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Hans Schabus Der lange Morgen

2016 zeigten wir im Salzburger Kunstverein seine Ausstellung The Long Road from Tall Trees to Tall Houses. Diese Ausstellung zeichnete Tag für Tag seine 42-tägige Fahrradroute von Kalifornien (wo die hohen Bäume stehen) nach New York City (wo die hohen Häuser sind) auf. Eine Serie von Bildern wurde imGroßen Saal präsentiert, jedes mit einer Postkarte und einem Foto vom Hotelzimmer jeder seiner Stationen. Manchmal sehen wir seine dicken, behaarten Waden und seine geschwollenen, stinkenden Füße vom Blickwinkel seines Bettes. Sein Blog zu dieser Reise und zu diesem Projekt schließt mit der Aussage: The Long Road from Tall Trees to Tall Houses turned out to be:distance: 5.352 km / 3.325 mi, elevation gain: 36.490 hm / 119.717 ft.Es scheint alles logisch und mechanisch. Aber nein, da ist noch etwas anderes. Als er diese Ausstellung plante, sagte er zu mir: Seamus, ich würde gerne ein verdammt großes Loch durch die alten Mauern des Ausstellungsraumes hinaus in den Gang bohren.

Ich hielt ein paar Sekunden lang inne. Und dann sagte ich: Ok, lass es uns tun.

Wenn das kein fucking around ist, weiß ich nicht, was es sonst ist. Natürlich waren hier Gesten im Spiel. Es war nicht so, dass Hans und ich zu viele Biere getrunken hatten und ich am Ende des Abends gesagt habe, ja Hans, toll, scheiß drauf, lass uns einfach ein riesiges Loch in das historische Gebäude bohren... Nein, ich habe dem vertraut, was er vorhatte. Er hat dadurch den Innenraum mit dem Außenraum verbunden, als Fortsetzung seiner Reise. Auch in der Ausstellung selbst waren Zeit und Raum immer noch in Bewegung. Sie waren ständig in Bewegung, vielleicht waren sie hinter ihmhergereist und hatten ihn eingeholt, aber sie waren auch im Kontext der Ausstellung nicht anzuhalten oder festzulegen und dennoch ein maßgeblicher und entscheidender Faktor. Seine Neigung, die Zeit in Einheiten einzuschreiben, unterstreicht diese Geste. Etwas musste immer noch die Möglichkeit haben, der Ausstellung zu entkommen, sich in ihr zu bewegen oder sie zu verlassen. Hans hat vorgefundenes Material neu bearbeitet. Das Material ist die Zeit und der Raum seiner Reise. Hans’Projekt war von Natur aus eine Untersuchung von Sein und Zeit. Das ist in seiner Einfachheit ein tiefgründiges Kunstwerk. Aber das „fucking around“ in diesem Werk ist das, was das Werk pulsieren lässt. Ich betone das, weil in der Tat immer die Gefahr besteht, dass Hans oder ein anderer Künstler mit einer ähnlichen Taktik ein Werk schafft, das seinem Material so sehr ähnelt, dass es verschwindet. Wir alle haben das in zeitgenössischen Kunsträumen schon erlebt, oder? Das ist der Teil des fucking about... auf Englisch würden wir auch sagen, das ist das „to mess around with our heads“ Element, das, was seiner Arbeit eine besondere Note verleiht. Ich spürte dieses Aufgeladen sein, als ich seine Arbeit zum ersten Mal in der Secession sah, und es bestätigte sich, als ich Hans damals traf und interviewte. Und es wurde erneut bestätigt, als ich ihn zweimal nach Kanada einlud, um auch dort seine Arbeiten zu präsentieren. Und dann in Salzburg. Und nun ist diese Aufladungwieder hier in dieser Ausstellung in der schönen Galerie Krinzinger spürbar.

Wohin führt uns also sein neues Werk?
Eine Zusammenfassung: Eine Pandemie passiert. Wir sind alle, großteils, voneinander isoliert. Einige begeistern sich für neue Aktivitäten. Viele sehen fern. Andere leiden darunter, dass sich die Weltwirtschaft dramatisch verlangsamt. Einige sterben an Covid, viele andere sterben unter schlechten, unerträglichen Bedingungen. Eine kleine Minderheit profitiert in hohem Maße. Eine andere Minderheit, aber größer, findet Zeit, ihren Individualismus zu vertiefen, indem sie neuen Aktivitäten nachgeht. Eine weitere exzentrische Minderheit erweitert ihren Glauben an verrückte Ideen. Viele andere tun sich zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen.Die Pandemie nimmt zu und nimmt ab, verbessert sich an manchen Orten, verschlechtert sich an anderen, bleibt bestehen, wo Ressourcen knapp sind. Wir sind immer noch mittendrin.

Es gab und gibt immer noch große Wellen des Leidens. Es gab Spaltung und Erneuerung durch die Pandemie. Es gab diejenigen, die nichts daraus gemacht haben. Und es gab diejenigen, die aus dem Nichts etwas gemacht haben. Hans ist einer von ihnen.

Ein Punkt der obigen Zusammenfassung bleibt: Veranstaltungen werden abgesagt. Leere Bühnen.

Ich kann euch sagen, dass das in Irland besonders hart war. 18 Monate lang gab es dort keine legalen Gigs. Pubs ohne Musik sind wie Flüsse ohne Fische.








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