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Albertina

Wege der Moderne

Albertina

Schon wenige Wochen nach Beginn meiner beruflichen Laufbahn im Frühjahr 1945 im Bereich des Kunsthandels bei Dr. August Klipstein in Bern wurde mir die große Bedeutung der „Graphischen Sammlung Albertina" in Wien vor Augen geführt: Bestände von höchster Qualität und legendärem Ruf. Aber noch war Krieg, und es zeichnete sich keine Möglichkeit ab, die Dinge anzusehen und zu studieren. Bedingt durch die Besetzung von Teilen Österreichs durch russische Truppen nach dem Mai 1945 zog sich dieser Zustand bis in die frühen 1950er Jahre hin. Erst im Jahr 1952 bot sich mir die Gelegenheit eines ersten Besuches in der Albertina und der Vorstellung bei Direktor Prof. Dr. Otto Benesch, der - nach Jahren der Emigration ab 1938 in England - 1947 wieder in sein früheres Tätigkeitsfeld zurückberufen und als Direktor eingesetzt worden war. Freundschaftliche Kontakte wurden geknüpft. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, dass damals auch ein Dr. Bartsch (Namensvetter des großen Adam Bartsch) in der Albertina tätig war, bei dem man seine Wünsche im eindrucksvollen Studiensaal anbringen konnte. Die wenigen Tage des ersten Aufenthaltes dienten mir dazu, die reichen und höchst qualitätsvollen Bestände von Dürer und Rembrandt durchzusehen, ja man brachte mir sogar die Originale der Dürer- Zeichnungen und -Aquarelle, die unten im Ausstellungsraum lediglich als eproduktionen hingen. Die guten Kontakte, die in den 20er Jahren zwischen der Albertina und unserem Hause gepflegt worden waren, konnten wieder belebt werden.

Im Sommer 1956 ließ mich Otto Benesch wissen, dass er eine größere Summe für einen Ankauf benötige und dass er sich entschlossen habe, weitere Werke aus seinem Dublettenbestand zu veräußern und unser Haus damit zu beauftragen. Es handelte sich nicht mehr um große Einzelblätter, wie sie nach der Zusammenlegung der beiden Sammlungen der „alten Albertina" und der kaiserlichen Hofbibliothek nach 1920 zur Verfügung gestanden hatten - über die war bereits in den 20erJahren verfügt worden -, aber es waren doch noch schöne Bestände: Tarocchi-Karten des Mantegna, Holzschnitte von Baldung Grien und Dürer, Kupferstiche von Meckenem und verschiedenen Kleinmeistern. Der Gang zum Denkmalamt wegen der Ausfuhrerlaubnis war dank der Präsenz von Otto Benesch eine Formsache. Die Erträge der Auktion vom 20. April 1956 reichten aus, um Otto Benesch eine ganze Reihe von Ankäufen zu ermöglichen.

Zwischen 1954 und 1956 konnte ich in Etappen eine Sammlung von Aquarellen und Zeichnungen Egon Schieles erwerben, die ich in einer speziellen Ausstellung präsentieren wollte. Otto Benesch war bereit, für den Katalog ein Vorwort zu schreiben - ein Text, der die tiefe Verbundenheit mit dem Werk Schieles seit seiner Jugendzeit widerspiegelt. Der Katalog fand Beneschs Gefallen, und am 14. September 1956 ließ er mich wissen: „Die Publikation ist sehr schön aus- gefallen, und ich hoffe, daß Ihre Ausstellung sehr zum Bekanntwerden der zu Unrecht so vernachlässigten Kunst Egon Schieles dienen wird." 1956 im internationalen Rahmen wirklich noch „vernachlässigt", zählt Schiele seit etwa dem Jahr 2000 zu den meistgeschätzten Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts, dessen Werke heute Preise erzielen, die die Ansätze von 1956 für schöne Aquarelle bis höchstens 900,- Schweizer Franken lächerlich erscheinen lassen.

1960 wollte Eva Benesch das von ihr zusammengestellte Verzeichnis der Schriften ihres Mannes publizieren. In Österreich fand sich leider niemand, der die Publi- kation finanzieren wollte. Wir übernahmen die Herausgabe im Jahre 1961, in einfacher Form, mit einer Porträtzeichnung des jungen Otto Benesch von Egon Schiele und mit einem Vorwort von J. Q. van Regteren Altena, dem höchst verdienstvollen langjährigen Direktor des Rijksprentenkabinet in Amsterdam, der die wissenschaftliche Arbeit Otto Beneschs, vor allem auf dem Gebiet der Rembrandt-Zeichnungen, immer eng verfolgt und unterstützt hatte.

Die Direktoren der Albertina lösten sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ab, mit allen blieb ich verbunden. Als Klaus Albrecht Schröder im Mai 1999 die Direktion des traditionsreichen Hauses übernahm, intensivierten sich die Kontakte wieder, bei mehreren Ausstellungen durfte ich Leihgaben zur Verfügung stellen. Die guten Beziehungen haben in den letzten Jahren freundschaftliche Formen angenommen, für die ich von Herzen dankbar bin, und führen nun zur Ausstellung von Teilen meiner Sammlung.

Ausstellungsort Basteihalle Exponate 154 Werke, davon 132 Werke aus der Sammlung Kornfeld, 22 Werke aus der Sammlung Batliner Kuratorin Dr. Christine Ekelhart Katalog Wege der Moderne.

Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld.

Herausgegeben von Klaus Albrecht Schröder und Christine Ekelhart. Mit Beiträgen von: Marian Bisanz-Prakken, Christine Ekelhart, Eberhard W. Kornfeld, Maria-Christina Metzler. 295 Seiten, Paperback, Eigenverlag, EUR 29,00; erhältlich im Shop der Albertina und unter http://www.albertina.at
 

Öffnungszeiten Täglich 10 bis 18 Uhr, Mi 10 bis 21 Uhr

Eintritt EUR 9,50; ermäßigt EUR 8,00/7,00

Kontakt Albertinaplatz 1, 1010 Wien, Tel. +43 (0)1 534 83-0
info@albertina.at, [url]http://www.albertina.atPresse Mag. Verena Dahlitz Mag. Barbara Prikoszovits
Tel. +43 (0)1 534 83-510 Tel. +43 (0)1 534 83-511
Mobil +43 (0)699 121 78 720 Mobil +43 (0)699 109 81 743

 

 






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  • Alberto Giacometti Diego, vor 1950 © VBK, Wien 2008 / Eberhard W. Kornfeld, Bern
    Alberto Giacometti Diego, vor 1950 © VBK, Wien 2008 / Eberhard W. Kornfeld, Bern
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  • Marc Chagall Der Viehhändler, 1912 © VBK, Wien 2008 / Eberhard W. Kornfeld, Bern
    Marc Chagall Der Viehhändler, 1912 © VBK, Wien 2008 / Eberhard W. Kornfeld, Bern
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  • Die Seine bei Vétheuil, 1881 © Eberhard W. Kornfeld, Bern
    Die Seine bei Vétheuil, 1881 © Eberhard W. Kornfeld, Bern
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