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HERBERT BRANDL

HERBERT BRANDL

  • Ausstellung
    29.10.2010 - 28.02.2011
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HERBERT BRANDL

AH: Was zeichnet die Monotypie gegenüber anderen druckgrafischen Techniken aus? HB: Die Monotypie ist für die Umsetzung meiner malerischen Intentionen ideal. Hier kann die Farbe von ihrer Qualität her flüssig bleiben, auch wenn sie sich natürlich im Blatt verfestigt – allerdings erst, wenn das einzelne Blatt getrocknet und vor allem auch gepresst ist, kann ich es richtig sehen.

Mittlerweile sind viele Blöcke entstanden. Jeder hat seinen eigenen bestimm-ten Sound. Die von mir gewählten Farben, ein bestimmtes Grün, Rot, Blau, Schwarz und Gelb, stehen mir zur Verfügung. Ich beobachte, dass am Beginn eines neuen Werkblocks drei bis zehn Arbeiten meist knallbunt sind, bevor sie dann Schritt für Schritt immer dunkler und schwärzer werden. Im weiteren Arbeitsprozess taste ich mich in jedem Werkblock kontinuierlich an die Farbe Schwarz heran. Das richtige Papier und die entsprechenden Farben und Farbqualitäten zu finden ist eine wesentliche Voraussetzung. In diesem Fall haben die beiden Drucker das für mich perfekte Papier gefunden. Es ist sehr empfindlich, stark saugend und lässt keine Korrekturen zu. Genauso wichtig ist mir, dass die Linien durch den Pinselstrich darauf sehr präzise, brillant und glasklar sind. Ich arbeite mit einer speziell veränderten Ölfarbe auf der Acrylplatte. Die ersten Werkblöcke hatten noch einen weißen Rand von ca. 5 cm. Anschließend habe ich eine größere Platte verwendet, sodass nur noch ca. 2 cm Rand geblieben sind. Später habe ich das gesamte Blatt abfallend bearbeitet, wodurch sich das Sujet immer mehr vergrößert hat.

AH: Die Größe der Leinwände spielt in deiner Malerei eine wichtige Rolle. Wie kommst du mit der Beschränkung der Größe durch die vorgegebenen Maße der Platte zurecht?

HB: Ja, es ist mir wichtig, dass ein Betrachter, der vor einem meiner Werke steht, durch die Größe des Bildes direkt im Farb-raum stehen kann. Ich liebe große Formate. Was die Monotypien betrifft, verdanke ich Chavanne · Pechmann die Möglichkeit, auch größere Formate zu bewältigen. Dazu galt es vor allem eine technisch machbare Lösung zu finden. Denn mir ist wichtig, dass der Druckvorgang mittels Maschine stattfindet und der Abdruck nicht mit der Hand abgenommen werden muss.

AH: Hat die größere Druckplatte deine Arbeit nochmals verändert?

HB: Die großen Monotypien sind tatsächlich ganz anders ge-worden. Die Images sind den vorangegangenen Werkblöcken ähnlich, und es kommen vor allem Berge und Ebenen vor. In diesem Fall entwickelt sich der Verlauf eher von einer Ebene – einer burgenländischen? – zu einem Berg – dem Schneeberg? – hin.

AH: Was siehst du als Quintessenz deiner Kunst?

HB: Die Quintessenz wird sich am Ende meines Lebens zeigen. Ich befinde mich auf einer Wanderung, bleibe mal stehen, sehe Details oder Geschichten, Licht, Farbe und Formen. Meine Themen sind Tod, Unfall, problematische Situationen des Lebens. Das sieht nicht jeder in meinen Bildern. Natürlich zeigen sie auch Natur, Blumen, Landschaften und Berge, aber sie sind gleich-zeitig auch eine Auseinandersetzung mit belastenden und negativen Ereignissen.

AH: Wie sehr wirkt sich dein lebensbedrohlicher Unfall im letzten Jahr auf deine aktuelle künstlerische Arbeit aus?

HB: Die Operation und das Aufwachen in der Intensivstation waren traumatisch. Während dieser Zeit hatte ich innere Bilder, von denen ich sicher war, dass ich sie malen würde, wenn ich je wieder stehen könnte. Ich sah eine völlig verbrannte, verwüstete Welt, wollte auch unbedingt Schriftbilder mit dem Logo des AKH und Bilder von außerirdisch wirkenden Kranken-schwestern malen. Bis jetzt ist das nicht geschehen. Offensichtlich über-wiegt bei mir ein gewisser Automatismus in der Malerei: nicht was ich malen will, sondern was ich malen muss, erscheint. Gleichzeitig zeigen sich rückblickend Werke unter ganz anderen Vorzeichen. Ein Bild, das vorher als „Wiese mit roten Mohnblumen“ oder als „Dschungel mit roten Blüten“ interpretiert werden konnte, wird jetzt zu einem Bild von spritzendem Blut, einer Art „Gemetzel“. Meine Werke sind ja alle „Ohne Titel“, und hier zeigt sich, dass sich die Wahrnehmung jederzeit ändern kann.

AH: Berge und Landschaften scheinen in deinen Werken häufig auf und verschwinden im gleichen Moment wieder. Das Oszillieren zwischen Form und Abstraktion, Farbe und Raum steht weiterhin im Zentrum deiner Arbeit?

HB: Ja, es geht immer wieder um das Entdecken und Hinter-fragen, Erkennen und Wiederloslassen. In letzter Zeit beschäftige ich mich intensiv mit dem „Messer“. Diese Form mit ihrer hohen Ästhetik hat mich schon immer fasziniert. Die Messer-Serie Andy Warhols war für meine Entdeckung der Form dieses uralten, für die Menschheit zentralen Geräts, das von jedem eingesetzt wird, von großer Bedeutung. Mittlerweile sammle ich Messer und stehe international mit Messermachern und -sammlern in Verbindung. Der Gegenstand wird im Alltag gebraucht und gleichzeitig als häufigstes Mordinstrument missbraucht. In meiner Kindheit habe ich auf meinen Wanderungen von Soldaten weggeworfene Bajonette und verrostete Kriegswaffen gefunden und gesammelt. Meine Mutter hat sie dann gleich wieder entsorgt.

Am Messer interessiert mich seine Schärfe. Ich sammle Messer, mit denen ich Papier zerschnipseln kann. Interessanterweise gibt es nicht viele, mit denen das geht. Ich verwende Messer, um Papieren eine Form zu geben. Momentan schnitze ich gerne Flügel, Federn oder Blätter aus Papier und staple sie zu kleinen Bergen, die im gleichen Moment wieder auseinanderfallen. Ich reiße sie nicht, ich schneide sie nicht mit der Schere, ich schnitze sie mit einem Messer aus Papier, das macht mir großen Spaß!

AH: Wann weißt du, dass bei den aktuellen Monotypie-Serien Schluss ist beziehungsweise eine Pause notwendig wird?


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  • Herbert Brandl Ohne Titel, 2009
© Herbert Brandl; Foto / Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck
    Herbert Brandl Ohne Titel, 2009 © Herbert Brandl; Foto / Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck
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Ohne Titel, 2009
© Herbert Brandl; Foto / Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck
    Herbert Brandl Ohne Titel, 2009 © Herbert Brandl; Foto / Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck
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