• Menü
    Stay
Schnellsuche

Fischer von Erlach und der Prunksaal des Kaisers. 300 Jahre barocke Pracht

Die wichtigste Quelle für die Rekonstruktion des ursprünglichen Aussehens des Prunksaals steht auch im Mittelpunkt der Ausstellung: eine monumentale, mit illustrierenden Kupferstichen ausgestattete Monografie über die Kaiserliche Bibliothek, ausgeführt von dem für seine Stadtansichten berühmten Zeichner Salomon Kleiner (1700–1761) und dem Augsburger Kupferstecher Jeremias Jacob Sedelmayr (1704 [?]–1761). Anhand dessen lässt sich ein umfassendes Bild der ehemaligen Gestalt dieses Prachtbaus rekonstruieren.

Das auf Teilen des alten, leopoldinischen Baus errichtete Gebäude wies bald schwere Baumängel auf, die sogar Zweifel an seinem Weiterbestand aufkommen ließen. Durch das kompetente Eingreifen des Architekten Nikolaus Pacassi (1716–1790) konnte die Statik des Bibliotheksraumes nachhaltig gesichert werden. Die ausgestellten Aufnahmen und Pläne aus dieser Zeit dokumentieren die kritische Situation und illustrieren die Sanierungsmaßnahmen.

Gleichzeitig mit dieser Sicherung des Innenraumes wurde auch in die Außengestaltung der Hofbibliothek massiv eingegriffen. Erst zu diesem Zeitpunkt entstanden die formal an die Bibliotheksfassade angeglichenen Seitenbauten, die dem ehemals von sehr unterschiedlich gestalteten Gebäuden begrenzten Platz ein einheitliches und harmonisches Aussehen verliehen.

Gemalte Pracht und ein habsburgischer Ahnensaal
Das beim Betreten des Prunksaals auffälligste Ausstattungselement stellen die umfangreichen Freskenmalereien dar, die die Gewölbe und Bögen der Seitenflügel sowie die zentrale Kuppel zieren. Die Ausführung wurde dem österreichischen Barockmaler Daniel Gran (1694–1757) übertragen. Entsprechend der Benennung der beiden Prunksaal-Seitenflügel werden die Szenen in kriegerische und friedliche Themen aufgeteilt. In der Kuppel werden der Erbauer Kaiser Karl VI., seine Vorfahren und ihre Tugenden gewürdigt.

16 Habsburgerstatuen, die unter der Kuppel und bei den Säulen der Seitenflügel aufgestellt wurden und Vertreter der spanischen und österreichischen Linie darstellen, bilden eine Ahnengalerie würdiger Vorfahren. 1731 wurde die in der Zeit Kaiser Leopolds I. (1640–1705) begonnene, von den Gebrüdern Strudel (Strudl) ausgeführte Figurenreihe in die Raumplanung eingebunden. Die etwas später im Zentrum des Kuppelraumes aufgestellte Statue Kaiser Karls VI. als römischer Imperator wurde vom Hofbildhauer Antonio Corradini (1688–1752) angefertigt.

Frühere Antikensammlung
Die Monografie Salomon Kleiners wird in der Ausstellung auch genützt, um die ehemalige Antikensammlung der Bibliothek zu rekonstruieren. Sie war auf ein heute nicht mehr in dieser Form erhaltenes Treppenhaus und eine unmittelbar dem Prunksaal vorgelagerte Anticamera verteilt. Die dort aufgestellten römischen Büsten, Inschriftensteine, Vasen und Sarkophage wurden im Laufe der Zeit in die neu gegründeten Museen übertragen. Teile davon befinden sich heute noch an den Seitenwänden der Prunkstiege, im Zugang zum Prunksaal. Diese Stücke haben in der zeitgenössischen Literatur, den Reiseberichten und archäologischen Abhandlungen ein starkes Echo gefunden – eine Auswahl davon wird in der neuen Ausstellung präsentiert. Inhaltlich war diese Sammlung im Zusammenhang mit dem Prunksaal zu sehen: Im Durchschreiten der Antike betrat man die Ruhmeshalle Kaiser Karls VI.

Fischer von Erlachs historische Architektur
Das der Architekturgeschichte und -theorie verpflichtete verlegerische Hauptwerk von Johann Bernhard Fischer von Erlach ist unter dem Titel „Entwurff Einer Historischen Architectur” erschienen. Sie wird in der Ausstellung in dem an Kaiser Karl VI. adressierten Widmungsexemplar (1712) sowie in Darstellungen aus dem Druck von 1721 vorgestellt. Sie belegt nicht nur die historische Orientierung des Architekten, sondern bietet auch eine Auswahl seiner Werke wie beispielsweise die Kollegienkirche in Salzburg und die Karlskirche in Wien. Die Ausstellung macht darüber hinaus auf die Beziehungen aufmerksam, die sich zwischen dieser Veröffentlichung und dem Bau der Hofbibliothek herstellen lassen.

Revolution, Krieg und Brand
Spätere Bedrohungen hat der Prunksaal der heutigen Österreichischen Nationalbibliothek mit viel Glück gut überstanden. Die in der Ausstellung präsentierten Kupferstiche, Lithografien und Fotografien geben davon anschaulich Zeugnis. Der Brand, der während der Revolution vom Oktober 1848 ausgebrochen war, hatte die oberen Stockwerke des Augustinertrakts schwer beschädigt. Ein Übergreifen der Flammen auf den zentralen Bibliotheksbau konnte verhindert werden. Den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs entging der Büchertempel, wie er im Barock genannt wurde, nur knapp. Auch von dem Feuer, das im November des Jahres 1992 den unmittelbar angrenzenden Redoutensaaltrakt fast vollständig zerstört hatte, blieb der Prunksaal verschont.

In neuem Glanz
Nach der baulichen Sanierung der Bibliothek im 18. Jahrhundert sollten fast 200 Jahre vergehen, bis 1955 eine erste große Restaurierung des Prunksaales vorgenommen wurde. Weitreichende Maßnahmen wurden gesetzt, um die Schäden an der Substanz dieses geschichtsträchtigen Baues zu beseitigen und Fresken, Stuck, Marmor, Möblierung und Fassaden vom Staub der Zeit zu befreien. Im Juli 2022 wurden erneut umfangreiche Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten begonnen, um dieses barocke Gesamtkunstwerk für künftige Generationen zu erhalten. Vergoldungen sowie Bestandteile aus Stuck, Marmor, Stein, Metall und nicht zuletzt die historischen Bücherregale aus Nussholz wurden in aufwendigen Arbeitsgängen von insgesamt 90 RestauratorInnen und ExpertInnen konserviert bzw. restauriert. Der Prunksaal ertrahlt nun wieder in neuem Glanz für alle BesucherInnen.








Neue Kunst Ausstellungen
Antik Stübchen Nachwort
Die neue Ausstellung “Antik Stübchen Nachwort”...
Lernen Sie den Flâneur
Der ,Flaneur‘ ist ab Donnerstag, den 25. April für Sie...
Offenen Werkräumen
Wir feiern den 1 Mai!! von 11.00 bis 18.00 Uhr!!Freue dich...
Meistgelesen in Ausstellungen
Neuaufstellung „Zwischen Tanz
Die Alte Galerie zeigt in ihrer neuen Aufstellung –...
Henri Cartier-Bresson. Die
Fotografieren bedeutet Verstand, Auge und Herz auf eine Linie...
Eröffnung des REGIONALE12-
Eröffnung des REGIONALE12-Projekts Veredelung/Upgrading Eine...
  • Plakat der Ausstellung „Fischer von Erlach und der Prunksaal des Kaisers“ – © Österreichische Nationalbibliothek
    Plakat der Ausstellung „Fischer von Erlach und der Prunksaal des Kaisers“ – © Österreichische Nationalbibliothek
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Barocke Prunkstiege und Eingang zum Prunksaal, Wien, 2016 – © Österreichische Nationalbibliothek/Johannes Hloch
    Barocke Prunkstiege und Eingang zum Prunksaal, Wien, 2016 – © Österreichische Nationalbibliothek/Johannes Hloch
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. © Österreichische Nationalbibliothek/Hloch
    Der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. © Österreichische Nationalbibliothek/Hloch
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Ansicht der Hofbibliothek nach Plänen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach, lavierte Feder-Tusch-Zeichnung, 1733 – © Österreich
    Ansicht der Hofbibliothek nach Plänen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach, lavierte Feder-Tusch-Zeichnung, 1733 – © Österreich
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Längsschnitt durch den Prunksaal (Hauptgeschoss), 1737 – © Österreichische Nationalbiblio
    Längsschnitt durch den Prunksaal (Hauptgeschoss), 1737 – © Österreichische Nationalbiblio
    Österreichischen Nationalbibliothek
  • Kuppelfresko von Daniel Gran, Schule von Athen: Nautik, Festungsarchitektur, Errichtung von Militärlagern und Musik, Kupferstich, Wien, ca. 1737 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Kuppelfresko von Daniel Gran, Schule von Athen: Nautik, Festungsarchitektur, Errichtung von Militärlagern und Musik, Kupferstich, Wien, ca. 1737 – © Österreichische Nationalbibliothek
    Österreichischen Nationalbibliothek