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Dauerausstellung im Museum Judengasse

Eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik

Dauerausstellung im Museum Judengasse

13. Juli 2023: Im Jüdischen Museum Frankfurt eröffnet die Ausstellung "Ausgeblendet / Eingeblendet. Eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik".

Mit dem Film entwickelt sich zu Beginn des 20. Jahrhundert ein neues Massenmedium, das die Bevölkerung in zuvor ungekanntem Ausmaß zu unterhalten und zu beeinflussen vermag. Die Nationalsozialisten nutzen dieses Potenzial zu Propagandazwecken. Mit dem Zweiten Weltkrieg findet auch die deutsche Filmindustrie ihr Ende. Deutschsprachige Filmproduktionen in der unmittelbaren Nachkriegszeit stehen unter alliierter Aufsicht. In ihnen spielen jüdische Überlebende sowie Remigranten eine entscheidende Rolle. Nur wenige von ihnen geben sich im postnationalsozialistischen Deutschland vor und hinter der Kamera als Jüdinnen oder Juden zu erkennen. Dies ändert sich erst mit den neuen Vergnügungsformaten der 1970er Jahre und der Ausstrahlung der US-amerikanischen Fernsehserie HOLOCAUST (1979), die zum Ausgangspunkt einer medialen Erinnerungskultur wird. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts beginnen jüdische Filmschaffende erstmals, dezidiert jüdische Geschichten und Perspektiven in deutschen Filmen und Fernsehsendungen zu erzählen.

Die Geschichte der jüdischen Filmschaffenden in der Bundesrepublik Deutschland wurde bislang weder zusammenhängend untersucht noch dargestellt. Die Ausstellung „Ausgeblendet / Eingeblendet“ möchte das ändern. Sie setzt den Ausblendungen jüdischer Biografien das Einblenden der jüdischen Erfahrung im Werk und Wirken jüdischer Filmschaffender entgegen. „Ausgeblendet / Eingeblendet. Eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik“ präsentiert erstmalig die Lebenswege und Karrieren von jüdischen Produzentinnen und Produzenten, Regisseurinnen und Regisseuren sowie Schauspielerinnen und Schauspielern, die mal am Rande mal im Zentrum der bundesdeutschen Filmproduktion von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zur Wiedervereinigung stehen.

Die Ausstellung geht auf die brüchigen Lebenswege von Stars wie Lilli Palmer und Peter Lorre ein. Und sie zeichnet die Auseinandersetzungen mit der bundesdeutschen Gesellschaft von Filmproduzenten wie Artur Brauner sowie Film- und Fernsehregisseuren wie Imo Moszkowicz, Peter Lilienthal und Erwin Leiser nach. „Ausgeblendet / Eingeblendet“ eröffnet neue Perspektiven auf das wichtigste Medium des 20. Jahrhunderts und spannt einen Bogen von den Schwarz-Weiß Filmen der Nachkriegszeit zur farbgewaltigen Unterhaltungsindustrie.

Zum Ausstellungsrundgang
Die Ausstellung beginnt und endet mit einer eigens beauftragten Zwei-Kanal-Video-Installation, in der zeitgenössische Filmschaffende wie Dani Levy, Alice Brauner, Samuel Finzi, Martin Moszkowicz, Arkadij Khaet und Jeanine Meerapfel erzählen, inwiefern sie ihr Jüdischsein im Filmschaffen lieber ein- oder ausgeblendet sehen wollen. In der Installation verdichtet sich nicht nur das Thema der Ausstellung. Sie stellt auch einen Bezug zu gegenwärtigen Fragen und Perspektiven her. Die Interviews wurden von der Drehbuchautorin und Filmemacherin Ruth Olshan geführt und sind nun Bestandteil der Sammlung jüdischer Gegenwartskulturen des Jüdischen Museums. Die Installation eröffnet und beendet einen Ausstellungsrundgang, der in sechs Räume unterteilt und chronologisch aufgebaut ist.

Im Zentrum jedes Raums stehen Biografien und Filmausschnitte, die jeweils in den Produktions- und Rezeptionskontext eingeordnet werden. Neben Filmdosen und -kameras sind Dokumente und Plakate, Kostüme und Uniformen, Film- und Fernsehausschnitte zu sehen. Filmwissenschaftliche Forschung und Katalog

Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filminstitut und Filmmuseum – DFF präsentiert, das auch einen großen Teil der Leihgaben stellt. Sie baut auf den wissenschaftlichen Ergebnissen des internationalen DFG Forschungsnetzwerks „Deutsch-jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik“ auf, das die Co-Kuratorin und der -Kurator der Ausstellung, die Filmwissenschaftlerin Lea Wohl von Haselberg und der Filmwissenschaftler Johannes Praetorius-Rhein von der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, in Kooperation mit dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt begründet haben.

Neben der Ausstellung sind diese Ergebnisse auch in den Katalog zur Ausstellung eingeflossen, der in einer deutschen und einer englischen Ausgabe im Hanser Verlag erschienen ist und von Lea Wohl von Haselberg, Johannes Praetorius-Rhein, Erik Riedel und Mirjam Wenzel herausgegeben wird (ISBN 978-3-446-27834-9, 263 S., 28 Euro).

Nachhaltige Ausstellungsbauten
Die Ausstellungsarchitektur von Tobias Katz (katzkaiser) nimmt Bezug auf den Drehort von Filmen: das Studio. Die Trennung der sechs Räume erfolgt durch ein Baugerüst, das Durchgänge und -blicke zwischen den Studios ermöglicht und damit – den kuratorischen Ansatz verbildlichend – einen Rhythmus zwischen Stage und Backstage erzeugt. Die Oberflächen des Baugerüsts wurden mit unterschiedlichen Textilien bespannt, die zugleich als Träger für die zahlreichen Filmprojektionen dienen. Durch das gemietete Baugerüst wurde der Einsatz von zirka 850 Quadratmetern Span-platte eingespart, die ansonsten für den Bau konventioneller Leichtbauwände nötig gewesen wären.

Auch im Kleineren trägt die Gestaltung der Ausstellung der Nachhaltigkeit Rechnung: Die meisten Vitrinen wurden bereits bei anderen Ausstellungen des Museums genutzt, Trägermaterialien für Grafiken, Texte und Bildreproduktionen bestehen aus recyclingfähigen Wabenpappen, die Metalloberflächen einer Wandbekleidung aus gebrauchten Aluminiumplatten. Die ursprünglichen Motive auf den Platten sind, wie es der Zufall will: Filmplakate. Begleitprogramm








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  • Elli Silman in ihrer Agentur, 1974, Stadtarchiv München, Foto: Heinz Gebhardt
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    Jüdisches Museum Frankfurt
  • Imo Moszkowicz bei Dreharbeiten zu „Torquato Tasso“, 1968, Foto: Privatnachlass Imo Moskowicz
    Imo Moszkowicz bei Dreharbeiten zu „Torquato Tasso“, 1968, Foto: Privatnachlass Imo Moskowicz
    Jüdisches Museum Frankfurt
  • Elli Silman in ihrer Agentur, 1974, Stadtarchiv München, Foto: Heinz Gebhardt
    Elli Silman in ihrer Agentur, 1974, Stadtarchiv München, Foto: Heinz Gebhardt
    Jüdisches Museum Frankfurt
  • Ausgeblendet / Eingeblendet, Ausstellungsansicht. Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Norbert Miguletz
    Ausgeblendet / Eingeblendet, Ausstellungsansicht. Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Norbert Miguletz
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  • Ausgeblendet / Eingeblendet, Ausstellungsansicht. Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Norbert Miguletz
    Ausgeblendet / Eingeblendet, Ausstellungsansicht. Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Norbert Miguletz
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  • Ausgeblendet / Eingeblendet, Ausstellungsansicht. Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Norbert Miguletz
    Ausgeblendet / Eingeblendet, Ausstellungsansicht. Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Norbert Miguletz
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  • Ausgeblendet / Eingeblendet, Ausstellungsansicht. Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Norbert Miguletz
    Ausgeblendet / Eingeblendet, Ausstellungsansicht. Jüdisches Museum Frankfurt, Foto: Norbert Miguletz
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