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WILLIAM KENTRI

WILLIAM KENTRIDGE

  • Ausstellung
    29.10.2010 - 30.01.2011
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WILLIAM KENTRI

Vom Absurden lernen: Die Nase Das jüngste Werk von William Kentridge steht mit der Regiearbeit des Künstlers für die Oper Die Nase von Dmitri Schostakowitsch in Zusammenhang, die im März 2010 an der Metropolitan Opera in New York Premiere hatte. Die erstmals 1930 aufgeführte Oper beruht auf einer absurden Erzählung Nikolai Gogols aus dem Jahr 1836. Kentridge fasst den Inhalt wie folgt zusammen: „Ein Mann wacht eines Morgens auf und stellt fest, dass seine Nase fort ist. Er versucht, sie in den Straßen seiner Stadt aufzuspüren, geht zur Polizei, gibt eine Zeitungsannonce auf und sucht medizinischen Rat. Als er seiner Nase schließlich (in einer Kathedrale) begegnet, stellt er zu seinem Erschrecken fest, dass sie inzwischen einen höheren Rang bekleidet als er selbst. Seine eigene Nase spricht nicht mehr mit ihm. Selbst nachdem seine Nase verhaftet worden ist (als sie versuchte, maskiert die Stadt zu verlassen), ist sie immer noch nicht willens, in sein Gesicht zurückzukehren. Doch eines Morgens erwacht er, und die Nase ist wieder an ihrem Platz.“

Ich bin es nicht, das ist nicht mein Pferd (2008) ist eine aus acht Filmfragmenten bestehende Installation, die – wie Kentridge erklärt – Gogols Kurzgeschichte, ihre literarischen Vorfahren und ihre möglichen zukünftigen Geschichten als Grundlage nimmt, um den Blick auf den formalen Erfindungsreichtum verschiedener Tendenzen der russischen Moderne, aber auch auf das katastrophale Ende der russischen Avantgarde in den 1930er-Jahren zu richten. Der Titel der Arbeit ist eine traditionelle russische Redewendung, mit der man seine Schuld bestreitet. Der Künstler greift das kühne grafische Gefühl des russischen Konstruktivismus auf und verbindet Stop-Motion- Animationen von aus Papier ausgeschnittenen Figuren mit gelegentlich eingesetztem Archivmaterial und Realfilm, wodurch eine ganz eigene kraftvolle Bildsprache entsteht.

Sarastro und die Stimme des Herrn: Die Zauberflöte Ein Höhepunkt der Ausstellung sind Kentridges Arbeiten, die sich aus der Produktion der Mozart- Oper Die Zauberflöte entwickelt haben, mit der der Künstler 2005 im Brüsseler Théâtre Royal de la Monnaie befasst war. Im Zentrum des Ausstellungsraums zeigen drei skulpturale Objekte – zwei Miniaturtheater und eine Filminstallation – abwechselnd Projektionen, die einen erweiterten theatralischen Zyklus entstehen lassen.

Die Flöte erlernen (2003) dient als Ouvertüre oder Einleitungsakt. Der auf eine Tafel projizierte Film wird zu einem Skizzenbuch der gesamten Produktion. Die Flöte vorbereiten (2005), eine ursprünglich als großes Modell entstandene Arbeit, diente Kentridge dazu, die für seine Opernproduktion zentralen Projektionen zu erproben. Diese Projektionen arbeiten mit einer Gegenüberstellung von Positiv- und Negativfilm und betonen den von Mozart entworfenen symbolischen Konflikt zwischen der Königin der Nacht und Sarastro, dem Hohepriester des Lichts. So wird auf die Zwiespältigkeiten der Aufklärung verwiesen, die die Emanzipation des Menschen zum Ziel hatte, aber ebenso Unterdrückung und Unterwerfung mit sich brachte. Das zweite Miniaturtheater, Black Box/Chambre Noire (2005), enthüllt die dunklere Seite einer der politischen Folgen der Aufklärung. Es beschäftigt sich mit den „Beschädigungen durch den Kolonialismus, der seine Raubzüge für sich selbst so darstellte, als bringe er dem dunklen Kontinent die Aufklärung“ (Kentridge). Thema ist der Aufstand der Herero in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, von 1904 bis 1907 und der nachfolgende Genozid an diesem Volk.

Die als Schlusspunkt zur Zauberflöte dienende Installation Was kommen wird (ist schon gewesen) (2007) befasst sich mit der Besetzung Abessiniens (Äthiopiens) durch das faschistische Italien Mussolinis im Jahr 1935. Auf eine reflektierende Oberfläche projizierte verzerrte Bilder setzen sich in einem zylindrischen Spiegel wieder zusammen und verweisen auf den zyklischen Charakter der Geschichte und deren Verzerrungspotenzial.

Gelegentliche und verbleibende Hoffnung:

Ubu und die Prozession 1975 wirkte Kentridge als Schauspieler in König Ubu, einer Bearbeitung von Ubu Roi, Alfred Jarrys Satire auf einen korrupten und feigen Despoten, mit. „Aus südafrikanischer Sicht ist Ubu eine besonders starke Metapher für den Irrsinn der Apartheidpolitik, die vom Staat als vernünftiges System hingestellt wird.“ (Carolyn Christov-Bakargiev) Zwanzig Jahre später griff Kentridge dieses Material wieder auf und stellte es in einen neuen Zusammenhang, nämlich den der öffentlichen Anhörungen vor der „Truth and Reconciliation Commission“ (Wahrheits- und Versöhnungskommission), die Mitte der 1990er-Jahre Verstöße gegen die Menschenrechte in den Jahren der Apartheid untersuchte. Auf die Theaterproduktion Ubu und die Wahrheitskommission im Jahr 1996 folgte ein Animationsfilm mit dem Titel Ubu sagt die Wahrheit (1997). Alfred Jarrys derbe und absurde literarische Figur Ubu hat Kentridge auch in einer gleichnamigen Serie von Radierungen thematisiert, indem er seine eigene Gestalt jeweils mit einem neuen Umriss versah. Dieses Motiv wird im Film Schattenprozession (1999) fortgeführt, diesmal an Hand von animierten Puppen, marschierenden schwarzen Figuren. In großformatigen Zeichnungen, vielteiligen Collagen auf Buchseiten und in Bronzefiguren findet die Verknüpfung der Themenkomplexe „Ubu“ und „Prozession“ ihre Fortsetzung. Die theatrale Aufführung der Prozession verweist auf die politische und kulturelle Unbeständigkeit in jenem Augenblick der Geschichte Südafrikas und spielt gleichzeitig auf universelle Umstände von Protest und Migration an.

Verdichtete Zeit: Soho und Felix


Ausstellung






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  • William Kentridge
History of the Main Complaint (Standfotos), 1996

Auf Video übertragener 35-mm-Animationsfilm, 5:50 Min.

Sammlung des Künstlers, mit freundlicher Genehmigung der Marian Goodman Gallery, New York und der Goodman Gallery, Johannesburg; © 2010 William Kentridge; Foto: John Hodgkiss, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
    William Kentridge History of the Main Complaint (Standfotos), 1996 Auf Video übertragener 35-mm-Animationsfilm, 5:50 Min. Sammlung des Künstlers, mit freundlicher Genehmigung der Marian Goodman Gallery, New York und der Goodman Gallery, Johannesburg; © 2010 William Kentridge; Foto: John Hodgkiss, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
    Albertina
  • William Kentridge
Black Box/Chambre Noire, 2005

Theatermodell mit Zeichnungen (Kohle, Pastell, Collage und Buntstift
auf Papier), mechanische Marionetten und auf Video übertragener 35-mm-Animationsfilm, 22 Min.

Auftragsarbeit für die Deutsche Bank AG in Absprache mit der Solomon R. Guggenheim Foundation for Deutsche Guggenheim, Berlin; © 2010 William Kentridge; Foto: John Hodgkiss, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
    William Kentridge Black Box/Chambre Noire, 2005 Theatermodell mit Zeichnungen (Kohle, Pastell, Collage und Buntstift auf Papier), mechanische Marionetten und auf Video übertragener 35-mm-Animationsfilm, 22 Min. Auftragsarbeit für die Deutsche Bank AG in Absprache mit der Solomon R. Guggenheim Foundation for Deutsche Guggenheim, Berlin; © 2010 William Kentridge; Foto: John Hodgkiss, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
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