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Zur Hölle! Ein

Zur Hölle! Eine Reise in die antike Unterwelt

Zur Hölle! Ein

In den antiken Kulturen gehörten konkrete Rückbezüge auf den Mythos zum festen Bestand des "kulturellen Gedächtnisses". Begebenheiten des Mythos wurden mit geographisch eindeutigen Schauplätzen verbunden (z. B. der Raub der Persephone durch Hades) bzw. auffällige geographische Gegebenheiten mythologisch erklärt (z.B. gewisse Gewässer oder Erddämpfe als Auslässe der Unterwelt). So baute auf die mythologische Ausgestaltung eines Jenseitsbildes auch eine oberirdische Topographie der Unterwelt auf. An verschiedenen Stellen wurden Unterweltseingänge bzw. mythologische Episoden des Eindringens in den Hades lokalisiert. Die Bedeutung dieser Plätze schwankte zwischen kultischem Rang, mythologischer Überhöhung einer Ortsgeschichte und touristischer Sehenswürdigkeit. Einen ursprünglichen Teil der Unterwelt bildete das Elysium bzw. die Inseln der Seligen, der privilegierte Aufenthaltsort weniger zunächst allein von den Göttern Begünstigter. Schnell waren diese Inseln fest im "Westen" angesiedelt. Mit zunehmender geographischer Kenntnis auch der Küsten des Atlantischen Ozeans und der ihnen vorgelagerten Inselwelten (z.B. der Kanarischen Inseln) hatte das Dieseits diese Vorstellung eines Jenseits eingeholt; die Inseln der Seligen wurden von einem gedachten jenseitigen Ort zu einer mythologisch verkleideten ethnographischen Kennzeichnung eines innerweltlichen Sehnsuchtsortes, von 'paradiesischen' Zuständen am Rande der bewohnten Welt.

Unterwelt als Ort Gerechtigkeitsutopie

Den ältesten literarischen Überlieferungen zufolge, den Epen des Homer, ereilte allen Verstorbenen das gleiche Schicksal: ein ewiges Dahinfristen im öden, düsteren und kalten Reich der Schatten. Dieses alles nivellierende Gleichheitsprinzip barg allerdings eine große Ungerechtigkeit in sich, da Menschen, die sich zu Lebzeiten als Tugendhaft und Gütlich erwiesen haben, nichts anderes erwartete als Mördern und Verbrechern aller niederträchtiger Coleur. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. etablierte sich deshalb die Idee, die Unterwelt zugleich als Ort des Gerechtigkeitsvollzugs zu verstehen. Die Totenrichter Minos, Aiakos und Rhadamanthys sorgten nunmehr dafür, dass die Guten belohnt, die Bösen bestraft und in entsprechend separate Orte des Hades geleitet bzw. verstoßen wurden. Die Lebensführung einer Person im Diesseits hatte nun also das weitere Schicksal im Jenseits zu verantworten. Die Idee der „Psychostasie", der Wägung der Seele des Verstorben durch Totenrichter, geht letztlich auf eine alte ägyptische Tradition zurück, fand bei den Griechen lange Zeit aber nur im Bereich des Heroen-Schicksals seinen Niederschlag (Zeus wägt die Seelen des Achill und des Memnon). Platon war einer der ersten griechischen Intellektuellen, bei dem die Gerechtigkeitsutopie eines Totengerichts formuliert ist. Die Idee von einer idealen Gesellschaft wurde hier unmittelbar in die fiktive Welt unter der Erde, in die Unterwelt, projiziert.

Elysium und Mysterienkulte

Einen paradiesischen Ort für Verstorbene gab es durchaus schon in den homerischen Schriften, doch war dieser damals noch einem sehr exklusiven, privilegierten Kreis vorbehalten: einigen wenigen Heroen, d.h. Halbgöttern. Dieser Ort der Glückseligkeit wurde in der Antike an verschiedenen Stellen lokalisiert und unterschiedlich beschrieben: Bei Homer waren es die Elysischen Felder, bei Hesiod die Inseln der Seligen, die sich am äußersten Ende des antiken Welthorizonts befunden haben. In jedem Fall stellte das Elysium das Gegenbild zum finsteren Schattenreich des Hades oder gar zum schrecklichen Tartaros dar. Es war ein Ort der Helligkeit, der sorglos beschwingten Ruhe, des Wohlgeruchs, des angenehm milden Klimas. Ab dem 6. Jahrhundert wurden die Grenzen zum Elysium auch für Normalsterbliche durchlässiger. Neben dem schon beschriebenen Totengericht seit klassischer Zeit hatte sich kurz zuvor bereits ein weiterer Weg für die Sterblichen gebahnt, dem tristen Schicksal des Hades zu entgehen und ein seliges Dasein nach dem Tod zu erlangen: Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. formierten sich die Mysterienkulte, insbesondere die eleusinischen Mysterien mit Demeter und Persephone sowie die bakchischen Mysterien mit Dionysos als zentralen Gott. Den zu Lebzeiten durch ein Initiationsritual in den Kult eingeweihten Mysten stand ein privilegiertes Leben nach dem Tod im Zustand ewiger Glückseligkeit, manchmal sogar der Göttlichkeit zu, vorausgesetzt freilich, er hielt sich auch noch nach dem Tod, beim Übergang ins Totenreich, an das vom Kult festgelegte Reglement. Vor den Totenwächtern oder vor Persephone, der Göttin der Unterwelt, hatte der Myste dann das Passwort, einen rituellen Spruch, korrekt zu rezitieren.

Glasierter Reliefbecher, um 50-20 v. Chr., Inv. 30141 Interaktion zwischen Ober- und Unterwelt


Ausstellung






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  • Giovanni Calandrelli Gemme mit Hades, Kerberos und Dioskuren um 1820, Inv. FG 2307 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Giovanni Calandrelli Gemme mit Hades, Kerberos und Dioskuren um 1820, Inv. FG 2307 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Marmorstatue des Hermes Mitte 2. Jh. n. Chr., Inv. Sk 198 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Marmorstatue des Hermes Mitte 2. Jh. n. Chr., Inv. Sk 198 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Kampanische Amphora mit Ixion 4. Jh. v. Chr., Inv. F 3023 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Kampanische Amphora mit Ixion 4. Jh. v. Chr., Inv. F 3023 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Glasierter Reliefbecher um 50-20 v. Chr., Inv. 30141 
© SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Glasierter Reliefbecher um 50-20 v. Chr., Inv. 30141 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin
  • Bronzestatuette einer Sirene Anfang 5. Jh. v. Chr., Inv. Fr. 2287 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Bronzestatuette einer Sirene Anfang 5. Jh. v. Chr., Inv. Fr. 2287 © SMB, Antikensammlung Foto: Johannes Laurentius
    Staatliche Museen zu Berlin