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THEOPHIL HANSEN

WAGNER:WERK MUSEUM POSTSPARKASSE DER BAWAG P.S.K.

THEOPHIL HANSEN

(Wien, 22. März 2013) Aus Anlaß des 200. Geburtsjubiläums des dänisch-österreichischen Ringstraßenarchitekten Theophil Hansen zeigt das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse vom 14. Mai bis 17. August 2013 die Ausstellung THEOPHIL HANSEN 1813 – 2013. Ein Stararchitekt und seine Wohnbauten an der Wiener Ringstraße. Präsentiert werden Skizzen und Entwurfszeichnungen, Pläne, Fotos, Möbel und kunstgewerbliche Einrichtungsgegenstände von zahlreichen in- und ausländischen Leihgebern.

Theophil Hansen, 1813 in Kopenhagen geboren, gehört zu jenen Architekten, die Wien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am stärksten geprägt haben. Der Fall der alten Stadtbefestigung und der Bau der Ringstraße – sichtbarer Ausdruck der Entwicklung Wiens zur modernen Großstadt ebenso wie des Aufstiegs des Bürgertums – gab Theophil Hansen die Möglichkeit, einige der wichtigsten Repräsentativbauten der Haupt- und Residenzstadt zu planen. Zugleich wird die Ringstraße als europäisches Projekt erfahrbar.

Ziel war ein Gesamtkunstwerk als sichtbarer Ausdruck der neuen gesellschaftlichen Bedingungen – eine Parallele zum späteren Werk Otto Wagners, ja selbst zu Wagners Schülern im späteren Gemeindebau des Roten Wien. Die Ausstellung konzentriert sich daher auf Hansens Wohnbauten und bezieht seine öffentlichen Bauten insoweit mit ein, als sie zum Verständnis des kulturhistorischen – und immanent politischen – Anspruchs dieser Bauten beitragen.

DIE WIENER RINGSTRASSE – EIN EUROPÄISCHES PROJEKT
Mit kaiserlichem Handschreiben vom 20. Dezember 1857 an Innenminister Bach verfügte Franz Josef – gegen den Widerstand der Armeeführung, die eine neuerliche Revolution fürchtete – den Abbruch der Stadtbefestigung. Damit wurde der größte Stadtumbau in der Geschichte Wiens ausgelöst. Ein europaweiter Wettbewerb lieferte den „Grundplan“ für den Bau des Prachtboulevards auf dem ehemaligen Glacis. Noch im Weltausstellungsjahr 1873 war ein Großteil Wiens Baustelle. Zugleich wurde damit das Stadtwachstum beschleunigt – die Einwohnerzahl stieg innerhalb der nächsten 50 Jahre von 400.000 auf zwei Millionen.

Die Eröffnung der Ringstraße erfolgte am 1. Mai 1865. Lediglich der Schottenring wurde erst in den 1880er-Jahren fertig gestellt. Theophil Hansens mehrgeschossige Blockbebauung im Stil der „Wiener Renaissance“ wurde zum Vorbild für die gesamte Stadterweiterung, zu Hunderten wiederholt in den Vorstädten und Vororten. Gesellschaftspolitisch symbolisiert die Wiener Ringstraße vor allem den Anspruch des erstarkten Bürgertums auf sichtbaren Ausdruck seiner – primär ökonomischen – Macht. Dies galt zunächst für die öffentlichen Bauten; zur Machtdemonstration des Großbürgertums und „Industrieadels“ gehörte aber vor allem der repräsentative Wohnbau. Insbesondere in den Bauten der Bankiers- und Industriellenfamilien Epstein, Todesco und Ephrussi wird dabei augenscheinlich, wie sehr die „antiken“ Formen der öffentlichen Bauten auch im Inneren der Wohnungen eingesetzt wurden, um deren Repräsentationsanspruch zu unterstreichen.

Mit dem als „schönstes Zinshaus der Welt“ gepriesenen Heinrichhof gegenüber der Oper und der Zinshausgruppe am Schottenring schuf Hansen den Typus des bürgerlichen Mietshauses, dessen Blockbauweise und Renaissance-Fassaden künftig praktisch das gesamte gründerzeitliche Stadtbild Wiens prägen sollten.

Theophil Hansen gab dem Bürgertum seinen eigenen Stil; zugleich bestand er auf einer Internationalisierung der Architektur, die zu einer einheitlichen Form der kontinentaleuro-päischen Großstadt führen sollte. Tatsächlich kann die Wiener Ringstraße als ein Projekt von europäischer Dimension beschrieben werden: Nicht nur rekrutierte sich die Mehrzahl der Financiers und Bauherren aus dem Kreis der „Zuwanderer“; auch die Architekten waren überwiegend „Ausländer“ – darunter Ludwig von Förster, Gottfried Semper, Friedrich von Schmidt, August Sicard von Siccardsburg und Theophil Hansen.

DIE BÜRGERLICHEN AUFTRAGGEBER THEOPHIL HANSENS UND DEREN PALAIS Simon Georg von Sina
Der griechische Gesandte in Wien gehörte bereits in Athen zu Hansens wichtigsten Förderern. Er war maßgeblich an der Einladung Hansens nach Wien durch Ludwig von Förster beteiligt. Sina unterstützte den griechischen Freiheitskampf und die griechische Gemeinde in Wien. Zu Hansens Bauten für Sina gehören Palais in Wien und Venedig sowie der Erweiterungsbau der griechischen Kirche am Fleischmarkt. Der Bankier galt als der zweitreichste Mann Österreichs nach Rothschild.

Ignaz von Ephrussi
Die Familie Ephrussi stammte aus der jüdischen Gemeinde in Odessa und baute in Paris und Wien große Handels- und Bankhäuser auf. Ignaz von Ephrussi beauftragte 1869 Theophil Hansen mit dem Bau seines Zinspalais am Franzensring (heute: Universitäts-ring), das mit seiner prächtigen Ausstattung, der umfangreichen Bibliothek und der bedeutenden Kunstsammlung zum Mittelpunkt der großbürgerlichen „Zweiten Gesellschaft“ wurde. Das Bankhaus überstand den Börsenkrach 1873 und die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre. 1938 wurde es arisiert;  Ignaz´ Schwiegertochter Emmy beging Selbstmord, seinem Sohn Viktor gelang die Flucht nach England. Das gesamte Vermögen wurde geraubt und nach 1945 nur zu einem geringen Teil restituiert.






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  • Bildlegende: Ausstellungssujet unter Verwendung des Fotos,"Heinrichhof, 1861-1863",© Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste, Wien, Inv.Nr.PH8723
    Bildlegende: Ausstellungssujet unter Verwendung des Fotos,"Heinrichhof, 1861-1863",© Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste, Wien, Inv.Nr.PH8723
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