität. Jedes Detail zeugt von einem Meister auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft.

„Saturn & Ops“ wird zusammen mit 15 weiteren wichtigen Werken Heermanns präsentiert, darunter mit Leihgaben aus dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig, dem Museum der Bildenden Künste Leipzig (MdBK) sowie der Zwingerbauhütte des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Werke aus anderen Sammlungen der SKD ergänzen die Schau. So sind etwa alle vier Putten-Gruppen, die in allegorischer Weise den Kampf der irdischen mit der himmlischen Liebe zeigen, erstmals vereint zu sehen. Zarte Arbeiten aus Elfenbein und Buchsbaum sowie Fragmente seiner Werke für den Zwinger und den Großen Garten, die ein Opfer von Krieg und Zerfall wurden, geben einen Eindruck seiner Schaffensbreite.

Paul Heermann wurde 1673 im Erzgebirge geboren und ging bei seinem Onkel, dem sächsischen Hofbildhauer George Heermann (um 1645–um 1700) in die Lehre. Ab 1685 arbeiteten beide gemeinsam am monumentalen Figurenschmuck der Freitreppe von Schloss Troja bei Prag. Nach einer Italienreise ließ er sich ab 1705 in Dresden nieder. Dort war er nicht nur für den Hof tätig, sondern schuf auch in Leipzig und an anderen Orten Sachsens Altäre, Epitaphien und Gartenskulpturen. 1732 erfolgte seine Ernennung zum Hofbildhauer.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Der sächsische Barockbildhauer Paul Heermann“ beim Sandstein Verlag. Herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Stephan Koja und Claudia Kryza-Gersch, 124 Seiten, 92 meist farbige Abbildungen, ISBN 978-3-95498-717-7, 19,80 €.






  • 16.12.2022 - 16.04.2023
    Ausstellung »
    Staatliche Kunstsammlung, Dresden »

    Laufzeit
    16. Dezember 2022 bis 16. April 2023

    Öffnungszeiten
    täglich 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen
    Eintrittspreise
    regulär 14 €, ermäßigt 10,50 €, unter 17 Jahren frei, ab 10 Pers. 12,50 €
     



Neue Kunst Ausstellungen
Friends of the ABA Visit
The world-renowned Bodleian Library is one of the most...
Elizaveta Porodina Un/
In Un/Masked, artist Elizaveta Porodina invites us to peer...
Mikrowelten Zinnfiguren
Das Germanische Nationalmuseum hat eine beeindruckende...
Meistgelesen in Ausstellungen
REINER RIEDLER. THIS SIDE OF
Reiner Riedler zählt zu den international erfolgreichsten...
Das Museum Art.Plus in
Donaueschingen. Das Museum Art.Plus in Donaueschingen zeigt...
»Druckgraphik unter die Lupe
Im Schloss Wilhelmshöhe werden im wahrsten Sinne des Wortes...
  • Paul Heermann, Saturn und Ops, nach 1715 (Detail) © SKD
    Paul Heermann, Saturn und Ops, nach 1715 (Detail) © SKD
    Staatliche Kunstsammlung, Dresden
  • Paul Heermann, Saturn und Ops, nach 1715 (Detail) © SKD
    Paul Heermann, Saturn und Ops, nach 1715 (Detail) © SKD
    Staatliche Kunstsammlung, Dresden
  • Neuerwerbung „Saturn & Ops“ von Paul Heermann
    Staatliche Kunstsammlung, Dresden