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Bunte Götter.

Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulptur

Bunte Götter.

Ab dem 13. Juli 2010 werden die „Bunten Götter“ in einer erweiterten Fassung im Berliner Pergamonmuseum gezeigt. Damit setzt die Ausstellung eine Erfolgsgeschichte fort, die 2003 in der Münchener Glyptothek begann und über die Vatikanischen Museen, die Museen der Universität Harvard, der Getty-Villa in Malibu und viele bedeutende Museen Europas und der Welt führte: Kopenhagen, Rom, Basel, Amsterdam, Istanbul, Athen, Hamburg, Los Angeles, Frankfurt, Kassel, Madrid.

 Dieter Rehm

Antike Skulpturen bezaubern in vielen Museen der Welt ihre Betrachter: Sie lieben die Licht reflektierende Oberfläche der marmornen Körper, die – wie durch ein Wunder vor der Zerstörung der Zeit bewahrt – ihnen Einblick gewähren in eine ideale, vollkommene Ästhetik. Oder der Betrachter verklärt das zufällig erhaltene Fragment, das mit seinen Brüchen und seiner Patina die Authentizität einer lang vergangenen Epoche beschwört. Diese beiden Aspekte haben unser Bild der antiken Kunst geprägt, wir halten es für verbindlich und damit auch für historisch.

Die antiken Autoren sowie die archäologischen Funde bezeugen jedoch die farbige Fassung der Skulpturen. Farbreste wurden im 19. Jahrhundert noch intensiv dokumentiert, doch im 20. Jahrhundert ließ das Interesse daran nach und das Wissen um die Farbigkeit verkümmerte. Ein Forschungsunternehmen von Vinzenz Brinkmann führte vor 25 Jahren zu der Idee, in einer Ausstellung dieses Thema zu visualisieren. In verschiedenen Kooperationen wurden Untersuchungsmethoden entwickelt und immer weiter verbessert, um die Farbreste an originalen Skulpturen aufzuspüren und zu dokumentieren. Die Untersuchung der antiken Skulpturen in einer Reihe renommierter Museen im In- und Ausland (München, Berlin, Dresden, Athen, Rom, Kopenhagen, Istanbul u. a.) wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. Die Auswertungen des umfangreichen Dokumentationsmaterials wurden zunächst in reinen Strichzeichnungen, später dann auch farbig umgesetzt. 1988 begannen die Experimente an dreidimensionalen Abgüssen mit Natur- pigmenten, die reiche Ornamentik wieder zu veranschaulichen.

Die erste Ausstellung der „Bunten Götter“ wurde 2003 von Vinzenz Brinkmann zusammen mit Raimund Wünsche in der Münchener Glyptothek konzipiert und realisiert. Hier wurden einige farbig rekonstruierte Figuren den teilweise erheblich beschädigten und bis bloßem Auge marmorweißen Originalen gegenüber gestellt, so die Skulpturen aus den Giebeln des Aphaia-Tempels auf Aigina (Griechenland). Weitere kolorierte Abgüsse zeigten neben Marmor- bildern aber auch Bronzeskulpturen, die durch den Einsatz verschiedenfarbiger Metalle ebenfalls eine eigene Farbigkeit erzielen.

Im Zentrum der Ausstellung im Pergamonmuseum in Berlin wird die sog. Berliner Göttin aus dem Bestand der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin im Vergleich mit der neuen Rekonstruktion der „Phrasikleia“ stehen. Die Grabfigur der inschriftlich bekannten „Phrasikleia“ wurde 1972 in Attika gefunden und steht heute im Nationalmuseum in Athen. Sie verfügt wie die ebenfalls in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. entstandene sog. Berliner Göttin noch über reiche Reste ihrer Farbfassung.

Das Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin und das Zentrum für Restaurierung der Museumsinsel Berlin untersuchen im Rahmen einer Gesamtrestaurierung der Skulptur seit ca. einem Jahr die Reste der Bemalung auf der Berliner Göttin. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen lassen sich unmittelbar mit den Auswertungen der Analysen an der „Phrasikleia“ vergleichen. Durch die Rekonstruktion der „Phrasikleia“ werden diese Ergebnisse anschaulich gemacht: Die prachtvollen, reich ornamentierten Gewänder waren mit Edelmetallauflagen verziert und in verschiedenen fein nuancierten Rottönen gefasst.

Original und Rekonstruktion werden dem Ausstellungspublikum ein intensives Bild der aristokratischen Kultur der hocharchaischen Epoche in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. vermitteln. Weiterhin werden Rekonstruktionen zu Skulpturen der Akropolis in die großen Architektursäle integriert. In einmaliger Weise wird so dem Besucher deutlich, wie wichtig die Farbigkeit für das Verständnis antiker Skulptur in ihrem von der Architektur dominierten Kontext gewesen ist. Die komplettierten Säulenstellungen veranschaulichen die Dimension eines Tempels, vor denen aufgestellt die Skulpturen auf den antiken Besucher des Heiligtums gewirkt haben. Die Fernwirkung der Figuren wird so durch die farbige Differenzierung nachvollziehbar. Andere Rekonstruktionen nach archaischen und klassischen Skulpturen werden in den Skulpturensälen zwischen zumeist zeitnahen Originalen aufgestellt. Diese Gegenüberstellung soll dem Besucher den ursprünglichen Zustand der heute weiß erscheinenden oder stark verblasst farbigen Skulpturen nahe bringen und die teils schwer lesbaren Spuren der antiken Bemalung besser verständlich machen.


Ausstellung






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    Staatliche Museen zu Berlin
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  • Grabfigur der Phrasikleia. Farbrekonstruktion des Standbildes eines Mädchens, um 540 v. Chr. Farbrekonstruktion auf einem stereolithographischen Abguss, Naturpigment in Ei-Kasein-Tempera
Deutsche Forschungsgemeinschaft, realisiert mit Mitteln des Leibnizpreises 2007, O. Primavesi
© Foto: Vinzenz Brinkmann
    Grabfigur der Phrasikleia. Farbrekonstruktion des Standbildes eines Mädchens, um 540 v. Chr. Farbrekonstruktion auf einem stereolithographischen Abguss, Naturpigment in Ei-Kasein-Tempera Deutsche Forschungsgemeinschaft, realisiert mit Mitteln des Leibnizpreises 2007, O. Primavesi © Foto: Vinzenz Brinkmann
    Staatliche Museen zu Berlin