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Federica Nadalutti – Geometrie, Reduktion und künstlerische Freiheit im Quadra

Federica Nadalutti: Vom Quadrat zur transzendenten Raumplastik

Federica Nadalutti wurde 1964 in Palmanova geboren – Palme auf Friaulisch – in der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien. Die Stadt, eine venezianische Verteidigungsfestung aus dem 16. und 17. Jahrhundert, ist berühmt für ihre neunzackige Sternform. Ein Ort, der prägt – nicht nur architektonisch. Es fällt schwer zu glauben, dass diese außergewöhnliche Struktur nicht Spuren in Nadaluttis künstlerischer Denkweise hinterlassen hat. Doch anstatt mit der Form des Enneagons zu arbeiten, wie es naheläge, macht sie das Quadrat zum Zentrum ihres Schaffens – „ce triangle promu ou ce cercle dégénéré, si l’on en croit Pierre Dac“.

Seit Mitte der 1980er lebt sie in Paris, hat jedoch den typischen Akzent ihrer Kindheit bewahrt – ein „accent frioulan“, den sie selbst augenzwinkernd als „berrichon“ bezeichnet. Die Beherrschung der französischen Sprache in all ihren Nuancen hält sie nicht davon ab, ihre Wurzeln selbstbewusst hörbar zu machen.

„Palmanova étant une ville fortifiée, je l’ai toujours ressentie comme un lieu fermé. Pour y rentrer ou en sortir, il fallait passer par l’une de ses trois portes avec des murs d’enceinte doubles.“ Diese pränatale Erfahrung von Ein- und Ausgrenzung spiegelt sich in Nadaluttis Konzept von Raum, Grenze und Öffnung. Ihre Werke bewegen sich zwischen rationaler Konstruktion und poetischer Expansion, zwischen mathematischer Strenge und körperlicher Geste.

Im Quadrat erkennt sie das Spannungsfeld zwischen Ordnung und Freiheit, zwischen Struktur und Transzendenz. „Je souhaite amener mon travail vers l’essentiel, le simple, le réductif.“ Der Weg zum Wesentlichen führt bei Nadalutti über die Reduktion. Ausgangspunkt ist das Quadrat als „cellule-mère“, das sie entlang seiner Kanten oder Diagonalen in dreiteilige Module zerlegt.

Diese Module dehnen sich anschließend im Raum aus, sichtbar oder unsichtbar, gefaltet, verlängert, re-konfiguriert. „Je vois dans ces exercices de prolongement spatial du carré comme un écho à ces images des manuels élémentaires de mathématiques qui illustrent graphiquement le théorème de Pythagore.“ Die Vorstellungskraft wird herausgefordert, gelenkt, geweckt.

Ihre Werke erinnern nicht nur an Origami oder das Bewegungsmuster auf einem Schachbrett – sie sind vor allem der Versuch einer Raumerschließung, die nichts mit der introspektiven Quadrathierarchie eines Josef Albers zu tun hat. Im Gegenteil: Sie öffnen sich, breiten sich aus, um anschließend wieder auf das Minimum zurückgeführt zu werden – eine künstlerische Dialektik von Faltung und Entfaltung.

„Le pliage est, vis-à-vis de la feuille imprimée grande, un indice, quasi religieux ; qui ne frappe pas autant que son tassement, en épaisseur, offrant le minuscule tombeau, certes, de l’âme.“ Mallarmés Worte über das Falten finden bei Nadalutti ihre plastische Entsprechung. Der Faltvorgang wird zu einer Form der Offenbarung – einer „épiphanie“, wie Jacques Maritain es nannte: „L’action est une épiphanie de l’être.“

Die Künstlerin arbeitet bevorzugt mit Karton – einem armen Material, das sie von seinem Alltagskontext löst und in geometrisch-kristalline Objekte transformiert. In ihrer subtilen Farbwahl, mit einer Vorliebe für Orange, entsteht eine visuelle Spannung zwischen „radicale rigueur constructive“ und „caractère aérien“. Die Oberfläche vibriert – manchmal durch die bloßgelegte Innenstruktur des Kartons selbst.

In ihrer Arbeit erkennt man viele aktive Verben aus Richard Serras berühmter „Verb List“ wieder – vor allem: plier, déplier. „Mais c’est le premier, plier, et son contraire, déplier, qui prédominent chez elle.“

Der poetische Kern von Nadaluttis Schaffen liegt in dieser Bewegung zwischen Konzentration und Ausweitung. Ihre Objekte scheinen wie eingefroren in einem Moment größter Spannung – so als hätte ein weiterer Eingriff die fragile Balance zerstört. „Dislocation, reconstruction, manifestation…“ Drei Konzepte, die ihre Formensprache durchziehen.

„Même ses compositions qui restent planes construisent un espace.“ Die Fläche wird Raum, das Quadrat Resonanzkörper. Ihre Arbeiten fordern den Blick heraus, sie fordern ihn zum Mitdenken auf. Und sie erlauben, durch eine beinahe mathematische Klarheit, eine spirituelle Dimension.

Dabei wirkt nichts gewaltsam. Im Gegenteil: Ihre Sprache ist still, konzentriert, klar. „Il y a, pour qui prend le temps de regarder ces œuvres, surgissement d’un réel plaisir à contempler paisiblement ces illusions devenues réalités.“ Giacomo Leopardi wird zitiert: „Le plaisir le plus solide de cette vie est le vain plaisir des illusions.“

Nadalutti ist keine Künstlerin der großen Geste, sondern der durchdachten Setzung. Ihre Werke verkörpern die philosophische Idee, dass Freiheit nicht im Fehlen von Regeln besteht, sondern im bewussten Umgang mit ihnen. „Federica Nadalutti travaille dans une sorte de liberté surveillée par les contraintes et les règles qu’elle s’est elle-même imposées.“






  • 25.08.2025
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    du 30 mai au 4 juin 2023
    74 boulevard Richard-Lenoir – 75011 PARIS
    (notices rédigées par Louis Doucet)



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