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Germanisches Nationalmuseum

David Chipperfield Architects Berlin stellt Pläne für die Sanierung des Süd-und Südwestbaus des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg vor

Germanisches Nationalmuseum

Beim GermanischenNationalmuseum in Nürnberg handelt es sich um ein außergewöhnliches Architektur-Ensemble: Kern des 1852 gegründeten Museums ist ein mittelalterliches Kartäuserkloster, das Ende des 19. Jahrhunderts und in den 1920er Jahren um historistische Gebäudeteileergänzt, nach dem Zweiten Weltkrieg von Sep Ruf teil-weise wiederaufgebaut und letztmalsin den 1990er Jahren mit post-modernen Anbauten erweitert wurde. Nun müssen der sogenannte Süd-und Südwestbau aus der Zeit um 1900 und den 1960er Jahren baulich ertüchtigt werden. Dafür stellte das Berliner Büro von David Chipperfield Architects jetzt erstmals seine Plänevor.

„Diese Sanierung ist die wichtigste Baumaßnahme des Germanischen Nationalmuseums nach dem Tiefdepot. Neben der baulichen Ertüchtigung und neuen Erschließung der Gebäude um den Klosterhof wird auch die Dauerausstellung neu konzipiert. Erstmals wird dann das GNM in der viel-schichtigenKulturgeschichte des 19. Jahrhunderts verortet“, betont Generaldirektor Prof. Dr. Daniel Hess: „Unsere Gegenwart ist nur vor dem Hintergrund des 19. Jahrhunderts verständlich.“

Ziel der Sanierung ist der Erhalt der denkmalgeschützten Bausubstanz sowie die energetische und bauphysikalische Ertüchtigung der an die Nürnberger Stadtmauer grenzenden Gebäude. Sie stammen aus der Zeit um 1900 und den 1960er Jahren: Der Südwestbau wurde 1899 als Backsteinbau in histo-risierendem Stil fertiggestellt und nach Kriegsschäden teilweise leicht modi-fiziert wiederaufgebaut. Der Südbau und ein beide Gebäudeteile verbinden-des Treppenhaus, errichtet zwischen 1963 und 67, verantwortet der in der Tradition des Bauhauses stehende Architekt Sep Ruf. Markant ist die sich zum Großen Klosterhof öffnende riesige Glasfassade. Nach Süden, zur Stadt-mauer, besteht der Bau aus einer schlichten Massivwand.

Im Rahmen eines öffentlichen Vergabeverfahrens erhielt David Chipperfield Architects Berlin den Auftrag zur denkmalgerechten Grundinstandsetzung von Süd-und Südwestbau. Die technische Ausstattung und museale Präsen-tation entsprechen dem Stand der 1960er Jahre –und müssen an heutige Ansprüche an einen modernen Museumsbetrieb angepasst werden. Darüber hinaus waren eine übersichtliche Wegeführung und bessere Anbindung der Gebäude an andere Museumsbereiche ein wesentlicher Bestandteil der Planungsaufgabe.

Was ist geplant?Die Instandsetzung verfolgt vor allem zwei übergeordnete Ziele: die denk-malgeschützte Substanz weitgehend zu erhalten, außerdem teils ursprüng-liche Zeitschichten wieder sichtbar zu machen. Unabdingbare Maßnahmen werden dabei behutsam und größtenteils nicht sichtbar integriert, denn die Ästhetik der Gebäude darf nicht verändert werden.

Der Südbau von Sep RufDer aus den 1960er Jahren stammende Südbau wirkt mit seiner vollständig verglasten Nordfassade wie eine Vitrine –eine Reminiszenz an die Funktion des Gebäudes und indirekte Aufforderung, einen Blick hinein zu werfen. Die sich über vier Stockwerke erstreckende Glasfassade muss erhalten bleiben. Ihre energetische Ertüchtigung stellt eine der großen Herausforderungen dar. Die Integration eines Lichtschutzes und der Einbau einer Klimaanlage in den Obergeschossen sind weitere notwendige Maßnahmen.

Der Einsatz natürlicher Materialien wie Lehmbauplatten wird sich positiv auf das Raumklima auswirken. Nachhaltigkeit ist gewährleistet, indem große Teile der Böden, Decken-und Wandbekleidungen denkmalgerecht demon-tiert, gereinigt und wiedereingebaut werden. Innerhalb der Ausstellungs-fläche verbindet zukünftig eine zentrale Treppe alle Geschosse, neben der zusätzlich ein neuer Personenaufzug den barrierefreien Zugang garantiert.

Im Zuge der baulichen Sanierung ist auch eine sammlungsübergreifende Neukonzeption der Dauerausstellung vorgesehen. Künftig wird im Südbau die Kunst, Kultur und Geschichte des 19. Jahrhunderts präsentiert.

Der Südwestbau von Gustav von BezoldDer massive neugotische Südwestbau von Gustav von Bezold wurde um 1900 errichtet und beherbergt den sogenannten Rittersaal, in die Architek-tur integrierte Bauernstuben und Kunst und kunsthandwerkliche Objekte aus dem 19. Jahrhundert. Nach Kriegsschäden wurde der Bau in schlichterer Form ohne seine Ornamentik wiederaufgebaut.

David Chipperfield Architects Berlin plant, noch erhaltene bauzeitliche Schichten wie die florale Deckenmalerei im Rittersaal wieder freizulegen, um die ursprüngliche Idee der Architektur als Ausstellungsobjekt zu betonen. Die bedeutende Sammlung an Rüstungen und Waffen wird wieder in den Rittersaal zurückkehren. Die Bauernstuben verbleiben an ihrem derzeitigen Ort im Südwestbau.

Letztmals sind die Dauerausstellungen im Süd-und Südwestbau am Wochenende vom 3. und 4. Februar 2024 öffentlich zugänglich. DasGermanische Nationalmuseum feiert die bisherigeAusstellungs-präsentation bei freiem Eintritt mit einem Aktionswochenende. Alle halbe Stunde finden kostenlose Führungen in unterschiedlichen Sammlungsbereichen statt. Die Wiedereröffnung von Süd-und Süd-westbau ist für 2029 vorgesehen.

WegeführungZur Optimierung der Wegeführung wird der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kreuzgangflügel, der einst den Großen Klosterhof im Süden begrenzte, wieder-errichtet. Die Pläne von David Chipperfield Architects Berlin sehen eine zeit-genössische Interpretation alsschlichtes Ziegelvolumen mit Spitzbogen-fenstern und begrüntem Flachdach vor. Form und Material des neuen Kreuz-gang-Südflügels stehen in der Tradition des Architekten Hans Döllgast –einem Weggefährten Rufs –,der in seinen Entwürfen die Reparatur kriegs-zerstörter Gebäude durch sichtbares Mauerwerk aus Ziegeln kenntlich machte. Zudem betont die bauliche Ergänzung die ursprüngliche Dimension des Klosterhofs.






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