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Bayerische Staatsgemälde- sammlungen restituieren vier Gemälde

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Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen restituieren vier Bilder aus der Sammlung von August Liebmann Mayer

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen restituieren ein Damenbildnis von Wilhem Thöny, eine Mariendarstellung von Cristoforo de' Moretti, eine kölnische Aposteldarstellung und eine Christusdarstellung aus dem 19. Jahrhundert an Rechtsanwalt Markus Stötzel, der die in Los Angeles lebende Tochter des jüdischen Kunsthistorikers August Liebmann Mayer (1885-1944) vertritt.

Die Restitution erfolgt gemäß der Handreichung der Länder zur Umsetzung der »Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz«. Damit schließen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erneut ein Verfahren ab, das begangenes Unrecht der Zeit des Nationalsozialismus auszugleichen versucht.

Von 1909 bis 1931 war August Liebmann Mayer als Kustos an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen tätig, er begann unter Hugo von Tschudi als Volontär und war zu Generaldirektor Friedrich Dornhöffers Zeiten Kustos mit Spezialgebiet Spanien an der Alten Pinakothek. Noch heute gilt er als ausgewiesener Kenner der spanischen Malerei.

Schwerwiegende Unterstellungen, Mayer habe mit gesondert honorierten Expertisen ein Vermögen gemacht, das er aber angeblich nicht versteuerte, führten 1931 zu einer beispiellosen Hetzkampagne und seinem selbst geforderten Entlassungsgesuch aus dem Staatsdienst. 1933 nahm die Geheime Staatspolizei Mayer in „Schutzhaft“, aus der er erst nach einem Selbstmordversuch entlassen wurde. Seine Kunstsammlung und Wertgegenstände wurden wegen unterstellten / angeblichen hohen Steuerschulden bei Hugo Helbing u. a. versteigert, 1936 emigrierte er mit Unterstützung einflussreicher Kunsthändler nach Frankreich, wo er zunächst mit Frau und Kind in Paris wohnte. Als dort 1940 die deutschen Truppen einmarschierten, musste Mayer nach Nizza fliehen. Seine Pariser Wohnung samt wertvoller Bibliothek und kleiner Kunstsammlung wurde vom ERR beschlagnahmt und nach Deutschland überführt. In Monte Carlo wurde Mayer am 3.2.1944 verhaftet, am 13.2.1944 nach Drancy und von dort am 7.3.1944 nach Auschwitz deportiert, wo er am 13.3.1944 ermordet wurde.

Das Finanzamt München hatte Mayer eine Steuerstrafe auferlegt, die aus Mayers beschlagnahmten Wertpapieren bezahlt wurde. Außerdem hatte das Finanzamt Steuernachholungen festgesetzt, wovon ein Teil aus flüssigen Mitteln bezahlt wurde und ein Rückstand in sechsstelliger Höhe verblieb. Das Finanzamt verlangte, dass das Grundstück Mayers in Tutzing und alle greifbaren Vermögenswerte, darunter seine wertvolle Kunstsammlung, verkauft werden müssten. Alle diese Beträge gingen an das Finanzamt München Nord und das Finanzamt Tutzing zur Abdeckung der Steuerrückstände. 1944 stellte die Geheime Staatspolizei an den Oberfinanzpräsidenten VII München Feststellungsantrag auf Vermögensverfall für die Vermögenswerte des Juden August Israel Liebmann Mayer, geb. 27.10.1885 in Darmstadt, zuletzt wohnhaft München, Martiusstraße 8.

1954 wurden den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen drei Gemälde aus dem Eigentum von August Liebmann Mayer vom Landesamt für Vermögensverwaltung in Obhut gegeben und im September 1956 übereignet. Ein viertes Bild kam 1981 als Hinterstellung ins Haus.

Im gleichen Jahr stellte die als einzige Erbin verbleibende Tochter Mayers beim Bayerischen Entschädigungsamt Antrag auf Schaden an Vermögen, Verkauf einer Wohnungseinrichtung und von Kunstgegenständen. Die Ansprüche werden an die zuständige Wiedergutmachungsbehörde verwiesen. Diese wiederum wies den Antrag als unbegründet zurück. Erst 1963 erzielte die Tochter einen Vergleich mit den Wiedergutmachungsbehörden.

Das heute zu restituierende 1913 datierte Werk des Grazer Künstlers Wilhelm Thöny (1888-1949), Zeitgenosse von Egon Schiele und Oskar Kokoschka, stellt eine Frau mittleren Alters dar, deren Identität unbekannt ist. Thöny hatte an der Akademie der Künste in München studiert und emigrierte mit seiner jüdischen Frau 1931 zunächst nach Paris, später nach New York. 1948 wurden durch einen Brand in einem Lagerhaus über tausend seiner Grafiken und Gemälde, die in einer großen Kollektivausstellung gezeigt werden sollten, zerstört. Damit war fast sein ganzes Lebenswerk verloren.

Zwei der drei 1954 aus Staatsbesitz an die BSTGS überwiesen Werke aus der Sammlung von August Liebmann Mayer waren 1933 bei Hugo Helbing angeboten worden, blieben aber unverkauft. Der Katalog verzeichnete das Werk von Moretti als Arbeit von Besozzo. Dargestellt sind auf der kleinformatigen Tafel vor einem reich punzierten Goldgrund Maria mit dem Kinde, die Heiligen Anna, Antonius Abbas und Petrus Martyr. Christoforo Moretti ist zwischen 1450 und 1475 als Maler in Mailand, vor allem am Hof der Sforza, und im Piemont greifbar. Die Tafel aus dem Nachlass von Mayer dokumentiert Morettis Rückbesinnung auf die spezifische Ausprägung der Internationalen Gotik in Norditalien. Das einzige signierte Werk Morettis ist ein Triptychon aus S. Aquilino in Mailand (heute Museo Poldi Pezzoli), das eine große stilistische Nähe zu den Werken des Michelino da Besozzo offenbart.

Die Aposteldarstellung wiederum galt damals als Werk des Meisters des Marienlebens. Das vierte kleinformatige Werk aus dem frühen 19. Jahrhundert zeigt Christus vor Pilatus.

»Es freut mich außerordentlich, dass es heute ein weiteres Mal auch nach vielen Jahrzehnten möglich ist, mit der Restitution von Kunstwerken Opfer der Verbrechen der nationalsozialistischen Willkürherrschaft in ihr Recht zu setzen,« bekräftigt Prof. Dr. Klaus Schrenk, der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.


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SAMMLUNG AUGUST LIEBMANN MAYER | FOTO: BAYERISCHE STAATSGEMäLDESAMMLUNGEN MüNCHEN
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