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Marta Astfalck-Vietz in der Berlinischen Galerie 2025: Avantgarde, Selbstinszenierung und feministische Fotokunst der 1920er-Jahre

Im Jahr des 50-jährigen Jubiläums der Berlinischen Galerie setzt das Museum ein starkes Zeichen: Mit einer umfassenden Einzelausstellung widmet es sich der in Berlin fast in Vergessenheit geratenen Fotokünstlerin Marta Astfalck-Vietz (1901–1994). Die Ausstellung zeigt mehr als 140 Werke, die in ihrer Radikalität, Modernität und visuellen Kraft beeindrucken. In nur einem Jahrzehnt – den sogenannten Goldenen Zwanzigern – erschafft Astfalck-Vietz ein schillerndes Œuvre, das sich zwischen Selbstinszenierung, Aktfotografie, Tanz und fotografischem Experiment bewegt.

Die Künstlerin steht in ihrer Arbeit zugleich vor und hinter der Kamera. Sie agiert als Fotografin, Regisseurin und Modell. „Humorvoll thematisiert Astfalck-Vietz Geschlechterrollen in der Weimarer Republik und nutzt die Kamera, um selbstbewusst vielfältige Möglichkeiten weiblicher Identität zu zeigen.“ Ihr Stil ist einzigartig: Mit Masken, theatralischen Posen und grotesken Elementen entwickelt sie eine Bildsprache, die „persönliche Introspektion mit gesellschaftspolitischen Themen verbindet.“

Die Ausstellung basiert auf neuesten Forschungen zur Publikationspraxis der Künstlerin und setzt sich gleichzeitig mit feministischen Perspektiven auseinander. Ausstellung und begleitender Katalog präsentieren ein bislang „weitgehend übersehenes Werk“ und verorten es kunsthistorisch auf eindrucksvolle Weise. In sechs Kapiteln werden die Arbeiten thematisch geordnet vorgestellt. Neben ihren avantgardistischen Fotografien stehen erstmals auch die Pflanzenaquarelle im Fokus, die Astfalck-Vietz ab Mitte der 1930er Jahre bis zu ihrem Tod kontinuierlich anfertigte.

„Das Werk von Astfalck-Vietz hat viele Facetten. Im Dialog mit der Kamera inszeniert sie sich immer wieder selbst, dabei setzt sie Stoffe als Kostüm oder Gestaltungselement in ihren Bildkompositionen ein.“ Ihre Bildsprache lebt von Kontrasten: „Mit floraler Spitze, glänzendem Brokat und dramatischer Beleuchtung erschafft die Künstlerin geheimnisvolle Erscheinungen.“ Dabei geht es stets um Identität, um das Spiel mit Rollenbildern: „In sorgfältig arrangierten Fotografien lotet sie das Spannungsverhältnis zwischen Verhüllung und Offenbarung, Maskerade und Identität aus.“ Und weiter: „Spielerisch stellt sie Versionen des Frau-Seins dar: So inszeniert sie sich als Charleston-Tänzerin oder mit kurzen Haaren, im glamourös glitzernden Kleid oder mit Perücke.“

Der kunsthistorische Kontext ist klug gesetzt: Zeitgenössische Aufnahmen von Marianne Breslauer, Lotte Jacobi, Cami und Sasha Stone zeigen, in welchen ästhetischen und thematischen Zusammenhängen sich Astfalck-Vietz bewegte. Ergänzt wird die Schau durch eine kritische zeitgenössische Reflexion: Die Künstler*innen *Andreas Langfeld (1984) und *Sophie Thun (1985) reagieren mit einer Ein-Kanal-Videoarbeit auf das Werk dieser visionären Persönlichkeit. Sie „kommentieren mit einer Ein-Kanal-Videoarbeit das Wirken dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit aus heutiger Perspektive.“

Zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag ein zweisprachiger Katalog in Deutsch und Englisch, der das Lebenswerk von Marta Astfalck-Vietz umfangreich dokumentiert. Auf 256 Seiten mit rund 100 Abbildungen werden Leben, Werk und Kontext in klarer Sprache präsentiert. Die Museumsausgabe kostet 34,80 €, ISBN: 978-3-940208-86-6. Ein unverzichtbares Werk für alle, die sich mit fotografischer Avantgarde, weiblicher Selbstbestimmung und den künstlerischen Strömungen der Weimarer Zeit auseinandersetzen.

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  • 11.07.2025 - 13.10.2025
    Ausstellung »
    Berlinische Galerie »

    ÖFFNUNGSZEITEN
    Mittwoch–Montag 10:00–18:00 Uhr
    EINTRITTSPREISE
    Tageskarte 8 Euro
    Ermäßigt 5 Euro (gilt auch für Gruppen ab 10 Personen)



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  • Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel (Die Kameradschaftsehe), um 1930, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
    Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel (Die Kameradschaftsehe), um 1930, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
    Berlinische Galerie
  • Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel, um 1927, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
    Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel, um 1927, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
    Berlinische Galerie
  • Marta Astfalck-Vietz, Heinz Hajek-Halke, Ohne Titel, um 1927, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / © Heinz Hajek-Halke Collection, Courtesy CHAUSSEE 36
    Marta Astfalck-Vietz, Heinz Hajek-Halke, Ohne Titel, um 1927, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / © Heinz Hajek-Halke Collection, Courtesy CHAUSSEE 36
    Berlinische Galerie
  • Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel, um 1927, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
    Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel, um 1927, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
    Berlinische Galerie
  • Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel, um 1927, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
    Marta Astfalck-Vietz, Ohne Titel, um 1927, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025
    Berlinische Galerie